14 Demokratie Neuanfang – die Zweite Republik Die Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus leiteten sowjetische Truppen ein. Sie überschritten am 29. März 1945 die damalige Grenze des Deutschen Reichs im Burgenland und nahmen am 13. April die Stadt Wien ein. Bis Anfang Mai besetzten US-amerikanische, französische und britische Truppen die westlichen und südlichen Bundesländer. Mit der bedingungslosen Kapitulation (Unterwerfung) der Deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Nach Kriegsende kam Österreich unter militärische Verwaltung der Siegermächte (Alliierten). Die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion teilten das Land in vier Besatzungszonen auf, auch Wien wurde viergeteilt. › Während der Besatzungszeit musste die österreichische Bundesregierung dem Alliierten Rat alle Gesetze zur Kontrolle vorlegen. Dieser bestand aus je einem Vertreter der vier Besatzungsmächte (Hochkommissare). Wurden vorgelegte Gesetze nicht einstimmig akzeptiert, so wies der Alliierte Rat sie zurück. › In der Moskauer Deklaration erkannten die Alliierten Österreich als „erstes Opfer“ der Angriffspolitik Hitlers an. Sie hielten zugleich aber auch fest, dass Österreich für die Teilnahme am Krieg auf Seiten Hitlerdeutschlands Verantwortung übernehmen müsse. In der österreichischen Nachkriegspolitik diente die Auslegung, „erstes Opfer“ zu sein, aber dazu, die Anerkennung der Mitverantwortung lange Zeit hinauszuschieben. O Geschichtskulturen, S. 142 Die provisorische Staatsregierung auf dem Weg zum Parlament (vorne links Karl Renner, rechts Theodor Körner), Foto, 29.4.1945 Besatzungszonen 1945–1955 Gründung der Zweiten Republik In der Moskauer Deklaration (1943), einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister der Sowjetunion, Großbritanniens und der USA, war beschlossen worden, Österreich nach dem Krieg als freien und selbstständigen Staat wieder aufzubauen. Bereits im April 1945 gründeten sich im sowjetisch besetzten Wien und Niederösterreich drei Parteien wieder, die Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ), die Österreichische Volkspartei (ÖVP) und die Kommunistische Partei (KPÖ). Unter der Führung von Karl Renner (SPÖ) bildeten Politikerinnen und Politiker der drei Parteien am 27. April 1945 eine Provisorische Staatsregierung. Diese verkündete am gleichen Tag die Wiedererrichtung der Republik Österreich. Ziel war es, eine Regierung für ganz Österreich zu bilden und an die Verfassung von 1920/29 als rechtsstaatliche Grundlage anzuknüpfen. Das Ergebnis, das jeder Österreicher seit langem sehnsüchtig herbeigewünscht hat, ist eingetreten. Die provisorische Regierung Österreichs ist von den Regierungen der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Rußlands und der provisorischen Regierung Frankreichs offiziell anerkannt worden […] Was in den Beschlüssen der Moskauer Konferenz vom Jahre 1943 versprochen worden ist, die politische Zukunft Österreichs als ein selbstständiges Land mit freier demokratischer Regierung, beginnt bereits feste Formen anzunehmen […] Die allgemeinen Wahlen […] werden der nächste Schritt auf dem Wege des österreichischen Staatswesens unter einer auf demokratische Weise selbstgewählten Regierung sein. Weltpresse zur Regierungsanerkennung, Neue Zeit, 25.10.1945, S. 1. A7 • Untersuche anhand des Zeitungsartikels die Bedeutung der Moskauer Deklaration im Zusammenhang mit der Wiedererrichtung der Republik. • Beurteile die Bedeutung der im Zeitungsartikel angesprochenen Wahl auch vor dem Hintergrund, dass Österreich in vier Besatzungszonen geteilt war. (HMK, PUK) M7 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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