querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

40 Neuzeitliche Kulturen Frühkapitalismus und Merkantilismus Veränderung des Wirtschaftssystems Im späten Mittelalter begann sich die Wirtschaft langsam zu verändern. Die Zeit zwischen der mittelalterlichen und der industriellen Wirtschaftsordnung nennt man Frühkapitalismus. Der Besitz von Geld und Produktionsmitteln gewann gegenüber Grundbesitz an Bedeutung. Die Bauern konnten sich nach und nach von ihren feudalen Bindungen an die Grundherren lösen. Dadurch erhielten die Grundherren immer weniger Feudalabgaben. Ausgehend von den Städten entwickelten sich der Fernhandel und das Bankwesen. Banken entstanden ausgehend vom System des Wechsels. Italienische Geldwechsler stellten in den Häfen Bänke auf und tauschten den Reisenden gegen eine Gebühr ihre mitgebrachten Münzen in fremde Währungen um. Später wurde das Geld in Niederlassungen aufbewahrt oder Geld verliehen – die ersten Banken im heutigen Sinne waren entstanden. Ab dem 14. Jh. entwickelte sich das Verlagssystem. Dabei erwarb der Verleger günstige Rohstoffe in großen Mengen und verkaufte sie mit einem Aufpreis an Handwerker weiter. Für den Verkauf der damit hergestellten Waren sorgte wieder der Verleger. Die Handwerker wurden dadurch von großen Handelshäusern abhängig. Ihre Arbeit wurde auf das Herstellen von Produkten reduziert. Das System „Fugger“ Der Weber Hans Fugger zog 1367 nach Augsburg und baute dort ein Verlagssystem auf. Von Generation zu Generation wurde die Familie reicher und mächtiger. 1519 wurde der Habsburger Karl V. zum Kaiser gewählt. Um dies zu ermöglichen, wurden die wahlberechtigten Kurfürsten bestochen. Das Geld dafür liehen sich die Habsburger von der Familie Fugger. Vier Jahre später schrieb Jakob Fugger an Karl V.: PPBank: Institution, die Geld aufbewahrt (Konto) und es verleiht (Kredit) sowie den Zahlungsverkehr abwickelt O Ordnungen und Konflikte, S. 97 ››1656 wurde in Schweden die erste Notenbank der Welt gegründet. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) geht auf die 1816 gegründete „privilegirte Oesterreichische National-Bank“ zurück. Oesterreichische Nationalbank, Foto, 2015 (Wien) PPVerleger: Kaufmann, der Rohstoffe (z. B. Wolle, Metalle) „vorlegte“, d. h. zur Verfügung stellte; heute: Leitung eines Buchverlages PPBestechung: Durchsetzung der eigenen Ziele durch Geschenke bzw. Geldzahlungen Jakob Fugger, Holzschnitt, 16. Jh. O S. 47, Ü6 Markt A B Verleger Heimhandwerker Rohstoffe Produkte Funktionsweise des Verlagssystems Eure Kaiserliche Majestät tragen ungezweifelt gut Wissen, wie ich und meine Neffen bisher dem Haus Österreich […] zu dienen geneigt gewesen sind. Deshalb haben wir […] ein treffliche Summa Gelds dargestreckt […]. [So] ist an Eure Kaiserliche Majestät mein untertäniges Bitten, die wolle solche meine getreuen, untertänigen Dienste [….] bedenken und verordnen, dass mir solch mein ausliegend Summa Gelds […] ohne längeren Verzug entrichtet und bezahlt werde. Strieder, Augsburger Wirtschaftsleben, S. 77 f. (bearbeitet) A11 • Gib den Inhalt des Briefes in eigenen Worten wieder. • Erkläre mögliche Folgen für die Familie Fugger, die sich aus dem Verleih von Geld an die Familie Habsburg ergaben. • Nimm zur Aussage „Geld regiert die Welt“ Stellung. (HMK, PUK) M7 Jakob Fugger galt als reichster Mann Europas. Als im 17. Jh. viele ihre Schulden bei den Fuggern nicht mehr zurückzahlten, verlor die Familie an Einfluss. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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