querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

88 Diversität Politische Strömungen im 19. Jh. Die Aufklärung, die Französische Revolution und die Industrielle Revolution veränderten das Denken und Leben der Menschen in Europa im 18. und 19. Jh. Es wurden neue Theorien entwickelt, wie das Zusammenleben einer Gesellschaft organisiert werden könnte. Drei große Strömungen entstanden: der Sozialismus, der Liberalismus und der Konservativismus. Die Grundgedanken dieser Strömungen sind bis heute wirksam und Basis der meisten europäischen Parteien. Kapitalismus Kapitalistinnen und Kapitalisten setzten ihr Kapital (Vermögen) zur Errichtung und Ausstattung von Fabriken und zur Herstellung diverser Produkte ein. Um beim Verkauf der Waren einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen, bezahlten sie den Arbeiterinnen und Arbeitern meist einen möglichst geringen Lohn. Die Kluft zwischen Arm und Reich wurde dadurch immer größer. Die Arbeiterinnen und Arbeiter begannen sich gegen ihre Ausbeutung zu wehren und schlossen sich zu Vereinen und Gewerkschaften zusammen. Sie protestierten auf der Straße und es wurden sogar Fabriken gestürmt und Maschinen zerstört. Teilweise konnten Verbesserungen erreicht werden. Sozialismus Im 18. Jh. entwickelte sich die politische Strömung des Sozialismus. Im Gegensatz zum Kapitalismus sollte die sozialistische Gesellschaft auf den Grundwerten Freiheit, Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit aufgebaut sein. Der Sozialismus fordert eine gerechtere Verteilung von Kapital. Kommunismus Die Ideen des Sozialismus wurden weiterentwickelt. Der Kommunismus vertrat die gleichen Grundgedanken, hatte aber radikalere Forderungen. Karl Marx und Friedrich Engels meinten beispielsweise, dass eine Verbesserung der Situation des Proletariats nur durch eine „klassenlose“ Gesellschaft zu erreichen sei. Die Kapitalistinnen und Kapitalisten sollten die Arbeiterschaft nicht länger ausbeuten und Privateigentum sollte abgeschafft werden. Damit könnten die Unterschiede zwischen Arm und Reich aufgehoben werden. Ihre Ideen schrieben Marx und Engels im „Manifest der Kommunistischen Partei“ nieder. PPKapitalismus: Wirtschaftsordnung, gekennzeichnet durch Privateigentum an Produktionsmitteln und freie Marktwirtschaft PPGewerkschaft: Organisation zur Vertretung der Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ››Einige Fabriksbesitzerinnen und -besitzer (z. B. Familie Krupp) engagierten sich neben den Gewerkschaften bzw. dem Staat für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, indem sie beispielsweise Kranken-, Pensions- oder Sterbekassen für die Belegschaft einführten. PPSozialismus: von lat. socius = Gefährte, Genosse; politische Bewegung, die die Situation der Arbeiterinnen und Arbeiter verbessern will PPSolidarität: unbedingtes Zusammenhalten mit jemandem aufgrund gleicher Weltanschauung und gemeinsamer Ziele O S. 93, Ü7 A10 • Gib die Forderungen von Marx und Engels in eigenen Worten wieder. • Stelle Vermutungen zu den Gründen an, die dazu geführt haben, dass diese Forderungen populär wurden. • Erörtere die Vor- und Nachteile von Kapitalismus und Sozialismus. (HSK) [D]ie Kommunisten unterstützen überall jede revolutionäre Bewegung gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände. In allen diesen Bewegungen heben sie die Eigentumsfrage, welche mehr oder minder entwickelte Form sie auch angenommen haben möge, als die Grundfrage der Bewegung hervor. […] Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung […] Die Proletarier haben nichts […] zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Marx, Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, 1848, S. 493 (bearbeitet) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum es Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=