50 Revolutionen Die Aufklärung – Zeitalter der Vernunft Die Aufklärung Das späte 17. und das 18. Jh. werden als „Zeitalter der Vernunft“ bezeichnet. Was bereits mit dem Humanismus und der Renaissance begonnen hatte, wurde verstärkt fortgesetzt. Vor allem aus England und Frankreich kamen die neuen Ideen der Aufklärung. Wichtige Vertreter waren der englische Philosoph John Locke (1632–1704) sowie die Franzosen Charles Montesquieu (1689–1755) und Jean-Jacques Rousseau (1712–1778). In der Aufklärung wurde versucht, die Welt über den Verstand zu begreifen und alle Angelegenheiten über die Vernunft zu regeln. Ziel war es, die Menschen von der Bevormundung durch Herrscherinnen und Herrscher bzw. durch die Kirche zu befreien und das selbstständige Denken zu fördern. Alle bis dahin gültigen Ansichten über Religion, Staat und Gesellschaft wurden hinterfragt. Das Ziel der Aufklärung beschrieb der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) folgendermaßen: Immanuel Kant, Öl auf Leinwand, 1791 Charles de Montesquieu, Gemälde, um 1800 Jean-Jacques Rousseau, Gemälde, 1743 ››Die Ideen der Aufklärung wurden unter anderem in literarischen Salons diskutiert. Gastgeberinnen waren oft gebildete, meist adelige Frauen. O S. 62, Ü1 Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen […] Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Kant, Was ist Aufklärung, 1783, S. 53 A1 • Gib Kants Begriffsbestimmung der Aufklärung in eigenen Worten wieder. • Erkläre die im Text gebrauchten Begriffe Unmündigkeit, Unvermögen, Verstand und Mut mithilfe eines Wörterbuchs oder Lexikons. (HMK) M7 Grundsätze der Aufklärung In der Aufklärung ging man vom Grundsatz aus, dass alle Menschen gleich sind. Man vertrat die Auffassung, jeder Mensch habe ein natürliches Recht auf Freiheit. Dies solle für alle Menschen gelten, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion oder Einstellung. Ihre Vertreter setzten sich für Meinungsfreiheit, Menschenrechte und religiöse Freiheit ein. Alle Personen eines Staates sollten die gleichen Rechte haben. A2 • Vergleiche den Freiheitsbegriff von Rousseau und Montesquieu. (HSK, LK) Der Mensch wird frei geboren, und überall ist er in Ketten. […] Solange ein Volk zu gehorchen gezwungen ist und gehorcht, tut es gut daran; sobald es das Joch abschütteln kann und abschüttelt, tut es noch besser; denn da es seine Freiheit durch dasselbe Recht wiedererlangt, das es ihm geraubt hat, ist es entweder berechtigt, sie sich zurückzuholen, oder man hatte keinerlei Recht, sie ihm wegzunehmen. Rousseau, Vom Gesellschaftsvertrag, 1762, S. 5f. In den Demokratien scheint das Volk zu tun, was es will. Aber die politische Freiheit besteht keineswegs darin, dass man tut, was man will. In einem Staat […] kann die Freiheit nur darin bestehen, dass man das tun kann, was man wollen soll, und durch nichts gezwungen wird zu tun, was man nicht wollen darf […] Freiheit ist das Recht all das zu tun, was die Gesetze erlauben […]. Montesquieu, Vom Geist der Gesetze, 1748, S. 128 (bearbeitet) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=