querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

58 Revolutionen Revolutionen 1848 Biedermeier und Vormärz In der ersten Hälfte des 19. Jh. verlangten immer mehr Menschen politische Mitbestimmung. Der österreichische Staatskanzler Clemens Fürst Metternich wollte dies verhindern und den Absolutismus aufrechterhalten. Er führte eine strenge Zensur ein. Im System Metternich gab es keine Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Die Geheimpolizei bespitzelte die Bevölkerung, politische Gegnerinnen und Gegner wurden eingeschüchtert. Das Bürgertum zog sich daher ins Privatleben zurück und beschäftigte sich mit Kunst und Kultur. Dieser Lebensstil wird als Biedermeier bezeichnet. Märzrevolution in Wien 1848 gab es in vielen Staaten Europas Revolutionen, so auch in Österreich. Wenige Tage nach der Revolution in Deutschland kam es in Wien am 13. März 1848 zu Demonstrationen. Das Militär eröffnete das Feuer und erschoss mehrere Menschen („Märzgefallene“). Der verhasste Staatskanzler Metternich wurde daraufhin entlassen, die Zensur abgeschafft, die Pressefreiheit eingeführt und eine Verfassung erlassen. PPZensur: Prüfung von Büchern, Zeitungen, Theaterstücken etc. vor der Veröffentlichung durch den Staat; Änderungen oder Verbote sind möglich; auch private Briefe können betroffen sein Karikatur zur Entlassung von Staatskanzler Metternich, 1848 O Ordnungen und Konflikte, S. 102 ››An zahlreiche Märzgefallene erinnern heute Straßennamen und Denkmäler in Wien. Häusliche Biedermeierszene; Friedrich von Amerling, Rudolf von Arthaber mit seinen drei Kindern, Öl auf Leinwand, 1837, Belvedere (Wien) Die allgemeine Stimmung war am Morgen des 14ten noch sehr gedrückt. Die […] Abdankung des Fürsten Metternich ließ zwar einige Hoffnung für eine zeitgemäße Verbesserung unserer Zustände aufkeimen; allein mit der Person musste auch das System geändert werden, und dafür waren noch keine Garantien geboten […] Solche halben Maßregeln konnten nicht genügen, […] um das Vorgefallene vergessen zu machen. Wiener Zeitung, 17. März 1848, S. 1 (bearbeitet) A12 • Analysiere die Textquelle Schritt für Schritt. • Arbeite die zeitgenössische Beurteilung der Revolution heraus. (HMK) M7 Die neue Verfassung wurde aber heftig kritisiert, weil bei der Ausarbeitung keine Volksvertretung beteiligt gewesen war. Nach Straßenkämpfen im Mai wurde sie wieder zurückgenommen. Ein Konstituierender Reichstag wurde eingerichtet. In diesem wurden verschiedene Reformen gefordert. Scheitern der Revolution – Neoabsolutismus Im Oktober 1848 kam es zu neuerlichen Unruhen in Wien. Auch in anderen Gebieten der Habsburgermonarchie gab es Aufstände. Verschiedene Nationalitäten der Habsburgermonarchie forderten ihre Unabhängigkeit. Die Revolution wurde schließlich überall von der Armee niedergeschlagen. In Italien und Ungarn dauerten die Kämpfe bis 1849. Der kranke und schwache Ferdinand I. überließ den Thron im Dezember 1848 seinem Neffen Franz Joseph (1830–1916). Dieser löste 1849 den Reichstag auf. Die ausgearbeitete Verfassung wurde 1851 zurückgenommen. Franz Joseph I. regierte wieder absolutistisch. A13 • Recherchiert zwei Beispiele des Gedenkens an 1848. • Diskutiert darüber, inwiefern Revolutionen politische Verhältnisse ändern können. (HOK) T1 T2 Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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