Vielfach Deutsch 3, Arbeitsheft

Inhaltsangaben planen und schreiben Sagen haben oft das Übernatürliche und das Unheimliche zum Thema. In Ü1 hast du den Teufel kennen gelernt, der von einer schlauen Näherin überlistet wird. Die folgende Sage erzählt von einem Dschinn, einem Geisterwesen der islamischen Vorstellungswelt. Lies die folgende Sage und unterstreiche beim zweiten (!) Lesen die Schlüsselwörter. Du sollst davon in Übung 28 eine Inhaltsangabe schreiben. Der Fischer und der Dschinn Man erzählt – doch Gott allein kennt das Verborgene und weiß, was einst wirklich geschah –, dass es einmal einen alten, müden Fischer gab, der arm war und für seine Frau und drei Töchter sorgen musste. Jede Nacht ging er mit seinem alten Fischernetz an den Fluss, doch er hatte immer weniger Glück beim Fischen. Eines Tages bemerkte er, dass sich etwas Schweres im Netz befand. Mit großer Vorfreude zog er es an Land und war dann bitter enttäuscht, als er sah, was darin war. „Ein toter Esel! Ach, dafür habe ich meine Kraft verschwendet!“, rief er und warf das Netz wieder aus. Nach langem Warten spürte er wieder etwas Schweres und wieder zog er es hoffnungsvoll, aber mit großer Mühe an Land. Darin war ein großer Tontopf mit Sand, Steinen und Unrat. „Oh, diese Mühe für nichts!“, klagte der müde Fischer und dachte dabei an seine hungernde Familie, die er nicht mit Nahrung versorgen konnte. Er warf das Netz ein drittes Mal aus. Und wieder spürte er etwas Schweres, doch es waren nur Unrat und Scherben. Und ein letztes Mal warf der Fischer sein Netz aus. Diesmal musste er doch Glück haben! Als er etwas Schweres spürte, vergaß er seine Müdigkeit und zog voll Hoffnung sein Netz an Land. „Ah, eine mit Blei verschlossene Messingflasche! Die kann ich gut verkaufen“, sagt er erfreut zu sich. Da er neugierig war, öffnete er die Flasche mit seinem Messer. Nichts schien drinnen zu sein, als er plötzlich Rauch aufsteigen sah, der sich zu einer schrecklichen, riesigen Gestalt, einem Dschinn, verdichtete. Der Fischer zitterte und fürchtete einerseits um sein Leben, andererseits hoffte er auf die Dankbarkeit des Wesens. Der Dschinn begann seine Geschichte zu erzählen: „Höre, alter Mann, ich bin ein abtrünniger Dschinn, der gegenüber Salomo, dem Propheten Gottes, ungehorsam war. Zur Strafe wurde ich in diese Flasche gesperrt. Nun werde ich dich töten. Wähle aus, welchen Tod du sterben willst!“ Der Fischer flehte um Erbarmen: „Lass Gnade walten, töte mich nicht! Gewiss wird dir Gott dann verzeihen! Tötest du mich, wird auch dich Gott mit dem sicheren Tod bestrafen.“ Doch der Geist ließ sich nicht besänftigen. Da packte den Mann die Angst, er nahm all seinen Verstand zusammen und sprach listig: „Bevor du mich töten wirst, wirst du mir noch eine Frage wahrheitsgemäß beantworten?“ Als dies der Geist bejahte, fuhr der Fischer fort: „Du, ein Dschinn? Bei Gott, das kann nur eine glatte Lüge sein! Diese Flasche ist viel zu klein für dich!“ Der Dschinn wurde daraufhin noch wütender. „Du wagst es, mich als Lügner zu bezeichnen? Ich werde es dir zeigen!“, schrie er. Im Nu löste er sich in Rauch auf, der sich über das Land und das Meer legte. Schlagartig zog er sich wieder zusammen und verschwand schließlich ganz in der Flasche. Der Fischer aber verschloss sie rasch und war gerettet. Er sagte: „Du böser Geist, ich werde dich wieder auf den Meeresgrund befördern und alle Fischer in der Umgebung vor dir warnen!“ Sogleich erkannte der Dschinn die Falle, in der er saß, und flehte ihn kleinlaut an: „Alter Mann, lass mich frei! Ich schwöre, dich nicht zu töten!“ Der Fischer glaubte ihm anfangs nicht, aber das 25 nach Ü39 der Dschinn: böses Geisterwesen im Islam, nur in Ausnahmesituationen für Menschen sichtbar 1 5 10 15 20 25 30 35 2 24 Den Inhalt literarischer Texte wiedergeben Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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