28 Begegnungen Portfolio Wahrnehmung und Bewertung des Fremden Der Deutsche Hans Staden (1525–1576) reiste Mitte des 16. Jh. zweimal nach Brasilien. Mit der „Wahrhaftigen Historia“ verfasste er das erste deutschsprachige Buch über Brasilien. Darin beschrieb er die damals unbekannte tropische Pflanzen- und Tierwelt Brasiliens. An anderer Stelle berichtete er, wie er mitansehen musste, wie mehrere Portugiesen gefangen, getötet und verspeist wurden. • Gib den Bericht von Staden in eigenen Worten wieder. • Analysiere die Bildquelle Schritt für Schritt. • Formuliere für jede Quelle zumindest zwei Fragen, die dich im Zusammenhang mit dieser interessieren. • Beurteile unter Einbeziehung des Zeitungsausschnitts unten mögliche längerfristige Auswirkungen dieser Beschreibungen bis in die heutige Zeit. Wie sie einen Gefangenen aßen und mich dabei mitführten […] Wie nun die Zeit kam, dass sie auf ihn trinken wollten (das ist ihr Brauch: wenn sie einen Menschen essen wollen, dann machen sie einen Trank aus Wurzeln, Cauim geheißen, und wenn der getrunken ist, danach töten sie ihn), des Abends […] ging ich hin zu ihm […] und sagte ihm: „Ich bin auch ein Gefangener so gut wie du und bin nicht hergekommen, dass ich von dir essen wolle, sondern meine Herren haben mich gebracht.“ Da sagte er, er wusste wohl, dass wir Leute kein Menschenfleisch essen. Weiter sagte ich ihm, er sollte getrost sein, denn sie würden von ihm allein das Fleisch essen, aber sein Geist würde an einen anderen Ort fahren […] da wäre viel Freude. Da meinte er, ob das auch wahr wäre. Da sagte ich „Ja“. „Ja“, sagte er, er hätte Gott nie gesehen. Ich sagte, er würde ihn im anderen Leben sehen. Wie ich nun mit ihm geredet hatte, ging ich von ihm […] Staden, Warhaftige Historia, S. 257 (bearbeitet) Unter Ethnologen [Völkerkundlern] wurde Stadens Bericht […] lange als originäre Quelle für die Geschichte Brasiliens gehandelt. Manche tun das immer noch, wenngleich Zweifel angebracht sind, ob er nicht zumindest gelegentlich übertrieben hat, um seinem Buch bessere Marktchancen zu eröffnen. Insbesondere seine drastische Schilderung des Kannibalismus geriet in die Kritik. Er habe damit dem eurozentrischen Weltbild Vorschub geleistet – für alle Zeiten war der Indianer nun ein unzivilisierter Wilder. http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/soeldner-hans-staden-bei-den-nackten-menschenfressern/8888754.html (15.3.2017) „Die Menschenfresser bei der Arbeit“, in: Hans Staden: Warhaftig Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/Nacketen/Grimmigen Menschfresser Leuthen/in der Newenwelt America gelegen (…), Holzschnitt, nachkoloriert, um 1556 • Recherchiere zum Leben eines indigenen Volkes in Amerika heute. • Formuliere zwei Fragen in Bezug auf die Veränderungen ihres Lebens- und Naturraumes seit den ersten Kontakten mit Europäerinnen und Europäern. Finde hierzu Antworten. • Verfasse mithilfe deiner Rechercheergebnisse einen kurzen Bericht über dieses Volk. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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