fremden Ritter zu loben, der das Unmögliche geschafft und nun Anspruch auf Tochter und Königreich hatte und lachten laut auf, als Dümmling ihnen sagte, dass er der tüchtige Fremde war. Der König war allerdings ungeduldig zu wissen, wer die Probe mit so viel Erfolg überstanden hatte, und ließ alle Männer zu ihm ins Schloss kommen. So stand nun die Prinzessin vor einer riesigen Menge und sollte das Gesicht des Mannes erkennen, dass sie nur für einen winzigen Augenblick gesehen hatte. Und weil Verzweiflung bekanntlich erfinderisch macht, bedeckte die Prinzessin ihr Gesicht mit einem ihrer dichteren Schleier, bevor sie sich zeigte, und sprach: „Ein jeder von euch soll einen Stock nehmen und im Sand unter seinen Füßen das zeichnen, was meinen blauen Augen am ähnlichsten sieht. Denn nur wer bis oben an meinem Fenster war, hat mein Gesicht aus der Nähe gesehen!“ Da bückten sich alle Männer und suchten nach einem Stock, um dem Befehl der Prinzessin zu folgen. Nur Dümmling stand weiter da und schien seine Brüder, die ihn hastig am Hosenbein zerrten, nicht zu beachten. „Warum zeichnest du nicht?“, fragte ihn daraufhin die Prinzessin, die ihn als einzigen aufrecht stehen sah. „Weil Sie, wunderschöne Prinzessin, gar keine blauen Augen haben. Ihre Augen sind grün wie das Meer bei heftigem Sturm, wenn der Wind die Wogen aufwirbelt“, sagte der Dümmling und alle erstarrten. Da ließ die Prinzessin ihren Schleier fallen, näherte sich dem Burschen und streckte ihre zierliche Hand aus. Dümmling sah ihr tief in die grünen Augen, nahm den Ring aus seinem Versteck und steckte ihn ihr an den Finger. Sie feierten Hochzeit, erbten kurz darauf das Königreich und lebten glücklich bis an ihr Ende. Und der neue König wurde von keinem mehr Dümmling genannt. a) Unterstreiche im Text alle Stellen, wo du Merkmale eines Märchens erkennen kannst. Lies zuerst den Merkkasten auf S. 80 im Sprachbuch. b) Vergleicht zu zweit eure Eintragungen. Im Märchen in Übung 11 steigt die Spannung mehrmals an. Beantworte folgende Fragen stichwortartig. Schreibe in dein Heft. 1 Wie viele Aufgaben muss der jüngste Bruder insgesamt lösen? 2 Wie bewältigt er die erste Herausforderung? 3 Warum verbessert sich für ihn dadurch die Situation? 4 Weshalb zeichnet er nicht? 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 Ramona Tarka, aus: Mercedes Echerer u. a.: Märchen, Mythen & Musik – Donau. Eine literarisch- musikalische Märchenreise vom Ursprung bis an die Mündung. Verein DIE2, Wien 2012 (gekürzt). Buchtipp Dörte Grimm (Autorin), Chiara Arsego (Illustratorin): Märchenhaft. Die schönsten Volks- und Kunstmärchen. Schaltzeit Verlag, Berlin. 12 B 13 M Mich interessieren auch moderne Märchen. 35 Spannende Geschichten lesen und verstehen 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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