Wundersame Märchenwelt Auch Märchen können sehr spannend sein. Es geschieht Unwirkliches. Lies das folgende Märchen. Die drei Brüder Es waren einmal drei Brüder, die lebten in einem Dorf in der Nähe des großen Flusses. Die beiden älteren Brüder hatten das Sagen im Haus, sie bestimmten, wann man das Holz aus dem Wald bringen sollte und wann die Erntezeit kam und sogar, was gekocht und gegessen wurde. Und das war gut so, denn der jüngste der Brüder machte die gewöhnlichsten Sachen auf seine ganz eigene Art: Sahen zum Beispiel die älteren Brüder ein schönes Mädchen auf der Dorfstraße gehen, so begannen sie mit lauter Stimme über die Weite ihres Grundstücks zu sprechen, über die Anzahl der Baumstämme, die sie mit einem Arm heben konnten oder über das viele Geld, das sie nach der Ernte sicher verdienen würden. Der jüngste der Brüder wurde aber bei einer solchen Gelegenheit rot, er musterte seine Füße und brachte kein einziges Wort zustande. Kein Wunder also, dass sie den Jüngsten „Dümmling“ nannten, und zwar schon so lange, dass kein Mensch sich an seinen Namen erinnerte. In jenem Jahr hatten die Brüder Weizen gesät. Es dauerte aber nicht lange, bis sie entdeckten, dass jeden Morgen ein Teil ihrer Ernte fehlte. „Ich werde auf dem Feld übernachten“, sprach der älteste Bruder, „und ich werde mir den Schuldigen schnappen!“ Gesagt, getan. Der Bursche ging abends hinaus aufs Feld, doch es dauerte nicht lange, bis er einschlief. Am nächsten Morgen war der Schaden noch größer, und diesmal ging der mittlere Bruder aufs Feld. Er schlief aber ebenfalls ein und konnte am Morgen lediglich feststellen, dass ein noch größerer Teil ihres Weizens fehlte. Am dritten Tag ging der Dümmling aufs Feld, und lange klang ihm noch in den Ohren das Gelächter der Brüder. „Wenn wir es nicht geschafft haben, kann einer wie du gar nichts anstellen!“, riefen sie und kugelten sich vor Lachen. Der kleine Bruder aber sammelte Dornen und legte sie alle um sich herum, so dass er immer wieder darauf fiel, wenn ihn der Schlaf übermannen wollte, und er gar nicht erst einschlief. So konnte er auch den Hengst sehen, der gegen Mitternacht plötzlich vor ihm stand und sich in aller Seelenruhe über ihren Weizen hermachte. Der Jüngling schlich sich behutsam an das Pferd heran, und ehe das Tier merken konnte, was ihm geschah, saß Dümmling schon auf seinem Rücken und 11 das Sagen haben: die Entscheidungsgewalt innehaben 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 33 Spannende Geschichten lesen und verstehen 3 Nur zu P üfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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