querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

159 Gewalt, Gefühle und Einstellungen Emanzipation von Frauen | extra Forderung nach Frauenrechten Im Zuge der Aufklärung wurden erste Ansätze einer Frauenrechtsbewegung bemerkbar. Der Grundgedanke war die Gleichwertigkeit aller Menschen. Die französische Revolutionärin Olympe de Gouges forderte in ihrer Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin 1791 die gleichen Rechte und Pflichten für Frauen und Männer. Allerdings führten diese Forderungen zu keiner Veränderung der Lage von Frauen. Frauenclubs wurden verboten, Frauen von politischen Versammlungen ausgeschlossen. De Gouges wurde 1793 hingerichtet. Frauen setzten sich weiter politisch ein und beteiligten sich auch an der Revolution 1848. Karoline von Perin gründete im August 1848 den Wiener demokratischen Frauenverein, den ersten Frauenverein Österreichs, der jedoch rasch wieder verboten wurde. Erste Frauenrechtsbewegung In der 2. Hälfte des 19. Jh. entstand eine Frauenrechtsbewegung. Diese setzte sich für eine politische Gleichstellung der Geschlechter ein. Gefordert wurden insbesondere das Frauenwahlrecht, das Recht auf Bildung und das Recht auf Erwerbstätigkeit. International sehr bekannt wurden die Frauenrechtlerinnen in Großbritannien und den USA, die „Suffragetten“ genannt wurden. Sie setzten sich für die politische Mitbestimmung von Frauen ein. Auch in Österreich kämpften Frauen für mehr Rechte. 1893 wurde dazu der „allgemeine österreichische Frauenverein“ gegründet. 1892 erschien erstmals eine Arbeiterinnenzeitung. 1911 wurde der 1. Internationale Frauentag veranstaltet – dieser ist bis heute am 8. März. Um 1900 konnten langsam erste wichtige Ziele der Frauenbewegung verwirklicht werden: Ab 1897 durften die ersten Frauen in der Habsburgermonarchie studieren. Im gleichen Jahr erhielt Gabriele Possanner, die in der Schweiz studiert hatte, als erste Frau an der Universität Wien ihr Doktorat in Medizin. Sie zählt zu den Pionierinnen der Frauenbewegung. Erst 1919 wurde mit der Einführung des allgemeinen Wahlrechts die wichtigste Forderung der Ersten Frauenbewegung in Österreich erfüllt. 2-Euro-Münze mit einer Darstellung von Bertha von Suttner Straßenschild, Foto, 2017 (Wien) O Revolutionen, S. 60 ››Die sogenannte Zweite Frauenbewegung begann in den 1960er-Jahren. Sie setzte sich für eine tatsächliche gesellschaftliche Gleichstellung der Geschlechter ein. PPFrauenrechtlerin: Frau, die sich aktiv für die Rechte von Frauen einsetzt O Wahlen und Wählen, S. 127 PPPionierin: Frau, der es gelungen ist, frühzeitig erfolgreich zu sein; Pionierinnen waren für die Frauenbewegung wichtig, ohne sich aktiv für Frauenrechte einzusetzen; wirkten als Vorbilder ››An einige Frauenrechtlerinnen und Pionierinnen wird bis heute erinnert. O S. 164, Ü2 Frauenanteil im Nationalrat (1918: Provisorische Nationalversammlung, 1919: Konstituierende Nationalversammlung), Angaben in Prozent 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 21.10.18 04.03.19 10.11.20 20.11.23 18.05.27 02.12.30 19.12.45 08.11.49 18.03.53 08.06.56 09.06.59 14.12.62 30.03.66 31.03.70 04.11.71 04.11.75 05.06.79 19.05.83 17.12.86 05.11.90 07.11.94 15.01.96 29.10.99 20.12.02 30.10.06 28.10.08 29.10.13 09.11.17 23.10.19 A4 • Fasse die zentrale Aussage der Statistik zusammen. • Recherchiere zu einer Frauenrechtlerin oder Pionierin. • Diskutiert darüber, ob die zentrale Forderung der Ersten Frauenbewegung nach politischer Mitbestimmung ausreichend erfüllt wurde. (PUK) T1 T2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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