114 Übungsteil Konflikte Bauernkriege O Seite 96 • Arbeite fünf bis zehn Schlüsselbegriffe der Zwölf Artikel heraus. • Erkläre auf Basis der Forderungen einige Probleme von Bäuerinnen und Bauern in der Frühen Neuzeit. • Beurteile mithilfe der Bildquelle die Behandlung der Bauernschaft. (HMK, LK) Ü1 1. Jede Gemeinde soll ihren Pfarrer selbst wählen können; er soll das Evangelium klar und unverfälscht predigen. 2. Der Kornzehnt soll dem Unterhalt des Pfarrers und der Armen dienen. Der Viehzehnt dagegen ist abzuschaffen. 3. Weil Christus alle Menschen erlöst hat, sollen Leibeigenschaft und Hörigkeit beseitigt werden. Der von Gott eingesetzten Obrigkeit wollen wir Bauern aber gehorchen. 4. Das Recht zu jagen und zu fischen soll nach dem Wort Gottes auch der „arme Mann“ wieder besitzen. 5. Die Gemeinden sollen ihre Wälder zurückerhalten, damit jeder frei Bau- und Brennholz bekommen kann. 6. Die Frondienste sollen wieder auf das ehemalige Maß verringert werden. 7. Die Herren sollen die früher mit den Bauern vereinbarten Dienste nicht […] erhöhen. Zusätzliche Dienste sind zu bezahlen […]. 8. Überhöhte Pachtzinsen sollen […] herabgesetzt werden. 9. Strafen sollen nicht nach Gutdünken, sondern nach dem schriftlich überlieferten alten Recht festgesetzt werden. 10. Unrechtmäßig von den Herren angeeignete Gemeindewiesen und -äcker sollen zurückgegeben werden. 11. Die bisherigen Abgaben beim Tod des Bauern oder der Bäuerin sollen abgeschafft werden. 12. Wenn einer dieser Artikel dem Worte Gottes nicht gemäß wäre, dann wollen wir davon Abstand nehmen, wenn man uns das aus der Bibel nachweist. Die Zwölf Artikel, 1524 Fortführung gefangener Bauern, Bauernkriege 1524/25, Holzschnitt, zeitgenössisch, nachkoloriert Der Dreißigjährige Krieg O Seite 98 • Gib die Grabschrift in eigenen Worten wieder. • Arbeite jene Stellen heraus, in denen die Gräuel des Krieges dargestellt werden. • Nimm persönlich zum Text Stellung. (HMK, LK, M7) Ü2 Andreas Gryphius GRABINSCHRIFT MARIANAE GRYPHIAE SEINES BRUDERN PAULI TÖCHTERLEIN Geboren in der Flucht, umringt mit Schwert und Brand, Schier in dem Rauch erstickt, der Mutter herbes Pfand, Des Vatern höchste Furcht, die an das Licht gedrungen, Als die ergrimmte Glut mein Vaterland verschlungen. Ich habe diese Welt beschaut und bald gesegnet: Weil mir auf einen Tag all’ Angst der Welt begegnet. Wo ihr die Tage zählt; so bin ich jung verschwunden, sehr alt; wofern ihr schätzt, was ich für Angst empfunden. Gryphius, Gesamtausgabe, S. 209 (bearbeitet) PPAndreas Gryphius (1616– 1664): deutscher Dichter des Barock; sein Leben war geprägt von den Gräueln der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (z. B. Zerstörung seiner Heimatstadt Glogau); all diese Erlebnisse verarbeitet er in seinen Werken Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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