Lesestrategien und Lesetechniken trainieren 9 Auf die Sinnentwicklung achten 2 1 6 4 3 5 Während er nun dahinflog mit den Narren an seinem Schwanz, da wollte es das Schicksal, dass einer von ihnen den König fragte: „Nun sag’ uns einmal ganz aufrichtig, wie groß die Pfannkuchen waren, die du so mühelos nach Herzenslust im Himmel gegessen.“ Der König der Toren1 vergaß sich, ließ den Schwanz des Stieres los, legte die hohlen Hände aneinander. „So groß“, wollte er rasch zu ihnen sagen – da sauste er aber schon mit all den anderen vom Himmel herab, und alle fielen zu Tode. 2 4 6 8 10 12 Dort verlebte der Einfaltspinsel einige wonnige Tage, indem er Himmelsspeise genoss, Naschwerk und andere gute Dinge. Als er aber sah, dass der Stier immer wiederkam, dachte er: „Ich will mich wieder an seinen Schwanz hängen, meine Freunde besuchen und ihnen von diesem Wunder erzählen; dann kehre ich hierher zurück.“ Und so trat er denn eines Tages an den Stier heran, hing sich, als dieser davongehen wollte, an seinen Schwanz und gelangte wieder auf die Erde. 2 4 6 8 10 12 In einem Kloster lebte einst ein Tor als Oberhaupt vieler anderer Toren. Der hörte einmal, dass in der anderen Welt denjenigen ein hoher Lohn erwarte, der einen Teich habe anlegen lassen. Da er nun Geld in Fülle hatte, baute er also nicht weit von seinem Kloster einen mächtigen, wasserreichen Teich. 2 4 Beim ersten Schein des folgenden Morgens war er schon auf der Lauer. Da sah er, wie ein Stier vom Himmel herabkam und mit seinen Hörnern das Ufer zerwühlte. „Ei“, dachte der Mann, „das ist ein Himmelsstier! Da kann ich vielleicht mit ihm in den Himmel kommen!“ Also packte er den Stier mit beiden Händen am Schwanz. Der heilige Stier aber riss den verrückten Gesellen, der an seiner Schwanzspitze hing, pfeilgeschwind mit sich empor und trug ihn augenblicklich zu seiner Wohnung auf den Gipfel des Himalaja. 2 4 6 8 10 12 Als dieser König aller Narren nun ausging, um sich seinen Teich zu besehen, bemerkte er, dass jemand dessen Ufer aufgerissen hatte. Und als er am folgenden Tage wiederkam, sah er, dass das Ufer abermals aufgewühlt war, diesmal an der anderen Seite. Da dachte er in seiner Erregung: „Morgen bei Tagesgrauen will ich hier sein und den ganzen Tag hier bleiben, um zu sehen, wer der Frevler ist.“ Mit diesem Vorsatz ging er nach Hause. 2 4 6 8 10 Er kam in sein Kloster. Da umarmten ihn die anderen Narren, die sich darin befanden, und auf ihre Frage, wo er denn gewesen sei, erzählte er ihnen seine Erlebnisse. Wie sie alle diese wunderbare Geschichte hörten, baten sie, er solle so gut sein, sie dorthin mitzunehmen, damit auch sie das vorzügliche Naschwerk genießen könnten. Der Mönch war’s zufrieden, sagte ihnen, wie sie es anfangen müssten, und führte sie am folgenden Tage zu dem Teich. Und richtig stellte sich der Stier wieder ein. Da hielt sich unser Mönch als der Erste mit beiden Händen an dem Schwanz des Stieres fest; ein anderer fasste ihn selbst an den Füßen, ein Dritter den Zweiten, und so hängte sich immer einer an die Füße seines Vordermannes; und als die Kette fertig war, da stieg der Stier schon in den Luftraum empor. 2 4 6 8 1) Tor = unkluger Mensch, Narr Schreibe in dein Heft Wörter, die Satzzusammenhänge erkennen lassen wie z.B. entweder – oder, wenn – dann. N 4 Quelle: Märchen und Mythen vom Fliegen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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