querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

52 Revolutionen Zwischen Absolutismus und Aufklärung | extra Streit um die Erbfolge Mit dem Tod Karls VI. im Jahr 1740 starben die Habsburger in männlicher Linie aus. Doch der Kaiser hatte 1713 mit der „Pragmatischen Sanktion“ Vorkehrungen getroffen. Diese regelte die Erbfolge für die österreichischen Länder folgendermaßen: • Die Erbfolge kann auch von einer Frau angetreten werden (galt aber nicht für die Kaiserkrone). • Der habsburgische Besitz ist unteilbar. Daher konnte seine 23-jährige Tochter Maria Theresia die Herrschaft übernehmen. Obwohl nach jahrelangem Kampf und Gebietsverlusten der Habsburger (z. B. in Übersee) die Pragmatische Sanktion anerkannt worden war, kam es sofort nach dem Regierungswechsel zu Erbfolgekriegen (1740–1748). Trotz einiger Gebietsverluste blieben der Großteil des Erbes und damit die Großmachtstellung des Habsburgerreiches erhalten. Reformen unter Maria Theresia Zur Modernisierung des Reiches wurden zahlreiche Reformen durchgeführt: Maria-Theresien-Denkmal, Foto, 2010 (Wien) ››Maria Theresia (1717–1780), Erzherzogin von Österreich, Königin von Böhmen und Ungarn, war die Ehefrau von Kaiser Franz Stephan von Lothringen, der von 1745–1765 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war (aus dieser Ehe entstand die Linie Habsburg-Lothringen). Sie hatte wichtige Ratgeber an ihrer Seite, die sie bei der Neuordnung des Reiches unterstützten. Ihr Leibarzt Gerhard van Swieten reformierte das österreichische Gesundheitswesen. Maria Theresia regierte grundsätzlich absolut, durch ihre Berater flossen aber Ideen der Aufklärung ein. ››Nach der 1744 von Maria Theresia erlassenen „Judenordnung“ mussten 20.000 Prager Jüdinnen und Juden ihre Heimatstadt verlassen. Es war die letzte große Vertreibung dieser Glaubensgruppe in Mitteleuropa vor 1933. Heereswesen Berufsheer; Gründung der Militärakademie in Wiener Neustadt zur einheitlichen und besseren Ausbildung der Offiziere Verwaltung Einführung einer zentralen Verwaltung mit zentralen Verwaltungsbehörden (heute Ministerien); Einteilung des Reiches in Kreisämter (heute Bezirkshauptmannschaften); Vermessung des Landes und Anlegen eines Grundbuchs; erste Volkszählung; Steuern auch für Adelige und Geistliche Bildung 1774 Einführung der allgemeinen Unterrichtspflicht für alle Mädchen und Buben zwischen sechs und zwölf Jahren (setzte sich aber nur sehr langsam durch, da die Kinder meist als Arbeitskräfte gebraucht wurden); Errichtung von Volksschulen im ganzen Land Rechtsprechung einheitliches Strafgesetzbuch; Verbot der Folter Wirtschaft Einschränkung des Frondienstes für die Bauern; Einrichtung von Manufakturen; Abschaffung der Zölle innerhalb des Reiches zur Erleichterung des Handels; Gründung der Handelsbörse in Wien zur Belebung der Wirtschaft In religiösen Fragen wurden keine Reformen zugelassen. Die katholische Kirche sollte gestärkt werden, andere Konfessionen (z. B. Protestantismus) oder andere Religionen (z. B. Judentum) waren nicht gleichberechtigt. A4 • Nenne jene drei Reformen, die deiner Meinung nach für die Herrscherin bzw. für das Reich am bedeutendsten waren. • Begründe deine Wahl. • Stelle dar, in welchen Bereichen Maria Theresia eher als Vertreterin des Absolutismus gelten kann und in welchen Reformen Ideen der Aufklärung zu finden sind. (HSK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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