am Puls 8, Schulbuch

Aufgaben 62 Methoden in der Praxis Die personalisierte Krebsmedizin Krebs ist nicht gleich Krebs Krebs ist keine einzelne Krankheit, sondern eine Gruppe vieler Erkrankungen. Diese unterscheiden sich im Krankheitsverlauf teilweise recht deutlich. Doch auch ein und dieselbe Krebsart kann je nach Patientin bzw. Patient ganz verschieden verlaufen. Die Biologie der Erkrankung ist entsprechend komplex. Daher ist auch nicht zu erwarten, dass die medizinische Forschung ein alleiniges Krebsheilmittel findet. Gegenwärtig geht die Forschung vielmehr in Richtung der personalisierten Krebsmedizin. Als Grundlage dieser Therapie, die auf die Patientin oder den Patienten „maßgeschneidert“ sein soll, dienen molekularbiologische und genetische Untersuchungen des Tumorgewebes. Krebszellen sind durch genetische Veränderungen gekennzeichnet, die sehr vielfältig sein können (sogar Zellen ein und desselben Tumors können sich genetisch unterscheiden). Genau nach diesen genetischen Veränderungen – so genannten Biomarkern1 – wird gesucht, um so die Tumorzellen zu charakterisieren (kAbb. 32). Je genauer man das genetische Tumorprofil kennt, umso gezielter kann eine Behandlung erfolgen. Schwachstellen finden und gezielt angreifen Wenn man Biomarker des Tumors kennt, gilt es, diesen genau an dieser Stelle anzugreifen („targeted therapy“). Oft verstärken die Mutationen einer Krebszelle die Signalwege, welche das Wachstum oder die Ausbreitung des Tumors fördern. Genau diese Signalwege sind das Ziel der Therapie. Solche Therapien sind zB bei Darm-, Lungen- oder Brustkrebs möglich, da hier die Veränderungen ausreichend gut erforscht sind, um einen gezielten Angriff möglich zu machen. So können zB Patientinnen mit Brustkrebs, deren Tumorgewebe den Marker HER2 enthält, mit dem Medikament „Herceptin“ behandelt werden. (Frauen mit Krebsgewebe, das kaum HER2 aufweist, sprechen dagegen auf dieses Medikament nicht an.) Ein großer Vorteil der personalisierten Therapie ist das Fehlen der massiven Nebenwirkungen, die zB eine unspezifische, aggressive Chemotherapie mit sich bringt. Die personalisierte Medizin versucht also, jeden spezifischen Krankheitsverlauf zu erkennen und für jede Patientin bzw. jeden Patienten eine eigene Behandlungsform zu entwickeln. Hier liegt gegenwärtig eine große Hoffnung der Medizin, wirksame Therapien gegen Krebs zu entwickeln. 1 Biomarker: individuelle Merkmale einer Zelle, zB die Menge bestimmter Genprodukte; Biomarker geben Auskunft über Eigenschaften einer Tumorzelle. Abb. 32: Personalisierte Krebsmedizin. Krebsgewebe wird entnommen, die Tumorzellen werden im Labor in Zellkulturen vermehrt (Foto links). Diese Zellen werden einerseits untersucht, um festzustellen, welche genetischen Änderungen vorliegen. Gleichzeitig wird erprobt, welche Wirkstoffe die spezifischen Signalwege angreifen können, um zielgerichtete Therapien zu entwickeln. Die DNA-Sequenz von Tumorzellen wird untersucht, um die geänderten Signalwege verstehen und behandeln zu können. Krebsgewebe wird entnommen. Tumorzellen werden im Labor vermehrt und mit Biomarkern charakterisiert. 1 S Forschungsteams in der personalisierten Krebsmedizin sind meist interdisziplinär und bestehen aus Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus den Bereichen Genetik, Molekularbiologie, Mathematik und Informatik. Erörtere, welche Beiträge die einzelnen Fachbereiche zur Entwicklung einer zielgerichteten, personalisierten Krebsmedizin leisten können, und diskutiere deine Überlegungen in der Klasse. Steuerung und Regelung Dieses Vorgehen entspricht auch viel mehr den natürlichen Mechanismen, mit denen das Immunsystem des Menschen arbeitet: B- und T-Zellen des Immunsystems reagieren sehr spezifisch auf die Störung, arbeiten also ausgesprochen personalisiert. Die Wirkung wird also ganz genau dorthin konzentriert, wo sie nötig ist – im Gegensatz zu einer Chemotherapie, die breitflächig sehr viele Zellen (auch nicht erkrankte) angreift. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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