109 Mittelalter Medizin und Heilpraxis | extra Die Heilkunst des Mittelalters unterscheidet sich von der heute ausgeübten Medizin ganz erheblich. Man griff damals v. a. das medizinische Wissen der Antike auf, wie z. B. die Viersäftelehre. Im Mittelalter wusste man noch sehr wenig über die Anatomie des Menschen oder über Abläufe im Körper, wie z. B. den Blutkreislauf. Für eine Erkrankung machten die Ärzte daher oftmals natürliche Ursachen (z. B. Hitze, Feuchtigkeit, Giftstoffe, Würmer, üble Gerüche) oder eine fehlerhafte Lebensführung sowie den Zorn Gottes verantwortlich. Um Krankheiten zu behandeln versuchte man im Mittelalter, die giftigen Stoffe aus dem Körper wieder herauszubringen (Diäten, Schwitzkuren, Aderlass). Chirurgen, damals Wundärzte genannt, führten sogar größere Operationen wie Schädelöffnungen oder Amputationen durch, allerdings ohne Narkose. Einige Menschen haben diese Eingriffe überlebt, wie Skelettfunde aus dem Mittelalter bezeugen. In etlichen Fällen waren z. B. herausgetrennte Schädelstücke wieder gut eingewachsen. Nicht nur Männer waren im medizinischen Bereich tätig, sondern auch Frauen, z. B. als Hebammen und Kräuterfrauen. Viele dieser Frauen sind aufgrund fehlender Quellen heute aber unbekannt. Eindeutig belegt sind einige jüdische Ärztinnen. Von ihnen sind meist nur die Vornamen bekannt, wie im Fall der Ärztin Sarah, die 1419 eine Genehmigung des Würzburger Bischofs erhielt, innerhalb seines Bistums medizinisch tätig zu werden. Seuchen und Krankheiten Trotz der Herausbildung einer universitären ärztlichen Ausbildung im Hochmittelalter waren Ärzte gegen die Pestepidemien machtlos. Das galt auch für andere Infektionskrankheiten wie Pocken, Masern, Grippe oder Lepra, für die damals noch keine Heilmittel bekannt waren. Etwa ein Drittel der Bevölkerung Europas starb im 14. Jh. an der Pest, die auch als „Schwarzer Tod“ bezeichnet wurde. PPViersäftelehre: die vier Körpersäfte (Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle) wurden für Gesundheit, Wohlbefinden oder das Fehlen davon verantwortlich gemacht PPAnatomie: Lehre vom Bau des menschlichen Körpers ››Beim Aderlass wurde einem Menschen eine größere Menge venöses (sauerstoffarmes) Blut entnommen. Heute wird das im Mittelalter weit verbreitete Heilverfahren kaum noch angewandt. Mittelalterliche Darstellung eines Aderlasses, Holzschnitt, nachkoloriert, 1480 Pestarzt, Holzschnitt, nachkoloriert, 1482 O S. 123, Ü6 M4 A13 • Untersuche mithilfe der Karte die Ausbreitung (Richtung und Regionen) der Pestepidemie zwischen 1347 und 1351. • Analysiere mögliche Gründe für die rasche Ausbreitung der Pest. (HMK) Ausbreitung der Pest Mitte des 14. Jahrhunderts Regensburg Köln Wien London Paris Toulouse Venedig Mailand Rom Saloniki Istanbul Tunis Marseille Lissabon Granada Belgrad Brügge Pest Neapel Sofia Barcelona Florenz Athen Warschau Kopenhagen Dublin Madrid Bukarest Zagreb Bordeaux Basel Augsburg Hamburg Breslau Krakau Danzig York Ceuta Algier Minsk Moskau Caffa P is A t l a n t i s c h e r O z e a n S c h w a r z e s M e e r N o r d s e e M i t t e l m e e r Os t s e e 0 380 760 1140 km 1347 Mitte 1348 Anfang 1349 Ende 1349 1350 1351 nach 1351 geringe oder keine Ausbreitung der Pest Ausbreitung der Pest in Europa heutige Staatsgrenze Stadt 0 380 760 1140 km 1347 Mitte 1348 Anfang 1349 Ende 1349 1350 1351 nach 1351 geringe oder keine Ausbreitung der Pest Ausbreitung der Pest in Europa heutige Staatsgrenze Stadt 0 380 760 1140 km 1347 Mitte 1348 Anfang 1349 Ende 1349 1350 1351 nach 1351 geringe oder keine Ausbreitung der Pest Ausbreitung der Pest i Europa heutige Staatsgrenze Stadt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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