querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

85 Diversität Die Industrialisierung verändert das Leben Veränderung der Produktionsvorgänge Die Industrialisierung änderte die Arbeitsvorgänge bei der Herstellung von Waren. Der Einsatz von Maschinen erleichterte die Arbeit. Die Produktion konnte erhöht werden und die Waren wurden dadurch billiger. Die Arbeitsteilung in den Fabriken wurde in noch kleinere Produktionsschritte unterteilt als in Manufakturen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter waren nur mehr ein kleiner Teil innerhalb des Herstellungsprozesses. Vom Land in die Stadt Am Ende des 18. Jh. lebten in Mitteleuropa ca. 80 Prozent der Menschen auf dem Land. Im Zuge der Industrialisierung zogen viele Menschen in der Hoffnung auf mehr Arbeit vom Land in die Städte. Mit dem enormen Zustrom der Menschen in die Städte wuchs auch die Wohnungsnot. Die Mieten waren hoch, die Ausstattung der Wohnungen war jedoch sehr schlecht. Viele Menschen lebten auf engstem Raum, oft teilten sich mehrere ein Bett. Um zusätzliches Geld zu verdienen, vermieteten sie manchmal sogar ihre Betten tagsüber an sogenannte Bettgeher, die nachts arbeiteten. Arbeitsbedingungen Durch das Überangebot an Arbeitskräften konnten die Unternehmerinnen und Unternehmer die Löhne niedrig halten. Alle Familienmitglieder (auch Kinder) mussten hart arbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Frauen mit kleinen Kindern mussten oft schlecht bezahlte Heimarbeit annehmen. Auch die Arbeitsbedingungen in den Fabriken waren meist sehr schlecht. Es gab keine Altersversorgung oder Unfallversicherung. Gearbeitet wurde an sieben Tagen die Woche, täglich bis zu 16 Stunden. Urlaub gab es keinen. ››Mietshäuser waren oft feucht und wurden vom Keller bis unters Dach bewohnt. Jede Familie hatte durchschnittlich ein bis zwei Räume zur Verfügung (Küche, Schlafzimmer). Auf dem Gang befanden sich die Wasserhähne und die Toiletten für alle Personen eines Stockwerks. O Migration, S. 141 Wiener Mietshaus, Foto, 1870 ››Viele Heimarbeiterinnen und Heimarbeiter verloren durch die Industrialisierung auch ihre Einnahmequelle. Anfertigung von Knallbonbons in Heimarbeit, Foto, 1910 O S. 92, Ü4 A7 • Schildere anhand der Quellen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter zur Zeit der Industrialisierung. • Vergleiche die Arbeitszeiten damals mit jenen von heute. • Nimm zur Entwicklung der Arbeit im 19. Jh. Stellung. (HMK, HSK) In den Fabriken wird regelmäßig an allen Wochentagen, mit Ausnahme des 1. Mai gearbeitet. […] Der Fabriksleitung bleibt es vorbehalten, auch an Feiertagen arbeiten zu lassen. In diesem Falle wird den Arbeitern die zum Besuche des Vormittags-Gottesdienstes nötige Zeit eingeräumt. […] Die tägliche Arbeitszeit richtet sich nach der Jahreszeit, den Temperatur- und Witterungsverhältnissen. Die Maximalarbeitszeit wird auf 11 Stunden innerhalb von 24 Stunden festgesetzt. Fabriksordnung der Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft 1896 BASISKONZEPT – ARBEIT Arbeit begleitet uns täglich. Sie dient uns Menschen zur Sicherung unserer Grundbedurfnisse, z.B. Wohnen und Nahrung. Zugleich bestimmt Arbeit auch unser soziales Zusammenleben und ist ein Dienst an der Gemeinschaft. Bereits in der Urgeschichte entwickelten sich Arbeitsteilung und Spezialisierung, um das gemeinsame Leben zu erleichtern. Daruber hinaus hat jede und jeder Einzelne durch Arbeit die Möglichkeit, sich persönlich weiterzuentwickeln. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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