Erzählungen aus vergangenen Zeiten Erkläre kurz, warum Odysseus die Frage nach dem Schiff nicht wahrheitsgemäß beantwortet. Besprecht in der Klasse, warum Odysseus den Riesen Polyphem nicht töten kann. 1 C 2 „Stich zu“, flüsterten die Gefährten heiser, „töte ihn. Oder willst du, dass er vorher noch wach wird und wieder einige von uns auffrisst?“ Doch Odysseus steckte das Schwert in die Scheide und senkte den Kopf. „Es wird uns nichts anderes übrig bleiben“, sagte er, „oder könnt ihr mir verraten, wie wir die Höhle verlassen sollen, wenn er getötet ist?“ Damit deutete Odysseus auf den riesigen Stein vor dem Eingang. Seine Gefährten schwiegen. Am anderen Morgen wiederholte sich der entsetzliche Vorgang des Abends. Der Kyklop wurde wach, streckte sich wohlig, ergriff zwei Gefährten des Odysseus, schlug sie mit den Köpfen auf den Boden, bis sie tot waren, und verspeiste sie dann. Dann wälzte er den Stein fort, trieb die Herde hinaus und rollte den Stein wieder vor die Höhle. In schrecklicher Angst saßen die Griechen beisammen und erwarteten den Abend. Allein Odysseus ging in der Höhle umher, ohne zu jammern, um alles zu entdecken, was es zu entdecken gab. So fand er auch einen riesigen Prügel aus Ölbaumholz. Den spitzte er mit dem Schwerte an, vernichtete die Späne in der Glut des Höhlenfeuers und versteckte den Pfahl unter dem Mist der Schafe und Ziegen. Als nun der Riese am Abend zurückkam, bester Laune, weil er sich auf ein köstliches Abendessen freute, geschah alles wieder wie am ersten Tag. Der Kyklop trat vor, griff zwei der unglücklichen Gefährten des Odysseus, tötete und verspeiste sie. Danach wollte er sich auf die Erde legen und Milch trinken. Nun aber trat Odysseus vor mit einem Schlauch schwarzen Weines, den er aufgehoben hatte, und sagte: „Hör zu, Kyklop. Milch ist doch kein Getränk für Riesen. Milch ist was für Kinder. Versuche dies hier, dann bekommt dir das Menschenfleisch noch besser.“ „Hm“, brummte der Einäugige und griff nach dem Weinschlauch. Er probierte vorsichtig. „Ah“, sagte er dann und leckte sich mit seiner großen Zunge die Lippen. „Das tut gut. Das ist ein gutes Gesöff! Sag mal, wie heißt du denn, du Winzling?“ „Ich heiße Niemand“, antwortete Odysseus. „Hör zu, Niemand, ich heiße Polyphem und bin der Sohn eines Meergottes. Also dein Getränk ist wirklich gut, Niemand. Davon wirst du nicht viel wieder sehen.“ „Ich bin in deiner Hand“, sagte Odysseus achselzuckend und tat so, als ob es ihn schmerzte, den gesamten Wein zu verlieren. Polyphem antwortete: „Das bist du allerdings, Winzling, aber ich werde dich dennoch belohnen. Ich werde dich nämlich zum Dank als Letzten fressen…“ Das hielt er für einen großartigen Witz, denn er konnte sich gar nicht beruhigen vor Lachen, und immer, wenn er sich beruhigt hatte und einen gewaltigen Schluck Wein trank, musste er hinterher wieder lachen… Odysseus und die Seinen beobachteten ihn genau. Und sie sahen bald, dass der Wein seine gewünschte Wirkung tat. Berauscht sank der Riese nieder und schnarchte, dass die Wände der Höhle zitterten. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 Eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf der Geschichte spielt der Name „Niemand“. Überlegt in der Klasse, wieso Odysseus gerade diesen Namen gewählt hat. Überlegt zu zweit, wie Odysseus die Rettung aus Polyphems Höhle gelingen kann. Zeichnet dazu die Höhle und verwendet dabei alle Informationen, die ihr im Text finden könnt. Besprich mit deiner Sitznachbarin bzw. deinem Sitznachbarn, welche Fluchtmöglichkeiten euch einfallen, die wirklich umsetzbar sind. Lest anschließend Teil 2 der Fortsetzung. C 3 B 4 B 5 Bei den Kyklopen – Fortsetzung Teil 1 Quelle: Sachse, Günter: Die schönsten Sagen der Griechen 47 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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