139 Geschichtskulturen Vom Erinnern und Vergessen Wir alle erinnern uns immer wieder an bestimmte Personen oder Ereignisse der Vergangenheit. Das können unterschiedliche Anlässe sein wie Geburtstage, Hochzeiten und Jubiläen, aber auch traurige Vorkommnisse wie z.B. Todesfälle, Katastrophen oder Kriege. Wir erinnern uns an die Vergangenheit immer aus einer gegenwärtigen Perspektive. Manche Erinnerungen werden auch bewusst aus dem Gedächtnis ausgeblendet, d.h. es gibt in jeder Gesellschaft oder Gruppe Themen bzw. Ereignisse, über die aus unterschiedlichen Gründen wenig oder gar nicht gesprochen wird. Es existieren verschiedene Formen von Gedächtnis, z. B. individuelle, subjektive Erinnerungen eines Menschen. Aber es gibt auch eine gemeinsame Kultur des Erinnerns in bestimmten Gruppen oder Nationen. Einige Ereignisse sind von so großer allgemeiner Bedeutung, dass sie zu offiziellen Feiertagen erhoben werden (z. B. Nationalfeiertag). Anlässlich von Jubiläen wichtiger historischer Ereignisse werden diese gefeiert (z. B. 100 Jahre Republik Österreich) und in diesem Zusammenhang häufig aus aktuellem Blickwinkel neu betrachtet und bewertet. Für Österreich sind wichtige Jahre im Gedenken beispielsweise 1918, 1938, 1945, 1955 oder 1995. Am österreichischen Nationalfeiertag werden traditionellerweise die Rekrutinnen und Rekruten des österreichischen Bundesheeres angelobt, Wien, Heldenplatz, Foto, 2016 Jährliche Gedenkveranstaltung anlässlich der Befreiung des KZ Mauthausen, Foto, 2022 Das Tor zur Freiheit, Alois Mock (Österreich) und Gyula Horn (Ungarn) durchschneiden symbolisch den Grenzzaun, Foto, 1989 O S. 146, Ü2 A2 • Recherchiere im Internet Aktivitäten von Seiten der Republik zu Jubiläen. • Untersuche, welche Fragen an die Vergangenheit mit Hilfe von Gedenk- tagen, -jahren etc. gestellt bzw. beantwortet werden. • Nimm Stellung zu möglichen Gründen für die Förderung einer gemeinsamen Kultur des Erinnerns. • Formuliere mögliche Gefahren bzw. vergebene Chancen, die das Ausblenden gewisser historischer Ereignisse mit sich bringt. (HFK, PHK, PUK) T2 Du wirst bemerken, dass Ereignisse, die nicht so weit zurückliegen und für die es noch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gibt, unterschiedlich erinnert und interpretiert werden. Wenn etwa deine Großeltern von Ereignissen wie z.B dem Fall des Eisernen Vorhangs berichten oder in Fernsehdokumentationen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen, wird Geschichte aus ihrem Blickwinkel erzählt und muss immer kritisch hinterfragt und mit anderen Quellen verglichen werden. „Sternstunden der Menschheit“ […] Man könnte auch den denkwürdigen 27. Juni 1989 so sehen. An diesem Tag trafen einander die Außenminister Österreichs und Ungarns, Alois Mock und Gyula Horn, zu einem für die Medien inszenierten Foto an einem gerade noch stehenden Stück des Stacheldrahtverhaus. Die Idee dazu hatte der Wiener Fotograf Bernhard Holzner, der […] Mock mit dem Argument dazu drängte, wenn schon jede U-Bahnstation mit großem Getöse eröffnet werde, dann müsse es doch für ein solches Ereignis wenigstens eine kleine Zeremonie geben. Lackner, Vor 25 Jahren fiel der Eiserne Vorhang: Europa – entfesselt, Profil 17.10.2014 A3 • Arbeite aus der Quelle die Darstellung der Ereignisse von 1989 heraus. • Vergleiche die Darstellung der Ereignisse in der Textquelle mit dem Foto in der Marginale. • Nimm Stellung zu möglichen Gründen für die Inszenierung der Ereignisse, wie sie in der Textquelle beschrieben sind. (HMK, PHK) M1 M7 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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