Treffpunkt Deutsch 1 - Deutsch Sprachlehre, Leseheft

Mancherlei Texte Natürlich wussten wir das, und deshalb hätten die meisten am liebsten gesagt, wer es getan hatte. Doch keine Hand rührte sich. Herr Burger wollte gerade mit dem Unterricht weitermachen, da meldete sich Heinz und sagte ganz laut: „Der Wilhelm war’s. Ich hab’s genau gesehen.“ Mir gab es einen richtigen Stich. Ich dachte sofort an die Geschichte mit Arkan. Mein Herz schlug immer fester. Im Magen surrte es ganz komisch, und meine Hände wurden feucht. Du musst es sagen, dachte ich, jetzt musst du es sagen. Du musst! „Der Wilhelm war’s nicht“, hörte ich mich sagen. Und nach einer kurzen Pause: „Eberhard war’s, und der Heinz hat ihm dabei geholfen.“ „Stimmt das?“, fragte Herr Burger in die Klasse. Niemand sagte „Ja“, auch nicht Wilhelm. „Eberhard, Heinz – seid ihr es gewesen?“ „Der Wilhelm war’s“, sagte Eberhard, „fragen Sie doch die andern.“ Ich bin sicher, Herr Burger wusste, dass Wilhelm es nicht getan hatte. Das merkte man auch daran, wie er ihn fragte. „Wilhelm?“, sagte er nur. Aber Wilhelm sagte nichts. „Eberhard, Heinz, Wilhelm und Bernhard, ihr kommt in der großen Pause zu mir. Verstanden!“ Kaum war die Stunde zu Ende und Herr Burger aus dem Zimmer, kamen Eberhard und Heinz auf mich zu, jeder von einer anderen Seite. Zuerst stießen und rempelten sie mich nur leicht an. Dann schlugen sie fester zu, auf die Armmuskeln und in den Magen. „Wenn du nachher dem Burger nicht sagst, dass der Wilhelm es war, dann geht’s erst richtig los“, drohte Eberhard und trat gegen mein linkes Schienbein. Ich sah, wie die anderen aus dem Zimmer gingen, zum Fenster hinausschauten oder sonst etwas taten. Und da wusste ich endgültig, dass die Geschichte mit Arkan nicht stimmt. Quelle: Manfred Mai: Eine schöne Geschichte. Quelle unbekannt 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 Versetze dich in die Lage von Bernhard. Überlege dir Gründe, warum sich Bernhard über die Geschichte von Günther Bärlin ärgert. Besprecht eure Überlegungen in der Klasse. Überlege, ob Günther Bärlins Geschichte auch in deinen Augen nur eine „schöne Geschichte“ ist oder ob man daraus etwas lernen kann. Begründe deine Entscheidung. Erkläre, was der Autor mit dieser Geschichte bei seinen Leserinnen und Lesern erreichen möchte. Sprich darüber mit deiner Sitznachbarin oder deinem Sitznachbarn. Schreibe eine andere Geschichte, die Bernhard wieder Mut machen kann. C 1 2 B 3 N 55 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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