Märchen und Sagen Thomas Crofton Croker (übersetzt von Wilhelm Grimm): Ein irisches Märchen über einen Meermann Hans Dogherty, ein Fischer, lebt an einer Küste. Nachdem er lange Zeit auf eine Begegnung mit einem Meermann gewartet hat, ist es ihm endlich geglückt, einen zu Gesicht zu bekommen. Er wünschte, in nähere Bekanntschaft mit dem Meermann zu kommen, und auch das glückte ihm. An einem ungestümen Tage, wo er an den Platz kam, wo er die Aussicht auf den Felsen des Meermannes hatte, tobte der Sturm so wütend, dass Hans sich genötigt sah, in einer von den Höhlen Schutz zu suchen, welche längs der Küste so häufig sind; und darin, zu seiner höchsten Verwunderung, sah er ein Wesen vor sich sitzen mit grünen Haaren, langen grünen Zähnen, roter Nase und blinzelnden Schweineaugen. Es hatte einen Fischschwanz, mit Schuppen bedeckte Schenkel und Arme, kurz wie Floßfedern1, aber den aufgekrempten Hut unter dem Arm und schien eben mit ernsthaften Gedanken beschäftigt.[…] Beide verließen die Höhle und gingen nach der See zu und schwammen dann eine kleine Strecke, bis sie den Felsen erreichten. Der Meermann klimmte auf die Spitze desselben, und Hans folgte ihm nach. Auf der anderen Seite ging der Felsen gerade hinab wie die Mauer eines Hauses, und das Meer lag unten so tief, dass Hans ganz bange ward. „Nun gib Acht, Hans“, sagte der Meermann, „diesen Hut drücke dir auf den Kopf und behalt’ die Augen weit auf. Halt’ dich fest an meinem Schwanz und folg’ mir nach, und du wirst dein blaues Wunder sehen.“ Er stürzte sich hinab und Hans unverzagt hinter ihm her. […] Er hielt sich immer fest an dem Fischschwanz des Meermannes, so glatt er war. Endlich, zu seiner großen Verwunderung, traten sie aus dem Wasser heraus, und Hans befand sich auf einem trockenen Land auf dem Grund des Meeres. Sie landeten gerade bei dem Eingang eines artigen Hauses, das auf das Zierlichste mit Austernschalen gedeckt war. Der Meermann kehrte sich um und hieß ihn da unten willkommen. Quelle: Thomas Crofton Croker: Irische Land- und Seemärchen. Übers. von Wilhelm Grimm. Hg. v. Werner Moritz/Charlotte Oberfeld. Marburg: Elwert, 1986 1) Flossen Du hast sicherlich schon einmal in einem See oder im Meer gebadet: Besprich mit deiner Sitznachbarin bzw. deinem Sitznachbarn, ob ihr selbst schon besondere Situationen im oder am Wasser erlebt habt. Nennt Gründe, warum Wasser manchmal so geheimnisvoll sein kann. Stell dir vor, du würdest als Meerjungfrau unter Wasser leben oder wie Hans mit einem Meermann in die Unterwasser- welt abtauchen: Beschreibe, wie du dich fühlst und was du unternimmst. Zeichne ein Bild, wie du dir die Unterwasserwelt mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern vorstellst. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 1 B 2 N 29 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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