Aufgaben 79 Evolutionsbiologie 3.3 Belege für die Evolution Die Evolution wird durch zahlreiche Fossilien bestätigt Unter den Fossilien sind jene besonders interessant, die Übergangsformen darstellen und die so die Entwicklung von einer Gruppe von Lebewesen zu einer anderen dokumentieren (zB Archaeopteryx, Ichthyostega; siehe S. 73). Bei den Waltieren, dazu gehören Wale und Delfine, vermutete bereits Darwin, dass sie von Landsäugetieren abstammen und dass ihre Vorfahren einen Anpassungsprozess an das Leben im Meer durchlaufen haben. Fälschlicherweise dachte Darwin jedoch, dass Wale von Bären abstammten. In den vergangenen 150 Jahren konnten Paläontologinnen und Paläontologen belegen, dass Flusspferde die nächsten lebenden Verwandten der Waltiere sind. Andere Paarhufer wie Schweine und Rinder sind von diesen beiden Gruppen stammesgeschichtlich weiter entfernt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Flusspferde die Vorfahren der Waltiere waren, sondern dass beide Gruppen einen gemeinsamen Vorfahren besitzen. Besonders interessant für die Paläontologie sind so genannte lebende Fossilien. So werden Arten bezeichnet, die fossilen Formen stark ähneln und deren nahe Verwandte gewöhnlich ausgestorben sind. Bekannt ist der Quastenflosser Latimeria chalumnae, der 1938 auf einem Fischmarkt in Südafrika entdeckt wurde (kAbb. 16). Bis dahin kannte die Wissenschaft nur fossile Arten. Man dachte, diese wären seit langer Zeit ausgestorben. Quastenflosser besitzen nicht die bei Fischen üblichen dünnen Strahlenflossen, sondern dicke, durch Knochen gestützte, muskuläre Flossen. Aus diesen Flossen sind später Beine für die Fortbewegung an Land evolviert. Seit langem gelten die fossilen Quastenflosser daher als enge Verwandte der Landwirbeltiere. Neben fossilen Belegen werden auch Merkmale im Körperbau (siehe S. 109) sowie molekularbiologische und genetische Analysen (siehe S. 82) heute lebender Organismen benutzt, um Abstammung und Verwandtschaft von Arten zu überprüfen. Abb.16: Der bis zu 2 m lange und 80 kg schwere Quastenflosser Latimeria chalumnae gilt als „lebendes Fossil“, weil er in vielen Merkmalen den fossilen Quastenflossern ähnlich ist. Abb.15: Die Evolution der Waltiere aus Landsäugetieren ist durch Fossilfunde belegt. Flusspferde sind die nächsten lebenden Verwandten der Wale. Mesonychiden Pakicetus Ambulocetus Rodhocetus Takracetus Dorudon Basilosaurus Bartenwale Zahnwale kurzer Zeitraum Millionen Jahre zurück 65 60 55 50 45 40 35 30 25 Paläozän Eozän Oligozän halbaquatische Lebensweise, Verlust des Fells Entstehung der Schwanzfluke, Vordergliedmaßen flossenartig, Nasenlöcher auf Kopfoberseite verlagert Komplettverlust der Hintergliedmaßen allmähliches Verschwinden der Hintergliedmaßen Mesonychiden sind ausgestorbene Huftiere Fossilien liefern Belege für die Abstammung von Lebewesen, die anhand molekularbiologischer oder genetischer Daten überprüft werden Lebende Fossilien sind Organismen, die urtümliche Merkmale aufweisen und fossilen Formen ähneln Variabilität, Verwandtschaft, Geschichte und Evolution Die Bezeichnung „lebendes Fossil“ ist unglücklich gewählt. Wie man von Fossilfunden weiß, sind die Quastenflosser als Gruppe sehr alt; Latimeria chalumnae hingegen ist erdgeschichtlich viel jünger. Als rezente, das heißt als heute lebende Arten, besitzen die beiden (vielleicht drei) Arten der Gattung Latimeria zahlreiche Merkmale, die meist Anpassungen an ein Leben in tiefen Meeresregionen darstellen. Latimeria hat also nur ein fossilartiges Äußeres bewahrt, ist aber sonst keineswegs ein „lebendes Fossil“. 1 W/S Suche nach weiteren drei Beispielen für „lebende Fossilien“ und finde ihre wissenschaftlichen Namen heraus. Begründe ihre Zuordnung zu den „lebenden Fossilien“. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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