Treffpunkt Deutsch 2 - Deutsch Sprachlehre, Schulbuch

Literarische Texte Schreiben Lesen Zuhören und Sprechen machten sich aus dem Staube. […] So hatten die Schildbürger ihre Ruhe, bestellten die nächste Runde Bier, bliesen den Schaum vom Glas und dachten angestrengt nach. Beim sechsten Glase wischte sich der Schweinehirt den Schnurrbart und sagte: »Ich hab’s! […] Die Klugheit war an allem schuld. Und nur die Dummheit kann uns retten.« Weil sie ihn zweifelnd anschauten, fuhr er fort: »Uns bleibt kein andrer Ausweg. Wir müssen uns dumm stellen. Sonst lassen uns die Könige, der Kaiser und der Sultan nicht in Ruhe.« »Aber wie stellt man sich dumm?« fragte der Grobschmied. »Es wird nicht ganz leicht sein«, antwortete der Schweinehirt. »Dumm zu scheinen, ohne dumm zu sein, verlangt viel Scharfsinn. Nun, wir sind gescheite Leute, und so werden wir’s schon schaffen.« »Bravo!« rief der Schneider- meister. »Dummsein ist mal was andres!« Und auch den übrigen gefiel der Vorschlag des Schweinehirten ausgezeichnet. Die nächsten zwei Monate übten sie das Sichdummstellen ganz im Geheimen. […] Nur der Schulmeister hatte Bedenken. »Denn«, sagte er, »wer sich gescheit stellt, wird davon noch lange nicht richtig gescheit. Wer sich aber lange genug dumm stellt, der wird, fürchte ich, eines Tages wirklich dumm.« Als ihn die anderen auslachten, rief er ärgerlich: »Da habt ihr’s! Es fängt schon an!« – »Was fängt schon an?« fragte der Hufschmied neugierig. – »Eure Dummheit!« rief der Schulmeister. Da lachten sie ihn aus. 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 Quelle: https://internet-maerchen.de/maerchen/schild01.html (abgerufen am 11.06.2023) Kennzeichnet die Merkmale von Schildbürgergeschichten aus der Merkebox (das Problem, die mögliche Lösung, ein Resultat) mit unterschiedlichen Farben im Text von Seite 132. Formuliere in einem Satz, wie es in dieser Geschichte dazu kam, dass die Schildbürger dumm wurden. Diskutiert anschließend in der Klasse die Warnung des Schulmeisters, wonach sich diejenigen, die sich lange genug dumm stellen, auch dumm werden. Der Text „Die Geschichte von den Schildbürgern“ erzählt nicht nur von einem Tag, sondern von einem längeren Zeitraum (siehe Merkebox). Findet jene Stellen, in der sich Zeitangaben verstecken, die das Vergehen von mehreren Jahren, Monaten oder Tagen beschreiben, und markiert sie. Beschäftigt euch als Dreiergruppe mit der Geschichte der Schildbürger und überprüft ihre zeitliche Gestaltung (siehe Merkebox). Ist die Abfolge der Ereignisse chronologisch (in richtiger zeitlicher Reihenfolge) oder gibt es Vorausdeutungen bzw. Rückblenden? 1 B å 2 C 3 B 4 C Schildbürgergeschichten sind immer gleich aufgebaut: • Den Schildbürgern stellt sich ein Problem. • Sie lösen das Problem tatkräftig, aber auf eine „schildbürgerische“ Art und Weise, die für uns unlogisch, für die Bürgerinnen und Bürger Schildas aber logisch ist. • Sie erhalten ein seltsames Resultat. Merke Ein kurzer Text kann von einem Zeitraum erzählen, der sich über viele Jahre erstreckt (zeitraffendes Erzählen). Es gibt aber auch Texte, die mit der Darstellung weniger Momente ganze Seiten füllen (zeitdehnendes Erzählen). Manche Erzählungen enthalten auch zeitliche Sprünge: Es kann etwa zu Vorausdeutungen (siehe Seite 36) oder Rückblenden kommen. Eine Rückblende erzählt von einem Erlebnis, das vor der Zeit liegt, in der bisher erzählt worden ist. Merke 133 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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