am Puls 8, Schulbuch

91 Evolution des Menschen 4.1 Abstammung des modernen Menschen Die Vorfahren der ersten Menschen Vor etwa 85 Mio. Jahren zweigte die Linie, die zu den Primaten1 führte, von den übrigen Säugetieren ab. Die ersten Primaten waren kleine und vermutlich nachtaktive Tiere. Durch nach vorne gerichtete Augen, Greifhände und Greiffüße waren sie gut an das Klettern in Bäumen angepasst. Vor etwa 20 Mio. Jahren schließlich lebten in Afrika, Europa und Asien bereits schwanzlose Menschenaffen mit einem größeren Gehirn, die zu den Vorfahren der heutigen Menschenaffen gerechnet werden. Sie wurden vor ca. 10 Mio. Jahren weitgehend von kleinen, langschwänzigen Primatenarten verdrängt. Größere Populationen der Menschenaffen konnten nur in den afrikanischen und südostasiatischen Regenwäldern überleben, wo sie heute noch vorkommen. Sie wurden zu den Vorfahren der heutigen Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans (malaiisch, „Waldmenschen“), Gibbons und des Menschen. Durch Vergleiche von Gensequenzen weiß man, dass Schimpansen mit dem Menschen enger verwandt sind als Gorillas und Orang-Utans (siehe S. 132). Gemeinsam mit diesen Arten zählt der Mensch zu den Hominiden2 oder Großen Menschenaffen (kAbb. 1). Mit den Großen Menschenaffen am engsten verwandt sind die Gibbons. Sie werden daher auch als Kleine Menschenaffen bezeichnet. Außer den Orang-Utans, die heute nur auf den Inseln Borneo und Sumatra in Südostasien heimisch sind, kommen alle anderen Menschenaffen nur in Afrika vor. Nach aktuellen Berechnungen geschah die Abspaltung der Linien, die zum Menschen bzw. zum Schimpansen führten, vor rund funf bis sieben Mio. Jahren. Ab dieser Abspaltung bezeichnet man die Gruppe, zu der auch der moderne Mensch gehört, als Hominine. Zu dieser Zeit veränderte sich das Klima. Es wurde kühler, und so entstanden große Steppengebiete im Osten Afrikas. Aufrecht gehende Hominine, die sich zumindest zeitweise auf zwei Beinen fortbewegen konnten, hatten in diesen Steppen einen Vorteil und konnten sich etablieren. 1 Primaten: prīmās (lat.) = Erster, Höchster; Ordnung in der Klasse der Saugetiere; Die Primaten umfassen mehr als 500 Arten, ua. Lemuren, Paviane, Makaken, Schimpansen, Gorillas und den Menschen; Außer dem Menschen sind Primaten in den Tropen und Subtropen verbreitet. 2 Hominiden: hŏmō (lat.) = Mensch; Familie der Menschenaffen innerhalb der Primaten, die Orang-Utans, Gorillas, Schimpansen und den Menschen sowie seine fruhen ausgestorbenen Vorfahren umfasst Zu den Menschenaffen zählen, außer dem modernen Menschen, Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans Variabilität, Verwandtschaft, Geschichte und Evolution Schimpansen sind sehr eng mit dem modernen Menschen verwandt. Neuesten Erkenntnissen zufolge sind 98,7% ihrer DNA-Sequenz mit unserer identisch, allerdings unterscheiden wir uns zusätzlich in der Genexpression, das heißt in der Umsetzung des genetischen Codes. Abb.1: Stammbaum der Primaten. In diesem Stammbaum ist die Stellung des Menschen und seiner nächsten lebenden Verwandten auf Basis der Sequenzen mitochondrialer Gene dargestellt. Die Zeitpunkte der Aufspaltungen können allerdings nur recht ungenau bestimmt werden (siehe S. 82). 5,3 2,6 0,012 23 34 56 66 Mensch Kreide Paläozän Eozän Oligozän Miozän Pliozän Pleistozän Holozän Millionen Jahre zurück Schimpanse Bonobo Gorillas Orang-Utans Gibbons Altweltaffen Neuweltaffen Koboldmakis Loris Lemuren Kleine Menschenaffen Große Menschenaffen und Menschen (Hominiden) letzter gemeinsamer Vorfahre der Großen Menschenaffen letzter gemeinsamer Vorfahre von Mensch und Schimpanse letzter gemeinsamer Vorfahre der Primaten Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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