querdenken 2, Schulbuch

querdenken 2 Geschichte und Politische Bildung Aktualisiert! Auch mit E-Book+ erhältlich

querdenken – Geschichte und Politische Bildung 2, Schülerbuch und E-Book Schulbuchnummer: 180828 querdenken – Geschichte und Politische Bildung 2, Schülerbuch mit E-BOOK+ Schulbuchnummer: 190247 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 10. Mai 2019, BMBWF-5.018/0020-IT/3/2018, gemäß § 14 Absatz 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß den derzeit geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch an Neuen Mittelschulen und allgemein bildenden höheren Schulen - Unterstufe für die 2. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung geeignet erklärt. Mit Bescheid vom 30. September 2021, GZ 2021-0.361.128 teilt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mit, dass gegen die aktualisierte Fassungs des Werkes querdenken – Geschichte und Politische Bildung 2, Schulbuch und E-Book, BNR 180828, kein Einwand besteht. Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 24. März 2021, BMBWF-5.018/0049-Präs/14/2019, gemäß § 14 Absatz 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß den derzeit geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch für die 2. Klasse an Mittelschulen und für die 2. Klasse an allgemein bildenden höheren Schulen – Unterstufe im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung (Lehrplan 2016) geeignet erklärt. Mit Bescheid vom 30. September 2021, GZ 2021-0.361.094 teilt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mit, dass gegen die aktualisierte Fassungs des Werkes querdenken – Geschichte und Politische Bildung 2, Schulbuch mit E-Book+, BNR 190247, kein Einwand besteht. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Liebe Schülerin, lieber Schüler, du bekommst dieses Schulbuch von der Republik Österreich für deine Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind. Umschlagbilder: U1.1: LBI ArchPro/7reasons/Interspot Film; U1.2: LEONHARD FOEGER/REUTERS/picturedesk.com; U1.3: akg-images/picturedesk.com Illustrationen: SCHWUPP, Atelier für Malerei und Illustration, Hausbrunn; Wolfgang Schaar, Grafing Kartographie: Freytag-Berndt & Artaria, Wien Bildrechte: © Bildrecht GmbH, Wien 2022 1. Auflage (Druck 0001) © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2022 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Zur Auflistung der von den Autorinnen bearbeiteten Seiten: siehe Impressum zu querdenken 2 unter: www.oebv.at Redaktion: Carina Müller, MA, Mag. Eva Hembach, Wien; Dr. Philipp Strobl Herstellung: MMag. Andrea Maria Fellner, Wien Umschlaggestaltung: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Layout: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Satz: Print Alliance HAV Produktions GmbH, Bad Vöslau Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn ISBN 978-3-209-11755-7 (querdenken SB 2 + E-Book) ISBN 978-3-209-11761-8 (querdenken SB 2 + E-BOOK+) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

www.oebv.at querdenken 2 Andrea Brait Sabine Mader Cornelia Sommer-Hubatschke Andrea Strutz Geschichte und Politische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

2 Inhaltsverzeichnis So arbeitest du mit „querdenken – Geschichte und Politik“ 4 Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung 6 Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit 7 Zeit und Geschichte • Wie die Geschichte eingeteilt wird 8 Quellen der Geschichte • Einteilung von Quellen 10 Forschung an Quellen | extra • Geschichtsdarstellungen 12 Die Entwicklung des Menschen | extra • Die Urgeschichte – eine schriftlose Zeit 14 Die Steinzeiten | extra • Die Metallzeiten | extra 16 Übungsteil 18 Portfolio 22 Alte Kulturen 23 Frühe Hochkulturen • Die Entwicklung der Schrift | extra 24 Die ägyptische Hochkultur 26 Die Kultur des Alten Ägypten 28 Griechische Antike • Die Entwicklung der attischen Demokratie 30 Vergleich zweier Stadtstaaten • Verschmelzung von Kulturen 32 Römische Antike • Vom Stadtstaat zur Weltmacht 34 Die Zeit der Römischen Republik • Von der Republik zum Kaiserreich 36 Der österreichische Raum in der Antike • Überreste der römischen Herrschaft 38 Wissenschaft und Technik | extra 40 Sport | extra 42 Zusammenleben in der Antike 44 Epochengrenze Antike – Mittelalter • Kontinuitäten 46 Umgang mit der Antike heute 48 Übungsteil 50 Portfolio 58 Gesetze, Regeln, Werte 59 Regeln und Normen • Werte im Wandel 60 Gesetze und Gesellschaft • Die Entwicklung des Rechts | extra 62 Kinderrechte 64 Kommunikation und Medien 66 Übungsteil 68 Portfolio 72 Vergangene und gegenwärtige Herrschaftsformen 73 Herrschaft 74 Monarchie • Maximilian I. und Elisabeth II. | extra 76 Republik • USA und Österreich | extra 78 Diktatur • Caesar und Kim Il-sung | extra 80 Demokratie in Vergangenheit und Gegenwart • Demokratie ist nicht 82 gleich Demokratie | extra Übungsteil 84 Portfolio 88 Quellenkunde Alte Kulturen Gesetze, Regeln, Werte Herrschaftsformen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

3 Religionen Menschenrechte Politisches Handeln Welt- und Vernetzungsgeschichte zur Zeit der europäischen Antike 89 Die Welt in der Antike • Antike Großstädte | extra 90 Fernhandelsrouten in der Antike • Handelsnetzwerke 92 Römische Handelsbeziehungen • Die bekannte Welt in der Antike 94 Übungsteil 96 Portfolio 98 Mittelalter 99 Das europäische Mittelalter • Baukunst im Mittelalter 100 Das mittelalterliche Lehenswesen • Mittelalterliche Gesellschaftsordnung 102 Leben auf dem Land im Mittelalter 104 Ritter 106 Das Klosterleben im Mittelalter • Medizin und Heilpraxis | extra 108 Die mittelalterliche Stadt 110 Leben in der mittelalterlichen Stadt 112 Von den Babenbergern zu den Habsburgern 114 Handel und Handelsmächte • Fernhandel und Geldwesen 116 Ende des Mittelalters 118 Übungsteil 120 Portfolio 126 Möglichkeiten für politisches Handeln 127 Politisches Handeln 128 Politik und ich 130 Direkte und indirekte Demokratie 132 Protest der Zivilgesellschaft • Tätigkeiten und Protestformen von NGOs | extra 134 Übungsteil 136 Portfolio 140 Ausbeutung und Menschenrechte – ein Längsschnitt 141 Die Menschenrechte – universell und unteilbar • Sklaverei in der Antike 142 am Beispiel Roms Sklaverei vom Mittelalter bis heute 144 Widerstand gegen Sklaverei • Leibeigenschaft und Hörigkeit 146 Ausbeutung im Industriezeitalter • Ausbeutung heute | extra 148 Übungsteil 150 Portfolio 152 Bedeutung von Religionen in verschiedenen Kulturen der Vergangenheit 153 Polytheismus – Glaube an viele Götter 154 Monotheismus – Glaube an einen Gott 156 Diesseits und Jenseits 158 Staat und Kirche • Papst und Kirche im Mittelalter 160 Religionskonflikte und Religionskriege • Umkämpftes Jerusalem | extra 162 Übungsteil 164 Portfolio 168 Methoden und Techniken 169 Quellen- und Literaturverzeichnis 174 Bildquellenverzeichnis 175 Vernetzungsgeschichte Mittelalter Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

4 So arbeitest du mit „querdenken – Geschichte und Politik“ Dieses Schulbuch ist in neun Großkapitel (Module) gegliedert. Zur besseren Unterscheidbarkeit ist jedes Modul in einer anderen Farbe gehalten. Ein Modul besteht aus einer Auftaktseite, einem Inputteil, einem Übungsteil und einer Portfolioseite. Modulauftaktseite Die Einstiegsseite informiert über die im Modul behandelten Basiskonzepte und beschreibt Inhalte und Ziele des jeweiligen Moduls. Neben der Modulüberschrift findest du einen Verweis auf einen Online-Code mit weiterführenden Informationen. Um dorthin zu gelangen, gib den Code einfach in das Suchfeld auf www.oebv.at ein. In der Zeitleiste kannst du wichtige Ereignisse und Jahreszahlen nachlesen, die im Modul behandelt werden. Inputseiten Diese Seiten geben dir einen Überblick über wichtige Inhalte im Modul. Manche dieser Seiten sind mit dem Wort „extra“ gekennzeichnet. Sie bieten vertiefende Informationen zum jeweiligen Kapitel. In den blauen Kästchen findest du Arbeitsaufträge, um bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten (Kompetenzen) zu trainieren. Die Abkürzungen der jeweiligen Kompetenzen sind immer angegeben. Wenn du mit einer Methode (M) oder Technik (T) arbeiten sollst, wird das ausgewiesen. Auf manchen Seiten gibt es eine Infobox mit den Basiskonzepten, die dir helfen, historische und politische Zusammenhänge zu verstehen und einzuordnen. Die Informationsspalten am Rand enthalten Begriffserklärungen und bieten zusätzliche interessante Informationen. Hinzu kommen Seitenverweise zu den passenden Übungen im Übungsteil sowie auf verwandte Themen innerhalb des Buches und Online-Codes. Zeitleiste 7 Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit Basiskonzepte: Belegbarkeit | Konstruktivität | Zeiteinteilung Historische Quellen helfen uns, die Vergangenheit besser zu verstehen. Solche Quellen können Texte, Bilder, Gegenstände oder andere Überreste aus der Vergangenheit sein. In diesem Modul beschäftigst du dich mit unterschiedlichen Formen von historischen Quellen und mit verschiedenen Geschichtsdarstellungen. Du lernst Geschichte genauer zu betrachten und zu überprüfen, wie diese dargestellt wird. Du wirst auch unterschiedliche Arten von Quellen kennenlernen, die uns Kenntnisse über die Vergangenheit liefern. s26eg9 Entstehung der Erde vor ca. 4,6 Mrd. Jahren Entwicklung des Menschen vor ca. 2,5 Mio. Jahren Beginn der Altsteinzeit vor ca. 2,5 Mio. Jahren Homo sapiens sapiens vor ca. 200.000 Jahren Beginn der Jungsteinzeit ca. 5500 v. Chr. Beginn der Zeitrechnung im Judentum 3761 v. Chr. Beginn der Kupfer- und Bronzezeit ca. 2200 v. Chr. Beginn der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) ca. 800 v. Chr. Beginn der jüngeren Eisenzeit, La-Tène-Kultur ca. 400 v. Chr. Beginn der Zeitrechnung im Christentum Jahr „Null“ Beginn der Zeitrechnung im Islam 622 n. Chr. Sonnenwagen von Trundholm Die Abbildung zeigt den Sonnenwagen von Trundholm (Dänemark). Der Fund stammt aus der älteren Nordischen Bronzezeit im 14. Jh. v. Chr. und wurde 1902 in einem Moor bei Trundholm gefunden. Der Wagen, auf dem sich eine Scheibe mit Goldblech befindet, wird von einem kleinen Pferd gezogen. Möglicherweise wurde dieser Schmuckwagen bei religiösen Festen mitgeführt. Basiskonzepte Modulziele Online-Code Modultitel extra-Seite Modulkurzbezeichnung Inputtext Basiskonzept Kompetenz Verweis auf Methode oder Technik Arbeitsaufträge mit hervorgehobenen Operatoren Informationsspalte Lexikon Zusatzinformation Seitenverweis Quellentext 149 148 Menschenrechte Menschenrechte Ausbeutung im Industriezeitalter Der Großteil der Bevölkerung im 19. Jh. musste viel und sehr hart arbeiten, um zu überleben. Die meisten Menschen hatten nur wenig Freizeit. Regelmäßige Urlaube und die Beschränkung der täglichen bzw. wöchentlichen Arbeitszeit wurden erst im 20. Jahrhundert eingeführt. Es gab noch keine Verteilung von staatlichen Mitteln, wie wir sie in unserem heutigen Sozialstaat kennen. Im 18. Jh. veränderten sich die Arbeitsbedingungen massiv. Fabrikbesitzer versuchten so viel Gewinn wie möglich zu machen und kümmerten sich nur wenig um die Arbeitsbedingungen. Die Arbeitstage dauerten bis zu 16 Stunden. Sicherheitsvorschriften gab es so gut wie keine. Für Kinder war die Arbeit besonders gefährlich. Sie wurden gerne beschäftigt, weil ihnen weniger Lohn gezahlt werden musste als Erwachsenen. › Unser Sozialstaat ermöglicht Umverteilungen. Arbeitende Menschen bezahlen beispielsweise die Pensionen. Einen solchen Sozialstaat gibt es aber nicht überall. In vielen Staaten der sogenannten Dritten Welt ist ein Großteil der Bevölkerung weder kranken- noch unfallversichert. › Kinder mussten auch schon in früheren Zeiten arbeiten (z. B. auf Bauernhöfen oder im Bergbau). 1859 wurde in Österreich die Beschäftigung von Kindern unter zehn Jahren in größeren Betrieben verboten, bis zum Alter von 14 Jahren galt eine Maximalarbeitszeit von zehn Stunden am Tag, Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren durften maximal zwölf Stunden am Tag arbeiten. › Das Einkommen von Frauen und Kindern war für die Familien lebensnotwendig, um Miete und Lebensmittel bezahlen zu können. Ausbeutung heute | extra Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen In Österreich und den meisten EU-Staaten gibt es heute viele Bestimmungen, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schützen (z. B. Beschränkung der Arbeitszeit). Dies ist aber nicht überall auf der Welt der Fall, wie das folgende Zitat einer ehemaligen Arbeiterin in Bangladesch zeigt. P FAIRTRADE: bedeutet „fairer Handel“; Unternehmen, die sich an die Richtlinien der Organisation halten, bekommen ein Gütesiegel › Da Kinderarbeit in vielen Staaten illegal ist, gibt es keine genauen Zahlen zu den Betroffenen. › In Österreich darf man heute erst ab einem Alter von 15 Jahren bzw. nach Beendigung der Schulpflicht arbeiten. › Der 12. Juni ist der Welttag gegen Kinderarbeit. Textilfabrik in Bangladesch, Foto, 2013 O S. 151, Ü4 Meine Arbeit begann morgens um acht Uhr und endete erst gegen zehn Uhr am Abend. Als mein Arbeitgeber fragte, ob ich auch noch die Nachtschicht arbeiten könnte, lehnte ich ab. Es gab viele Kolleginnen, die von acht Uhr morgens bis um drei Uhr nachts arbeiteten. Viele Leute litten daher unter Schlafstörungen. Manche Arbeiterinnen schliefen fast gar nicht mehr und waren den ganzen Tag übermüdet. Die Besitzer der Fabrik setzten uns immer wieder unter Druck, noch schneller zu arbeiten. Shahida Sarker, in: Bangladesch-Zeitschrift NETZ, 4/2008 A11 • Befrage jemanden aus deinem Verwandten- oder Bekanntenkreis zu ihren bzw. seinen Arbeitsbedingungen. Vergleiche diese anschließend mit den Schilderungen von Shahida Sarker. • Nimm zu den Arbeitsbedingungen in Bangladesch kritisch Stellung. (PUK) Kinderarbeit heute Kinderarbeit ist heute in Österreich und vielen anderen Staaten verboten. Es wird jedoch angenommen, dass weltweit ungefähr 150 bis 250 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren regelmäßig mehrere Stunden am Tag arbeiten müssen. Viele tun dies in der Landwirtschaft, in Fabriken oder Steinbrüchen. Wie im Industriezeitalter ist die Arbeit von Kindern auch heute noch ein gutes Geschäft: Kinderarbeit ist sehr billig, Kinder können sich meist auch nicht wehren. Nach wie vor tragen Kinder damit zum Familieneinkommen bei. Die Eltern können sich einen Schulbesuch ihrer Kinder nicht leisten oder sehen diesen als nicht nötig an. Mittlerweile gibt es viele NGOs, die sich gegen Kinderarbeit einsetzen. FAIRTRADE unterscheidet zwischen arbeitenden Kindern und ausgebeuteten KinderarbeiterInnen. FAIRTRADE erkennt an, dass Kinder zur Bekämpfung der Armut ihrer Familien mithelfen und arbeiten, da das Einkommen der Kinder für sehr viele Familien lebensnotwendig ist. ‚Arbeitende Kinder‘ sind Kinder, die so arbeiten, dass sie trotz einer Tätigkeit zur Schule gehen können […]. Kinder dürfen keine Arbeit verrichten, die ihrer Gesundheit und Entwicklung schadet. FAIRTRADE Österreich Die Kindernothilfe bietet gemeinsam mit ihren lokalen Partnern Schutz für […] Kinder. Unser Ziel ist es, ein sicheres Umfeld zu schaffen, in dem die Einhaltung der Kinder- und Menschenrechte gewährleistet wird. Betroffene Kinder erhalten psychosoziale Hilfe, medizinische Betreuung und Unterstützung bei der Gestaltung ihres Lebensweges. Sie lernen ihre Rechte kennen und werden darin bestärkt, diese einzufordern. Verein Kindernothilfe Österreich T1 A12 • Fasse die Texte in eigenen Worten zusammen. • Vergleiche die Ziele von Fairtrade Österreich und der Kindernothilfe. • Diskutiere in der Klasse über Möglichkeiten, mit denen ihr in eurem Alltag dazu beitragen könnt, Kinderarbeit zu reduzieren. (PHK) A9 • Beschreibe die auf dem Foto dargestellten Arbeitsbedingungen. • Ermittle mögliche Gefahren für die Kinder. • Bewerte die Bedeutung des heutigen Verbots dieser Form von Kinderarbeit in Österreich. (HMK, HOK) Kinderarbeit in der Textilindustrie, Foto, 1909 (USA) BASISKONZEPT – VERTEILUNG Für ein friedliches Zusammenleben ist die Versorgung aller Menschen in einer Gesellschaft sehr wichtig. Einer großen Menge an menschlichen Bedürfnissen stehen begrenzte Mittel (Nahrungsmittel, Wohnraum, Bodenschätze etc.) gegenüber. Die Verteilung dieser Güter regelt einerseits der Staat, andererseits der freie Markt. Grundlage für diese Regelungen sind oft politische Entscheidungen. Diese berücksichtigen beispielsweise die wirtschaftliche Entwicklung. In Sozialstaaten, wie in Österreich, wird versucht, die Mitglieder der Gesellschaft so zu versorgen, dass sie ihre Grundbedürfnisse abdecken können. Der Begriff „Arbeit“ umfasste im Gegensatz zur vorindustriellen Zeit nur mehr bezahlte Tätigkeiten. Hausarbeit und Kindererziehung galten damit als privat und mussten zusätzlich zur Lohnarbeit verrichtet werden. Frauen arbeiteten meist in schlecht bezahlten Bereichen, hatten schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Aufstiegschancen. Sie waren vor allem als Dienstbotinnen, in der Heimarbeit und in der Fabrik beschäftigt. Sie bekamen oft auch geringeren Lohn für gleiche Arbeit. Besser bezahlte Stellen erhielten hauptsächlich Männer. A10 • Nimm zur Verteilung der Arbeit zwischen den Geschlechtern im Industriezeitalter kritisch Stellung. • Vergleiche die Situation mit der heutigen. (PUK) Verweis auf Übung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

5 98 Vernetzungsgeschichte Portfolio Die antike Welt in Quellen • Beschreibe die folgende historische Karte der damals bekannten Welt so genau wie möglich. Achte nicht nur auf die Umrisse der Landmassen, sondern auch auf die eingezeichneten Flüsse. • Nenne mögliche Quellen und Grundlagen, die Ptolemäus für die Herstellung dieser Karte herangezogen haben könnte. Weltkarte aus dem 15. Jh., erstellt nach Erkenntnissen des griechischen Gelehrten Ptolemäus (ca. 100–160 n. Chr.) • Markiere in beiden Textstellen unten Formulierungen, in denen eine Bewertung der jeweils anderen Kultur zum Ausdruck kommt. Nimm zu diesen Wertungen aus heutiger Sicht kritisch Stellung. Der König hat keinen vererbten Herrschaftsanspruch auf Lebzeit, sondern wird aufgrund seiner Leistungen und Verdienste gewählt. […] Die Bewohner dieses Landes sind aufrechte Menschen von hoher Statur. Sie ähneln der Bevölkerung aus dem Reich der Mitte, deshalb wird das Königreich auch als Da Qin [wörtlich, ‚Großes China‘] bezeichnet. Das Land produziert eine reichliche Menge an Gold, Silber, wertvollen Juwelen, funkelnder Jade, strahlenden Mondperlen, Korallenstein, gelblichem Bernstein […]. Sie besitzen sämtliche kostbare und seltene Dinge, die aus den fremden Königreichen dieser Welt kommen. Hou Hanshu (chinesisches Geschichtswerk), 5. Jh. Jetzt, da all die Völker des Westens und Südens unterworfen waren und auch die Völker des Nordens, […] sandten die Skythen und die Sarmaten Botschafter, um unsere Freundschaft zu ersuchen; die Serer und auch die Inder, die unmittelbar unter der Sonne leben, betrachteten, obwohl sie Elefanten sowie kostbare Edelsteine und Perlen als Geschenke brachten, ihre lange Reise, für deren Bewältigung sie 4 Jahre verbrachten, als größten Tribut, den sie leisteten, und in der Tat bewies ihre Gesichtsfarbe, dass sie unter einem anderen Himmel wohnen. Florus, Epitomae II, 34, 2. Jh. Portfolio Am Ende jedes Moduls gibt es eine Seite zur selbstständigen Vertiefung – das „Portfolio“. Hier kannst du zeigen, dass du die Ziele des Moduls erreicht hast. Übungsseiten Die Übungsseiten findest du im Anschluss an den Inputteil. Neben den Kapitelüberschriften gibt es einen Seitenverweis, damit du weißt, worauf sich diese Übung bezieht. Methoden und Techniken Im Anhang von querdenken findest du Methoden (M) und Techniken (T) für deine Aufgabenstellungen im Fach Geschichte und Sozialkunde/ Politische Bildung. Sie bieten dir Unterstützung für die Umsetzung der kompetenzorientierten Arbeitsaufgaben auf den Input- und Übungsseiten. 171 170 Methoden und Techniken Methoden und Techniken - Benenne Titel und Inhalt der Karte, den dargestellten Zeitraum und die Regionen. - Ermittle, ob es eine historische Karte, eine Geschichtskarte oder eine Karte zu politischen Themen ist. Tipp: Historische Karten stammen aus der dargestellten Zeit selbst. Beachte, dass bei historischen Karten eventuell ein anderes geografisches Wissen als heute bestand. Geschichtskarten fassen bestimmte Themen der Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt zusammen. - Fasse jene Informationen zusammen, die du der Karte entnehmen kannst. Einzelinformationen, die du in der Zeichenerklärung (Legende) erfährst, helfen dir dabei. - Erkläre die Bedeutung von Symbolen in der Karte: z. B. Farben, Pfeile. - Untersuche, ob es sich um die Darstellung eines Zustandes zu einem bestimmten Zeitpunkt handelt (statische Karte) oder ob eine räumliche bzw. zeitliche Veränderung gezeigt wird (dynamische Karte). - Nimm Stellung, inwiefern die Karte zu einem besseren Verständnis des Themas beiträgt. - Überprüfe, ob die Darstellungen in der Karte vollständig sind. - Beurteile, ob mit der Darstellung ein bestimmter Zweck erreicht werden soll. - Formuliere Fragen, die die Karte offenlässt. METHODE 4 Karte - Ermittle mit Hilfe von Überschriften oder der Erklärung (Legende) das dargestellte Objekt. - Arbeite Details heraus: z. B. bauliche und technische Elemente, abgebildete Personen, dargestellte Tätigkeiten. - Beschreibe die Wirkung der Rekonstruktion auf dich. - Arbeite zentrale Elemente heraus, die besonders betont werden. - Ordne die Rekonstruktion räumlich und zeitlich ein. - Vergleiche die Rekonstruktion mit der historischen Überlieferung, z. B. Ausgrabungen. - Analysiere, ob Ergänzungen oder Bewertungen im Hinblick auf das Thema vorgenommen wurden. - Beurteile, inwiefern die Rekonstruktion Erkenntnisse über die Vergangenheit liefert. - Erörtere die Vor- und Nachteile einer Nachbildung von historischen Objekten bzw. Quellen. - Nimm kritisch Stellung zu der Form der Rekonstruktion. METHODE 5 Rekonstruktion - Ermittle das Thema der schriftlichen Quelle. - Arbeite Informationen mit Hilfe von Angaben zu Personen, Zeit und Ort sowie der Über- oder Unterschriften heraus. - Fasse den Text in eigenen Worten zusammen. - Benenne die Art der Textquelle: z. B. Zeitungsartikel, Urkunde, Rede, Reisebericht. - Stelle fest, ob das Datum des beschriebenen Ereignisses sich vom Zeitpunkt der Abfassung der Textquelle unterscheidet. - Erkläre die wesentliche Textaussage anhand von Schlüsselbegriffen. - Ordne die Quelle einem historischen oder politischen Zusammenhang zu. - Analysiere, ob die Zeit, in der die Autorin bzw. der Autor gelebt hat, oder ihre bzw. seine Herkunft einen Einfluss auf das Gesagte haben könnten. - Untersuche, ob der Text zu einem bestimmten Zweck geschrieben wurde. - Weise anhand der Auslassungspunkte […] nach, ob die wiedergegebene Quelle vollständig zitiert wurde. - Interpretiere den Text in Bezug auf die Absicht der Verfasserin bzw. des Verfassers. - Beurteile, inwiefern der Text heute in Bezug auf das Wissen über Vergangenheit von Bedeutung ist. - Überprüfe, ob der Text Antworten auf Fragen liefert, die du dir zu diesem Thema stellst. METHODE 7 Textquelle - Ermittle das Thema des Schaubildes. Die Beschriftungen können dabei helfen. - Nenne zentrale Begriffe, die im Schaubild vorkommen. - Beschreibe, ob ein kurzzeitiger Zustand oder länger andauernde Merkmale dargestellt werden. - Ordne das Thema des Schaubildes räumlich und zeitlich zu. - Analysiere die Bedeutung der Bestandteile und Symbole: z. B. die Form des Schaubildes selbst, verwendete Kästchen, Kreise, Linien, Pfeile, Farben, Figuren. - Untersuche die Verbindung der einzelnen Bestandteile zueinander. - Erkläre die Zusammenhänge und Verhältnisse, die durch das Schaubild deutlich werden, in eigenen Worten. - Beurteile, inwiefern das Schaubild zur Klärung von historischen oder politischen Fakten beiträgt. - Überprüfe, ob in der (vereinfachten) Darstellung wichtige Details weggelassen wurden. - Interpretiere das Schaubild in Zusammenhang mit dir bekannten historisch-politischen Tatsachen. - Erörtere, ob noch Fragen zum Thema offen bleiben und wie diese geklärt werden könnten. - Benenne das Thema, für das du eine zeitliche Ordnung festlegen möchtest. - Ermittle Ereignisse, Begriffe bzw. Personen, die eingetragen werden sollen. - Bestimme den Platzbedarf für das Thema: z. B. Hoch- oder Querformat, A4, A3. - Definiere eine Zeitskala und unterteile sie in passende Abschnitte, in denen du schließlich die Einträge festhalten wirst. - Recherchiere Bilder, Ereignisse und andere Materialien, die in die Zeitleiste eingefügt werden sollen. - Ordne deine gesammelten Einträge chronologisch und übertrage sie in die Skala. - Entwirf Fragen, die du mit Hilfe des Zeitstreifens beantworten möchtest. - Gestalte den Zeitstreifen mit Hilfe von „Verzierungen“, damit er übersichtlich wird, z. B. Farben und Symbolen. - Bewerte abschließend dein Ordnungssystem im Hinblick auf Vollständigkeit, Belegbarkeit und Korrektheit. - Nimm Stellung zu deinen Auswahlkriterien für die einzelnen Einträge. METHODE 8 Zeitstreifen METHODE 6 Schaubild Online-Code Modulkurzbezeichnung 85 84 Herrschaftsformen Herrschaftsformen Übungsteil Übungsteil Herrschaft O Seite 74–75 • Ermittle jene Regionen, in denen die Freiheit besonders stark beschränkt ist. • Nimm dazu kritisch Stellung. (PUK, M4) Ü1 0 1800 3600 5400 km Staatsgrenzen Umfrageergebnisse: Freiheit in der Welt, 2018 0 1800 3600 5400 km frei teilweise frei nicht frei Staatsgrenzen 0 1800 3600 5400 km frei teilweise frei nicht frei Staatsgrenzen Monarchie O Seite 76–77 • Ordne den Bildern der Herrschaftsinsignien des Heiligen Römischen Reiches den richtigen Titel zu. Mehr darüber erfährst du beispielsweise auf der Homepage der Wiener Schatzkammer: qm3am2. • Erkläre den Begriff „Reichsinsignien“ in zwei bis drei Sätzen. • Verfasse zu einer Insignie unten einen kurzen Erklärungstext für jugendliche Besucherinnen und Besucher. (HMK, T2) Ü3 A Krönungsmantel D Heilige Lanze B Reichsschwert E Reichskreuz C Reichskrone F Zepter G Reichsapfel • Stelle fest, ob die Personen auf den Fotos in einer Diktatur oder in einer Demokratie leben/gelebt haben. • Begründe deine Entscheidung kurz. (PSK) Ü2 Demokratie Diktatur Demokratie Diktatur Demokratie Diktatur Demokratie Diktatur Der sogenannte „Freiheitsindex“ wird jedes Jahr von Freedom House, einer US-amerikanischen NGO, erstellt. Untersucht werden die Freiheit und der Grad der Demokratie. Die politischen Rechte und die bürgerlichen Freiheiten werden dabei mit einer Skala von 1 (am freiesten) bis 7 (am wenigsten frei) bewertet. Übungsanleitung Unterkapitel im Modul mit Seitenverweis Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

6 Geschichte und Sozialkunde/ Politische Bildung Ein neuer Unterrichtsgegenstand stellt sich vor Ab diesem Schuljahr hast du einen Unterrichtsgegenstand mehr: Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung (GSPB). Im Bereich Geschichte geht es um wichtige Ereignisse, Persönlichkeiten, Erfindungen, Entdeckungen und Auseinandersetzungen der Vergangenheit. Sozialkunde beschäftigt sich mit dem Zusammenleben der Menschen in Vergangenheit und Gegenwart. Politische Bildung soll dir helfen, Zusammenhänge im politischen Geschehen zu verstehen. Dadurch wirst du auf das gesellschaftliche und politische Miteinander vorbereitet und kannst in der Zukunft verantwortungsvoll und kritisch handeln. ››„Geschichte“ stammt vom Wort „geschehen“. „Sozial“ bedeutet „zum Wohl der Allgemeinheit“. „Politik“ ist menschliches Handeln, das verbindliche Regeln zwischen Menschen herstellen möchte. PPKompetenz: Fähigkeit, Fertigkeit und Bereitschaft bestimmte Probleme zu lösen ››Neben der jeweils trainierten Kompetenz können sich folgende zusätzliche Angaben bei den Arbeitsaufträgen finden: LK (Lesekompetenz), AW (Arbeitswissen), FÜ_… (Fächerübergreifende Übung mit …) und Kreativaufgabe. • Gestaltet zur Einstimmung einen sogenannten „Geschichte-Igel“: Auf der Tafel oder einem großen Plakat steht groß in der Mitte: Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung. Jede Schülerin bzw. jeder Schüler soll nun ihre bzw. seine Einfälle (historische Personen, Ereignisse etc.) dazu eintragen. Es darf dabei nicht gesprochen werden und jeder Begriff darf nur einmal vorkommen. • Besprecht anschließend alle Begriffe gemeinsam in der Klasse. (AW) Historische und politische Kompetenzen Im Laufe der Zeit wirst du verschiedene Kompetenzen erwerben und trainieren. Sie sind immer am Ende von Arbeitsaufträgen mit ihrer Abkürzung ausgewiesen. Historische Kompetenzen Kompetenz Abkürzung Ziel Historische Methodenkompetenz HMK Umgang mit historischen Quellen und Darstellungen Historische Sachkompetenz HSK Kennenlernen von historischen Begriffen und Konzepten Historische Orientierungskompetenz HOK Verstehen der Gegenwart durch Lernen von Geschichte Historische Fragekompetenz HFK Fragen an die Vergangenheit stellen können Kompetenzen der Politischen Bildung Kompetenz Abkürzung Ziel Politikbezogene Methodenkompetenz PMK Grundlagen der Politikanalyse kennen und anwenden Politische Sachkompetenz PSK Kennenlernen von Begriffen und Konzepten der Politik Politische Handlungskompetenz PHK eigene Meinungen, Werte und Interessen formulieren und vertreten können; Angebote verschiedener Einrichtungen kennen und nutzen Politische Urteilskompetenz PUK selbstständiges und begründetes Urteil treffen können • Ergänzt nun den „Geschichte-Igel“ mit Begriffen aus den Kompetenz-­ Zielsetzungen. • Blättert auch das Buch durch und fügt weitere Begriffe hinzu. (HSK, PSK) Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

7 Historische Quellen und Darstellungen der Vergangenheit Basiskonzepte: Belegbarkeit | Konstruktivität | Zeiteinteilung Historische Quellen helfen uns, die Vergangenheit besser zu verstehen. Solche Quellen können Texte, Bilder, Gegenstände oder andere Überreste aus der Vergangenheit sein. In diesem Modul beschäftigst du dich mit unterschiedlichen Formen von historischen Quellen und mit verschiedenen Geschichtsdarstellungen. Du lernst Geschichte genauer zu betrachten und zu überprüfen, wie diese dargestellt wird. Du wirst auch unterschiedliche Arten von Quellen kennenlernen, die uns Kenntnisse über die Vergangenheit liefern. s26eg9 Entstehung der Erde vor ca. 4,6 Mrd. Jahren Entwicklung des Menschen vor ca. 2,5 Mio. Jahren Beginn der Altsteinzeit vor ca. 2,5 Mio. Jahren Homo sapiens sapiens vor ca. 200.000 Jahren Beginn der Jungsteinzeit ca. 5500 v. Chr. Beginn der Zeitrechnung im Judentum 3761 v. Chr. Beginn der Kupfer- und Bronzezeit ca. 2200 v. Chr. Beginn der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) ca. 800 v. Chr. Beginn der jüngeren Eisenzeit, La-Tène-Kultur ca. 400 v. Chr. Beginn der Zeitrechnung im Christentum Jahr „Null“ Beginn der Zeitrechnung im Islam 622 n. Chr. Sonnenwagen von Trundholm Die Abbildung zeigt den Sonnenwagen von Trundholm (Dänemark). Der Fund stammt aus der älteren Nordischen Bronzezeit im 14. Jh. v. Chr. und wurde 1902 in einem Moor bei Trundholm gefunden. Der Wagen, auf dem sich eine Scheibe mit Goldblech befindet, wird von einem kleinen Pferd gezogen. Möglicherweise wurde dieser Schmuckwagen bei religiösen Festen mitgeführt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

8 Quellenkunde Zeit und Geschichte Zeit einzuteilen hilft uns beim Organisieren unseres Alltags. Ein Beispiel dafür ist dein Stundenplan, der dir bestimmte zeitliche Abläufe an den einzelnen Wochentagen vorgibt. ››Die älteste bewegliche Darstellung des Himmels wurde in Deutschland gefunden und nach ihrem Entdeckungsort „Die Himmelsscheibe von Nebra“ benannt. Himmelsscheibe von Nebra, Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle, Deutschland), Foto, o. J. ›› Auch der Jahresbeginn kann je nach Religion, Kultur und Land unterschiedlich sein. Zum Beispiel feiert China das Neujahrsfest am Neumondtag, der zwischen 21. Jänner und 21. Februar liegt. Chinesisches Neujahrsfest, Foto, 2017 (Shanghai, China) Stundenplan Verschiedene Zeitrechnungen Unterschiedliche Kulturen und Religionen teilen die Zeit unter Gesichtspunkten ein, die ihnen jeweils wichtig erscheinen. Heute wird hauptsächlich die Zeitrechnung des Christentums angewandt, um Abläufe in der Welt zu vereinfachen (z. B. Flugpläne). Im Christentum bildet der angenommene Zeitpunkt der Geburt von Jesus Christus den Beginn der Zeitrechnung: Das ist das sogenannte Jahr Null. Folglich unterscheiden wir zwischen der Zeit vor Christi Geburt (v. Chr.) und nach Christi Geburt (n. Chr.). Im Islam bestimmt der Zeitpunkt der Auswanderung Mohammeds nach Medina (Hidschra) den Beginn der Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 622 n. Chr. in der christlichen Zeitrechnung. Im Judentum beginnt die Zeitrechnung mit dem Jahr 3761 v. Chr., in dem biblischen Überlieferungen zufolge die Welt erschaffen wurde. BASISKONZEPT – ZEITEINTEILUNG Der Begriff „Zeit“ begleitet uns in unserem Alltag in Form von Veränderungen oder Abfolgen von Ereignissen ständig. Schon viele Jahrtausende lang beschäftigten sich Menschen mit der Einteilung von Zeit und entwickelten Kalender und Datierungen. Begriffe wie „gestern“, „heute“ oder „morgen“ verwenden wir täglich, um uns zeitlich zu orientieren. Mit ganzen Zeitabschnitten, sogenannten Epochen, verbinden wir konkrete Vorstellungen und ordnen Ereignisse diesen zu. Kalender als Ordnungsprinzip Schon sehr früh wollten die Menschen Zeit messen und einteilen. Sie orientierten sich dabei am Wechsel von Tag und Nacht und beobachteten die Mondphasen. Dabei stellten sie fest, dass es unterschiedliche Jahreszeiten gibt. Als die Menschen begannen, Landwirtschaft zu betreiben, legten sie anhand der Jahreszeiten die Zeitpunkte für Aussaat und Ernte fest. Kalender gliedern Zeiträume. So helfen sie uns, den Alltag zu planen. In der Geschichte rechnen wir nicht nur in einzelnen Jahren, sondern auch in Jahrzehnten, Jahrhunderten (Jh.) und Jahrtausenden (Jt.). Die Jahre 1401–1500 werden beispielsweise als 15. Jahrhundert bezeichnet, die Jahre 1920–1929 als 1920er-Jahre. A1 • Benenne die Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende für die folgenden Jahre: 476, 1517, 1989, 2001. (HSK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

9 Quellenkunde Wie die Geschichte eingeteilt wird Vielleicht hast du schon mit Erwachsenen über deren Kindheit gesprochen. Dabei kannst du viele spannende Geschichten erfahren. Historikerinnen und Historiker beschäftigen sich beruflich mit Ereignissen der Vergangenheit – allerdings nur mit einem kleinen Teil der Geschichte der Erde, die vor ca. 4,6 Milliarden Jahren entstand. Vor ca. 200.000 Jahren entwickelte sich der moderne Mensch (Homo sapiens sapiens). Nur mit diesem Zeitraum befassen sich Historikerinnen und Historiker. Epocheneinteilung und Epochenübergänge Um den Überblick zu behalten, haben Historikerinnen und Historiker die Geschichte in fünf Zeitabschnitte unterteilt. Diese Abschnitte nennt man „Epochen“. Sie sind unterschiedlich lang und die meisten Epochen erstrecken sich über mehrere hundert Jahre. Es sind immer mehrere Ereignisse, die zu einer starken Veränderung beitragen. Den Übergang von einer Epoche zur anderen musst du dir daher fließend vorstellen. PPHistorikerinnen und Historiker: untersuchen wissenschaftlich das Leben von Menschen in verschiedenen Zeitaltern Drachenhöhle Mixnitz (Steiermark) Überreste der römischen Lagervorstadt am Michaelerplatz (Wien) Burg Hochosterwitz (Kärnten) Schloss Schönbrunn (Wien) Millennium Tower (Wien) PPEpoche: O S. 18, Ü1 Zeitleiste zu den historischen Epochen Urgeschichte Die Epoche dauerte vom Auftreten der ersten Menschen bis zur Verwendung der Schrift; sie ist der längste Zeitabschnitt. Antike In dieser Zeit entstanden große Reiche, z. B. das Reich der Ägypter, das Römische Weltreich und das Han-Reich in China. Aus dieser Epoche sind Texte, Bilder, Gegenstände, aber auch einige Bauwerke (oder Teile davon) bis heute erhalten. Mittelalter Am Beginn der Epoche stand der Zerfall antiker Großreiche und in Europa änderte sich die Machtverteilung. Neuzeit Die Welt veränderte sich in dieser Epoche insbesondere durch europäische Entdeckungsfahrten und Eroberungen sowie durch viele Erfindungen (z. B. Buchdruck). Zeitgeschichte Diese Epoche dauert bis zur Gegenwart; sie reicht rund 100 Jahre zurück. Es gibt neue Formen der Überlieferungen (z. B. Fotos, Filme, Tonaufnahmen) und es besteht die Möglichkeit, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu befragen. Andere Zeiteinteilungen Nicht überall auf der Welt teilt man Geschichte in diese fünf Epochen ein. In Indien und China beispielsweise orientieren sich Historikerinnen und Historiker an den Regierungszeiten der Herrscherhäuser (Dynastien). Südamerikanische Forscherinnen und Forscher unterscheiden zwischen der Zeit vor und der Zeit nach den europäischen Eroberungen. A2 Auf der Zeitleiste überlappen sich die Farben der einzelnen Epochen. • Nenne mögliche Gründe dafür. • Verfasse eine kurze Erklärung des Begriffs „Epoche“ für das Lexikon in der Randspalte. (HSK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

10 Quellenkunde Quellen der Geschichte Historische Quellen sind Überreste aus der Vergangenheit. Sie enthalten Informationen über vergangene Zeitalter. Geschichtsquellen helfen uns, die Vergangenheit besser zu verstehen. Sie können uns auf bestimmte Fragen Antworten geben, wie zum Beispiel: Wie haben Menschen früher gewohnt? Welche Kleidung trugen sie? Welche Arbeitsgeräte verwendeten sie? In der Geschichtswissenschaft stellen Historikerinnen und Historiker Fragen an überlieferte Quellen und werten die gefundenen Informationen wissenschaftlich aus. Sie vergleichen verschiedene Überlieferungen und können sich so ein Bild von dem machen, was in vergangenen Zeiten geschehen ist. Somit rekonstruieren Historikerinnen und Historiker die Vergangenheit. Aus den vergangenen Epochen stehen unterschiedliche Arten von Quellen zur Verfügung. Es sind nicht aus allen Zeiten der Vergangenheit gleich viele Quellen überliefert. Viele Quellen gingen verloren oder wurden zerstört. Wie Historikerinnen und Historiker zu Quellen kommen Im Grunde kann alles eine Quelle sein: ein Text, ein Gebrauchsgegenstand, ein Gemälde, ein Gebäuderest und vieles andere mehr. Häufig findet man Quellen in Archiven, Museen oder durch Ausgrabungen. Außerdem können Quellen gezielt produziert werden, wenn beispielsweise Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt und aufgezeichnet werden. PPGeschichtswissenschaft: erforscht systematisch und auf der Grundlage wissenschaftlicher Methoden die Vergangenheit und erklärt diese PPRekonstruktion: Erschließung und Darstellung von Vergangenem mithilfe verschiedener Quellen; beispielsweise rekonstruiert die Archäologie aus Tonscherben das Aussehen von Gefäßen aus früheren Epochen und deren Verwendung PPArchive: sammeln Materialien, die z. B. von Behörden oder Gerichten erstellt werden und bewahren diese in Speichern auf Akten in einem Archiv, Foto Ausstellungsbereich im TIROL PANORAMA mit Kaiserjägermuseum, Foto (Innsbruck) BASISKONZEPT – BELEGBARKEIT Es gibt unterschiedliche Arten und Formen von Quellen. Im Rahmen historischer Forschung werden sie stets in Zusammenhängen betrachtet und überprüft. Das heißt, dass verschiedene Quellen miteinander verglichen werden und ebenso ihr Entstehungszeitpunkt berücksichtigt wird. Historikerinnen und Historiker versuchen auf diese Weise, Einsichten über die Vergangenheit zu gewinnen und ihre Überlegungen zu beweisen. A3 • Betrachte das Foto und nenne Ausstellungsgegenstände, die belegen, dass es um Soldaten geht, die im Gebirge eingesetzt wurden. (HSK) Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

11 Quellenkunde Einteilung von Quellen Quellen liegen in unterschiedlichen Erscheinungsformen vor. Wir unterscheiden vier Hauptformen von Quellen: Mündliche Quellen Berichte, Sagen, mündliche Erzählungen, Interviews etc. Solche Quellen findest du oft in Dokumentationen (z. B. im Radio, Fernsehen und auch im Internet). Du kannst selbst Personen über ihre Lebenserfahrungen befragen. Dingliche Quellen Gegenstände aller Art (Alltagsobjekte), Münzen, Werkzeuge, Bauwerke etc. Diese Quellen werden oft bei Ausgrabungen gefunden. Du kannst sie dir insbesondere in Museen anschauen. Bildliche Quellen Gemälde, Fotos, Filme etc. Solche Quellen findest du vor allem in Museen. Es gibt auch eigene Sammlungen, die du teilweise sogar im Internet finden kannst. Schriftliche Quellen Inschriften, Urkunden, Briefe, Zeitungsartikel etc. Diese Quellen werden zumeist in Archiven und Bibliotheken aufbewahrt. ››Im Online-Archiv der Österreichischen Mediathek findest du zahlreiche mündliche Quellen. a639y5 Österreichische Mediathek PPBibliotheken: verwahren Bücher, Zeitungen und Zeitschriften; häufig machen sie diese auch für die Öffentlichkeit oder zumindest für Forscherinnen und Forscher zugänglich Österreichische Nationalbibliothek, Foto, 2012 (Wien) deine Quellen Mündliche Quellen Interviews Dingliche Quellen Spielzeug (19. Jh.) Bildliche Quellen Gemälde spielender Kinder (18. Jh.) Schriftliche Quellen Tagebuch eines Kindes zum Thema Schule (19. Jh.) A4 • Suche bei dir zu Hause nach Quellen, die über die Geschichte deiner Familie Auskunft geben können. Bestimme die Art der Quellen und trage deine Funde rechts in die Tabelle ein. Stelle zu einer Quelle jemandem aus deiner Familie eine Frage, die du gerne beantwortet haben möchtest. (HMK, HFK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

12 Quellenkunde Forschung an Quellen | extra Aus der Urgeschichte sind nur sehr wenige Quellen überliefert. Der Fund einer Mumie aus dieser Epoche ermöglicht den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern viele Erkenntnisse. So kann mehr darüber in Erfahrung gebracht werden, wie und wie lange Menschen lebten, was sie aßen, welche Krankheiten sie hatten oder welche Kleidung sie trugen. Der Mann im Gletscher Am 19. September 1991 machte ein deutsches Ehepaar in den Ötztaler Alpen an der Grenze zwischen Österreich und Italien einen Sensationsfund. Hierzu berichtete die Tageszeitung „Dolomiten“ am 21. September 1991: ››Nach jahrelangen wissenschaftlichen Untersuchungen wurde „Ötzi“ ins Südtiroler Archäologiemuseum (Bozen) gebracht. Dort befindet er sich in einem klimatisierten Raum und kann durch ein Panzerglasfenster betrachtet werden. „Ötzis“ Tätowierungen „Ötzis“ geflochtene Schuhe, Südtiroler Archäologiemuseum (Bozen, Italien) Leichenfund am Tiroler Gletscher Innsbruck (APA) – Die sterblichen Überreste eines unbekannten Alpinisten wurden Donnerstag Nachmittag am Niederjochferner im Gemeindegebiet von Sölden entdeckt. Die Identität der Leiche, die bereits seit mehreren Jahrzehnten im Eis gelegen war, konnte zunächst nicht geklärt werden. Leichenfund am Tiroler Gletscher, in: Dolomiten vom 21./22. September 1991, S. 17. Fundstelle am Similaungletscher, Foto, 1991 „Ötzi“, Südtiroler Archäologiemuseum (Bozen, Italien), Foto, 2011 Wissenschaftliche Erkenntnisse Nach vielen Untersuchungen und Forschungen wissen wir heute mehr über den Verstorbenen, der später „Ötzi“ genannt wurde. Es handelt sich um einen Mann, der vor etwa 5.300 Jahren mit schlechter Ausrüstung in den Bergen unterwegs war und unter ungeklärten Umständen starb. „Ötzi“ war ca. 160 cm groß und wurde ungefähr 45 Jahre alt. Einige Gelenke und seine Zähne zeigen starke Abnutzungserscheinungen. In „Ötzis“ Haaren wurden Spuren von Arsen gefunden. Deshalb glaubt man, dass er an der Erzgewinnung oder Metallverarbeitung beteiligt war. Röntgenuntersuchungen zeigten, dass „Ötzi“ zahlreiche Knochenbrüche im Bereich des Brustkorbs hatte. Seine Lunge war von Rauchpartikeln schwarz gefärbt. Die Wissenschaft vermutet, dass er sich oft am offenen Feuer aufgehalten hat. Auf der Haut befanden sich rund 60 Tätowierungen. Der Mann trug geflochtene Schuhe und eine Art Mantel aus Ziegenfell. Er hatte eine Rückentrage, Pfeil und Bogen, einen kleinen Dolch aus Holz mit einer Klinge aus Feuerstein und ein gut erhaltenes Beil aus Kupfer bei sich. Im Bereich der linken Schulter fand man eine Pfeilspitze. A5 • Vergleiche den Bericht vom 21. September 1991 mit den heutigen Kenntnissen zu „Ötzi“. • Arbeite jene Kenntnisse heraus, die wir erst durch die wissenschaftlichen Untersuchungen haben. Markiere sie im Schulbuchtext. (HMK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

13 Quellenkunde Geschichtsdarstellungen Quellen und Geschichtsdarstellungen Wir unterscheiden: • Quellen: Überlieferungen und Überreste aus der Vergangenheit • Geschichtsdarstellungen: entstanden zu einer späteren Zeit, oft auf der Basis von Quellen Geschichtsdarstellungen findest du beispielsweise in Form von Filmen, Büchern oder auch in Ausstellungen. Auch dieses Schulbuch enthält viele Geschichtsdarstellungen. Oft wird kein korrektes Bild der Vergangenheit dargestellt. Manche dienen nur der Unterhaltung. ››Auch Denkmäler und Gedenktafeln sind Geschichtsdarstellungen. Für bestimmte Fragestellungen können diese aber auch als Quelle verwendet werden. Beispielsweise dann, wenn deren Entstehungszeit untersucht wird. Achte auf deinem Schulweg und in der Nähe von deinem Zuhause auf Denkmäler und Gedenktafeln. PPChronologie: Wissenschaft, die sich mit der Zeitmessung und Zeitrechnung beschäftigt; man nützt sie, um Entwicklungen darzustellen und Ereignisse nach ihrer zeitlichen Abfolge – beginnend mit dem frühesten – zu reihen ››Historikerinnen und Historiker untersuchen möglichst viele und unterschiedliche Quellen. O S. 18–20, Ü2–Ü5 Ausschnitt aus dem Spielfilm „Wickie und die starken Männer“, 2009 Cover des PC-Spiels „Anno 1404“ Die Formen der Darstellungen hängen ab von: • dem Zielpublikum (z. B. Kinder oder Erwachsene), • den Personen, die die Quellen deuten (z. B. Kunst- und Filmschaffende), • den untersuchten Quellen (z. B. Briefe, Gemälde, Kleidung), • dem Zweck der Darstellung (z. B. Information, Unterhaltung) und • der Zeit der Entstehung. A6 • Sucht euch ein Ereignis aus, das ihr gemeinsam erlebt habt, z. B. einen Schulausflug. Verfasst dazu in Kleingruppen unterschiedliche Formen von Geschichtsdarstellungen, z.B. einen Bericht oder eine Bildgeschichte. • Vergleicht eure Darstellungen anschließend. • Bewertet die festgestellten Unterschiede in euren Geschichtsdarstellungen. (HMK) Werkzeuge der Geschichtsforschung Um die Quellen der Geschichte genau erforschen und Geschichtsdarstellungen verfassen zu können, gibt es Hilfswissenschaften. Sie befassen sich mit der Erschließung und der Aufbereitung von Quellen. Historische Hilfswissenschaften sind z. B. die Familiengeschichtsforschung (Genealogie), die Münzkunde (Numismatik), die Zeitrechnung (Chronologie) oder die Wappenkunde (Heraldik). BASISKONZEPT – KONSTRUKTIVITÄT Geschichte wird immer aus verschiedenen Blickwinkeln geschrieben. Das heißt, dass Erzählungen über die Vergangenheit immer von jemandem konstruiert werden. Historikerinnen und Historiker versuchen in historischen Darstellungen zu erklären, wie und warum etwas in der Vergangenheit geschehen ist. Die entsprechenden Untersuchungen werden anhand von Quellen durchgeführt. Diese helfen auch zu verstehen, welche Sichtweisen historischen Darstellungen jeweils zugrunde liegen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

14 Quellenkunde Die Entwicklung des Menschen | extra Sicher hast du dich schon öfter gefragt, woher wir Menschen kommen. Unsere heutige Erscheinungsform hat sich vor über vier Millionen Jahren aus affenähnlichen Säugetieren entwickelt. ››1974 wurde in Äthiopien das unvollständige Skelett eines höchstwahrscheinlich weiblichen Australopithecus entdeckt. Das Alter wird auf 3,2 Mio. Jahre datiert. Benannt wurde das Fossil „Lucy“, in Anlehnung an das damals sehr beliebte Lied der Beatles „Lucy in the Sky with Diamonds“. Skelett von Lucy, Foto, 2012, Nationalmuseum von Addis Abeba (Äthiopien) Vormensch, Australopithecus; Entstehung vor ca. 4 Mio. Jahren Frühmensch, Homo erectus; Entstehung vor ca. 2,5 Mio. Jahren Neandertaler; vor ca. 35.000 Jahren ausgestorben Moderner Mensch, Homo sapiens sapiens; Entstehung vor ca. 200.000 Jahren Darstellung verschiedener Entwicklungsstufen Out-of-Africa-Theorie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass der moderne Mensch in Ostafrika entstanden ist und sich von dort aus wahrscheinlich in zwei größeren Wellen über die restliche Welt ausgebreitet hat. Begründet wird die Theorie mit Skelettfunden, die in verschiedenen Teilen der Erde gemacht wurden. Die Geschichte der ersten Menschen wird also rekonstruiert. Jeder neue Fund bringt auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse. A7 • Arbeite anhand der obigen Skizze auffällige Veränderungen bei der Entwicklung vom Vormenschen zum heutigen Menschen heraus. • Beschreibe anhand der Karte die Verbreitung des modernen Menschen von Afrika aus auf die anderen Kontinente. • Nimm zum Ausdruck „Wiege der Menschheit“ Stellung. (HMK) M4 Out-of-Africa-Theorie 200.000 100.000 100.000 50.000–70.000 40.000 12.000–40.000 13.000 13.000 Wiege der Menschheit 0 2800 5600 8400 km Maßstab 1:280 000 000 Wanderbewegungen 0 2800 5600 8400 km Maßstab 1:280 000 000 Wanderbewegungen Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

15 Quellenkunde Die Urgeschichte – eine schriftlose Zeit Die Urgeschichte beginnt mit dem Auftreten der ersten Menschen und endet mit der Erfindung der Schrift. Sie ist die längste Epoche der Menschheitsgeschichte und wird von Historikerinnen und Historikern zweigeteilt: Auf die Steinzeiten folgen die Metallzeiten. Auch wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über keine schriftlichen Quellen aus dieser Zeit verfügen, konnte bis heute sehr viel über das Leben der frühen Menschen erforscht werden. Überliefert sind nur dingliche und bildliche Quellen. Über viele von diesen wissen wir jedoch sehr wenig (z. B. Stonehenge). Archäologie Die Archäologie ist eine Wissenschaft, die sich speziell mit der Erforschung der kulturellen Entwicklung der Menschen beschäftigt. Archäologinnen und Archäologen interessieren sich für die Hinterlassenschaften der Menschen (z. B. Werkzeuge, Gebäude oder Kunstwerke) von der frühen Vorzeit bis in die Gegenwart. Um wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen, wenden sie verschiedene Methoden an. Sie führen beispielsweise Ausgrabungen zu Land, aber auch unter Wasser durch. Danach dokumentieren sie die Ausgrabungsstätte und werten die Fundobjekte genau aus. Die Experimentelle Archäologie versucht, die Arbeitstechniken früherer Zeiten nachzuahmen und für die heutige Zeit verständlich zu machen. So wurden beispielsweise jungsteinzeitliche Gebäude allein mit nachgebauten Werkzeugen aus dieser Zeit errichtet. ››Stonehenge ist ein aus großen Steinblöcken errichtetes jungsteinzeitliches Bauwerk im Süden Englands. Zu möglichen Funktionen dieser Anlage gibt es verschiedene Theorien: z. B. religiöser Kult- und Versammlungsplatz oder Begräbnisstätte. Die Anlage könnte aber auch eine astronomische Funktion gehabt haben. Stonehenge, Foto, 2005 (England) Vermessung der Pfahlbaureste im Mondsee (Oberösterreich) Experimentelle Archäologie, Foto O S. 21, Ü6 T2 A8 • Wähle ein Objekt aus und schaue es dir genau an. Beschreibe es möglichst detailliert in Bezug auf Aussehen und das verwendete Material. • Finde eine passende Bildunterschrift. • Recherchiere im Internet nach Gründen für die Herstellung und den Verwendungszweck dieses Objekts. (HMK) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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