am Puls 8, Schulbuch

Aufgaben 92 Dass unsere menschlichen Vorfahren bereits aufrecht gehen konnten, bevor ihre Gehirne so groß wurden wie unsere heute sind (siehe S. 96), wissen wir unter anderem dank eines besonders gut erhaltenen menschlichen Fossils, das den Namen „Lucy“ bekommen hat. Dabei handelt es sich um die Skelettüberreste eines weiblichen Vormenschen der Art Australopithecus afarensis1, die 1974 in der äthiopischen Wüste ausgegraben wurden. Australopithecus besiedelte vor vier bis zwei Mio. Jahren die Steppen Ost- und Südafrikas. Von Lucy sind der Schädel und das halbe Becken sowie viele weitere Knochen gut erhalten (kAbb. 2). Aufgrund gewisser Merkmale dieser Knochen wissen wir, dass Australopithecus bereits auf zwei Beinen gehen konnte, und zwar nicht nur für ein paar Schritte wie Schimpansen, sondern dauerhaft und stabil. Lucy war recht klein – sie war nur etwas über einen Meter groß – und hatte ein Gehirn, das mit rund 400 cm3 nicht größer war als das Gehirn heutiger Menschenaffen. Ein weiterer spektakulärer Fund bestätigte, dass sich der aufrechte Gang vor dem großen Gehirn entwickelt hatte. Bei Laetoli in Tansania wurden 1976 von der Forscherin Mary Leakey2 und ihrem Team versteinerte Fußspuren zweier Hominiden gefunden, vermutlich von Australopithecus afarensis. Die beiden Frühmenschen gingen nebeneinander über eine frische Schicht vulkanischer Asche und hinterließen darin Abdrücke, die erhalten blieben. Obwohl sie 3,6 Mio. Jahre alt sind, ähneln sie Fußabdrücken von modernen Menschen. Den Abdrücken fehlt die bewegliche große Zehe der Menschenaffen – stattdessen hat der Abdruck ein Fußgewölbe wie unsere Füße es haben (kAbb. 3). 1 Australopithecus afarensis: Der Name bedeutet „südlicher Affe von Afar“ und verweist auf die Afar-Region in Äthiopien, den Fundort zahlreicher Fossilien, unter anderem von A. afarensis. 2 Mary Leakey: Mary Leakey (1913–1996) und ihr Mann Louis (1903–1972) führten Ausgrabungen in Kenia und Tansania durch und entdeckten unzählige Fossilien von frühen Hominiden. Ihr Sohn Richard und dessen Frau Meave setzten die Arbeit später fort. Ohne die Anstrengungen der Leakey-Familie wüssten wir viel weniger über unsere Abstammung. „Lucy“ ist ein Vormensch der Gattung Australopithecus, der bereits aufrecht gehen konnte Abb.2: „Lucy“, ein weiblicher Frühmensch der Art Australopithecus afarensis. Von ihrem Skelett blieben 40 % erhalten. Lucy lebte vor etwa 3,2 Mio. Jahren. Abb.3: Die berühmten Fußabdrücke aus Laetoli, Tansania. Zwei Individuen der Art Australopithecus afarensis hinterließen vermutlich ihre Abdrücke in Vulkanasche. Diese Funde klärten die große Frage, ob in der Evolution des Menschen zuerst das große Gehirn oder der aufrechte Gang entstanden sind. Der aufrechte Gang entwickelte sich vor dem größeren Gehirn 1 S Manche Forscherinnen und Forschern denken, dass der kleinere der beiden Vormenschen, der in Laetoli Fußabdrücke hinterließ, ein Kind auf der Hüfte getragen hat. Die Vermutung hat mit der Beschaffenheit der Fußabdrücke, insbesondere mit der Abdrucktiefe, zu tun. Sieh dir Abbildung 3 genau an und leite ab, was die Ursache für diese Vermutung sein könnte. 2 E Über die Ursache der Evolution des aufrechten Gangs gibt es unterschiedliche Hypothesen und kein wirkliches Einvernehmen in der Fachwelt. Formuliere selbst eine Hypothese, welchen Vorteil der aufrechte Gang Frühmenschen gebracht haben könnte. Sammelt die Vorschlage in der Klasse. Recherchiert anschließend, welche Hypothesen Wissenschafterinnen und Wissenschafter fur plausibel halten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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