Auf die Form kommt es an – Gattungen und Textsorten unterscheiden 2 Aesop: Rabe und Fuchs Ein Rabe hatte einen Käse gestohlen, flog damit auf einen Baum und wollte dort seine Beute in Ruhe verzehren. Da es aber der Raben Art ist, beim Essen nicht schweigen zu können, hörte ein vorbeikommender Fuchs den Raben über dem Käse krächzen. Er lief eilig hinzu und begann den Raben zu loben: „O Rabe, was bist du für ein wunderbarer Vogel! Wenn dein Gesang ebenso schön ist wie dein Gefieder, dann sollte man dich zum König aller Vögel krönen!“ Dem Raben taten diese Schmeicheleien so wohl, dass er seinen Schnabel weit aufsperrte, um dem Fuchs etwas vorzusingen. Dabei entfiel ihm der Käse. Den nahm der Fuchs behänd, fraß ihn und lachte über den törichten Raben. Quelle: https://www.projekt-gutenberg.org/aesop/fabeln/ chap004.html 2 4 6 8 10 12 14 16 1 Jean de La Fontaine: Der Rabe und der Fuchs Im Schnabel einen Käse haltend, hockt Auf einem Baumast Meister Rabe. Von dieses Käse Duft herbeigelockt, Spricht Meister Fuchs, der schlaue Knabe: „Ah! Herr von Rabe, guten Tag! Wie nett Ihr seid und von wie feinem Schlag! Entspricht dem glänzenden Gefieder Nun auch der Wohlklang Eurer Lieder, Dann seid der Phönix Ihr in diesem Waldrevier.“ Dem Raben hüpft das Herz vor Lust. Der Stimme Zier Zu künden, tut mit stolzem Sinn Er weit den Schnabel auf; da – fällt der Käse hin. Der Fuchs nimmt ihn und spricht: „Mein Freundchen, Ein jeder Schmeichler mästet sich [denkt an mich!] Vom Fette des, der willig auf ihn hört. Die Lehr ist zweifellos wohl – einen Käse wert!“ Der Rabe, scham- und reuevoll, Schwört – etwas spät –, dass niemand ihn mehr fangen soll. Quelle: https://www.projekt-gutenberg.org/fontaine/fabeln1/chap003.html 2 4 6 8 10 12 14 16 18 3 Fuchs und Rabe Rabe (auf einem Baum, Käse fressend). Fuchs (leise zu sich): „Hier riecht es gar köstlich nach Käse! Ich werde schauen, ob ich meinen Hunger stillen kann.“ Fuchs (laut zum Raben): „Guten Morgen, Rabe! Du bist aber ein ganz besonders schöner Vogel! Du wärest sicher schon lange der König der Tiere, wenn du so schön singen könntest, wie es deine Federn sind!“ Rabe (geschmeichelt und begeistert über das Lob, beginnt zu krächzen): „Kra Kra“. (Im gleichen Moment fällt ihm der Käse aus dem Schnabel, den der Fuchs sofort frisst.) Fuchs (lacht): „Das hast du nun davon, du dummer Rabe. Du solltest nicht auf Schmeicheleien hören!“ 2 4 6 8 10 12 14 16 148 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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