Mancherlei Texte „Glaubst du, wir haben keine Angst? Glaubst du wirklich, die anderen Kinder sind alle Helden? Denen geht’s doch auch nicht viel anders als dir. Die meisten tun nur so.“ Patrick würde auch gerne nur so tun, als wäre er ein Held. Aber wenn einer zuschlägt, duckt er sich. Wenn er einem die Meinung sagen soll, schweigt er. Und wenn es draußen finster wird, zieht er sich am liebsten die Bettdecke über den Kopf. Manchmal sitzt seine Mama abends an seinem Bett und streichelt seine Gedanken fort und küsst seine Enttäuschung weg, wenn sie ihn in der Schule geärgert oder ihn die Mitglieder der Bande wieder verspottet haben. Noch ärger: Wenn sie ihn einfach übersehen. Dann erinnert Mama ihn an all das, was er kann: Sich besser als jeder andere mit den verschiedensten Programmen im Computer auskennen und schneller als Papa im Internet surfen. Dann sagt Patrick: „Das können die anderen auch. Du glaubst nur, dass es etwas Besonderes ist, weil du’s selber nicht kannst.“ Ein anderes Mal betrachtet Mama Patricks Hände und meint: „Keiner kann so gut wie du Omas Füße massieren, wenn sie schmerzen!“ Dann seufzt Patrick. Soll er vielleicht damit angeben und sagen: Hör zu David, du kannst zwar nachts in den finsteren Turm steigen, aber dafür kann ich die Füße meiner Großmutter massieren? Wenn gar nichts Patrick zu trösten vermag, sagt sie manchmal: „Patrick, du bist gescheit. Du wirst sehen, du erreichst etwas!“ Aber die Kinder in der Schule rufen ihn „Streber“. Das ist es, was er erreicht hat! „He, du!! Träumst du schon wieder?“, schreckt Jennifer ihn aus seinen Gedanken hoch. „Du hörst mir ja überhaupt nicht zu! Ich hab dich gefragt, ob du glaubst, dass die anderen alle so toll sind?“ Soll Patrick „ja“ sagen? „Wirklich? Aha?“, äfft Jennifer ihn nach. „Musst selber mehr reden, dann erfährst du auch was über die anderen! Schweigst immer wie ein Igel. Glaub mir, den anderen geht’s oft genau wie dir. Sie zeigen’s nur nicht.“ Quelle: Evelyne Stein-Fischer: Angsthase & Co. Geschichten vom Mutmachen. Wien: Ueberreuter Verlag, 2001 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 Markiere die Textstelle, die beschreibt, welches Verhalten Patrick selbst von sich als nicht mutig empfindet. Überlege, ob du sein Verhalten auch als feig betrachtest, und begründe deine Meinung. Beurteilt gemeinsam, ob die Mitglieder der Turmbande mutig sind oder nur mutig wirken. Besprecht, ob ihr ähnliche Situationen kennt oder erlebt habt. Versetze dich in Patrick: Soll er am nächsten Tag in den Turm steigen? Schreibe eine Fortsetzung der Geschichte. 1 2 C 3 N 57 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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