103 Konflikte Konflikte auf dem Balkan Änderung der Machtverhältnisse Seit dem ausgehenden Mittelalter beherrschte das Osmanische Reich große Teile des Balkans. Dies änderte sich ab dem frühen 19. Jh. Zahlreiche neue Staaten entstanden: Albanien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Serbien. Bosnien-Herzegowina wurde 1878 von Österreich-Ungarn besetzt (Okkupation) und 1908 formal in das Kaiserreich eingegliedert (Annexion). Ein Attentat mit Folgen Am 28. Juni 1914 besuchten der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie die bosnische Hauptstadt Sarajevo. Dort lebte eine große serbische Minderheit. Franz Ferdinand setzte sich für die Slawen in Österreich-Ungarn ein und wollte ihnen mehr Rechte geben. Er stellte sich damit gegen die Pläne des Königreichs Serbien, das sein Gebiet um die serbische Bevölkerung der Monarchie vergrößern wollte. Die serbische Geheimgesellschaft „Schwarze Hand“ plante die Ermordung des Thronfolgers. Sie wurden dabei vom Geheimdienst des Königreichs Serbien unterstützt. Ein erster Anschlag der „Schwarzen Hand“ scheiterte. Doch dann erschoss der 20-jährige bosnischserbische Nationalist Gavrilo Princip das Thronfolgerpaar. Julikrise Einen Monat nach dem Attentat, am 28. Juli 1914, begann der Erste Weltkrieg. Das Attentat war nicht die Ursache für den Krieg, sondern nur der Auslöser. Die europäischen Mächte entschieden sich bewusst für den Krieg. Sie wollten damit die politischen Spannungen lösen und ihren eigenen Einfluss in Europa vergrößern. Die Wissenschaft nimmt aber an, dass sie nicht damit gerechnet hatten, wie lange und grausam dieser Krieg werden würde. ››1912 und 1913 verlor das Osmanische Reich in zwei Balkankriegen weitere Gebiete. ››Am 28. Juni wird in Serbien traditionell der Vidovdan (Veitstag) gefeiert. An diesem wird an die Schlacht auf dem Amselfeld (heut. Kosovo) von 1389 erinnert. Er gilt als Symbol für den Kampf gegen die osmanische Fremdherrschaft. Der Besuch von Franz Ferdinand an diesem Tag wurde von vielen als Provokation empfunden. ››Der Balkan wurde aufgrund der entgegengesetzten Interessen verschiedener Nationen als Pulverfass Europas betrachtet. 1912 erschien in der Zeitschrift „The Punch“ eine Karikatur, die verschiedene europäische Herrscher bei dem Versuch zeigt, die Explosion eines kochenden Kessels zu verhindern. Balkan Troubles, Karikatur, Oktober 1912 O S. 115, Ü4 Zeichnung auf der Titelseite der Illustrierten Kronen Zeitung, 30. Juni 1914 BASISKONZEPT – ZEITPUNKTE Ein konkretes Datum ist wie ein scheinbar stillstehender Moment in der Geschichte, der eine Veränderung oder Besonderheit markiert. Fixe Zeitpunkte helfen uns, Auswirkungen von bestimmten Ereignissen besser zu verstehen. Historisches Denken benötigt unter anderem solche speziellen Daten. Dadurch kann zwischen „vorher“ und „nachher“ unterschieden werden, Geschichte geordnet und besser verstanden werden. A8 • Analysiere die Zeichnung Schritt für Schritt. • Beurteile mithilfe des Textes, inwiefern das Attentat ein wichtiger Zeitpunkt in der Geschichte war. (HMK) M1 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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