28 Alte Kulturen Die Kultur des Alten Ägypten Hieroglyphen Die Schriftzeichen der Ägypter werden Hieroglyphen genannt (aus dem Griechischen für „heilige Zeichen“). Sie können für einzelne Laute oder ganze Wörter stehen. Eine Besonderheit der altägyptischen Schrift bestand in der Anordnung der Zeichen, da die Schriftrichtung unterschiedlich sein konnte. Es war möglich, Hieroglyphen von links nach rechts oder auch von rechts nach links zu schreiben und zu lesen. Texte wurden senkrecht in Kolumnen wiedergegeben, die von oben nach unten gelesen werden konnten. Lange Zeit waren Historikerinnen und Historiker nicht in der Lage, die Hieroglyphenschrift zu entziffern. Erst 1822 gelang dies dem Franzosen Jean-François Champollion. Er bemerkte, dass auf dem Stein von Rosette derselbe Text in drei verschiedenen Sprachen eingemeißelt war: nämlich in Hieroglyphen, in Demotisch und in Altgriechisch. Durch den Vergleich der Schriften konnte er die ersten Hieroglyphen entziffern. Stein von Rosette, 196 v. Chr., British Museum (London, Großbritannien) PPDemotisch: Schrift, die ebenfalls im Alten Ägypten verwendet wurde ››Wusstest du, dass die Ägypter auch Tiere mumifizierten, die ihnen als heilig galten, z. B. Katzen? Einige solcher Mumien kannst du im Naturhistorischen Museum in Wien bestaunen. O Religionen, S. 158 Mumie von Ramses III. (ca. 1221– 1156 v. Chr.), Ägyptisches Museum (Kairo, Ägypten) A5 • Formuliere drei mögliche Fragen, die Jean-François Champollion mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Bezug auf den Stein von Rosette diskutiert haben könnte. (HFK) Mumifizierung Im Alten Ägypten glaubten viele Menschen daran, dass auf den Tod ein weiteres Leben in einem Jenseits folgen würde. Man nahm an, dass der Körper eines Menschen oder Tieres erhalten bleiben müsse, um in das Jenseits gelangen zu können. Arme Ägypterinnen und Ägypter bestatteten die Leichen ihrer Verwandten im heißen Wüstensand. Dieser trocknete die Körper aus und schützte sie vor der Zersetzung. Reiche Ägypterinnen und Ägypter ließen ihre Toten mumifizieren. Einbalsamierer bereiteten sie mit großem Aufwand für ihre Reise ins Jenseits vor. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtete dazu Folgendes: Zuerst holen sie mit einem gebogenen Eisen das Gehirn durch die Nasenlöcher heraus […]. Darauf machen sie mit einem scharfen aithiopischen Stein einen Einschnitt an der Weiche entlang, entleeren geschwind die ganze Bauchhöhle und spülen sie aus, erst mit Palmwein und dann noch einmal mit zerriebenen Kräutern. Hiernach füllen sie den Leib mit unvermischten zerstoßenen Myrrhen, mit Kasia [Zimt] und den anderen wohlriechenden Sachen, nur den Weihrauch ausgenommen, und nähen ihn wieder zu. Wenn dies getan ist, legen sie die Leiche in Natronlauge, siebzig Tage lang. […] Sind die siebzig Tage vorüber, waschen sie den Toten und umwickeln ihn ganz und gar mit Bandstreifen von feiner Leinwand, die sie zuvor mit Gummi bestreichen, das in Ägypten meistens an Stelle des Leimes gebraucht wird. Nun holen ihn die Angehörigen wieder ab, legen ihn in ein menschenähnliches hölzernes Bild […] verschließen ihn darin und verwahren ihn in einer Grabkammer, wo er aufrecht an der Wand steht. Herodot, Historien II, 86 (gekürzt), 5. Jh. v. Chr. A6 • Fasse den hier geschilderten Vorgang der Einbalsamierung in eigenen Worten zusammen. • Stelle ihn anschließend Bestattungsritualen, die du kennst (z. B. Grabstelle), gegenüber. • Prüfe die Bedeutung dieser Quelle für uns heute. (HMK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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