am Puls 8, Schulbuch

Aufgaben 149 Bio- und Gentechnik 1 W/S Im Jahr 2006 sorgte folgende Nachricht für Aufsehen: Britische Wissenschafterinnen und Wissenschafter wollten zu Forschungszwecken Embryonen aus menschlichem Erbgut und aus Eizellen von Kühen schaffen. So sollten menschliche embryonale Stammzellen (Zellen von wenige Tage alten Embryonen, die sich unbegrenzt vermehren und alle Zelltypen des Körpers bilden können) gewonnen werden. Bisher wurden für die Gewinnung embryonaler Stammzellen wenige Tage alte menschliche Embryonen verwendet, die bei einer künstlichen Befruchtung der Frau nicht eingesetzt und von dieser der Forschung zur Verfügung gestellt wurden. Jetzt sollten menschliche embryonale Stammzellen dadurch erzeugt werden, dass ein menschlicher Zellkern in eine entkernte Kuh-Eizelle übertragen wird. Ziel des britischen Forschungsteams war es, Stammzellen genetisch genau passend für eine Patientin oder einen Patienten zu erhalten, um aus ihnen neues Körpergewebe (zB Leber-, Herz-, Muskelzellen) zu züchten. Dann ließe sich dieses Gewebe vermutlich problemlos transplantieren, da eine Abstoßung viel weniger wahrscheinlich wäre. Darüber hinaus könnten solche Stammzellen mit dem genetischen Material von derzeit unheilbar kranken Menschen gezüchtet werden. Diese Zellen könnten dann wiederum der Erforschung der genetischen und biologischen Umstände der Erkrankung im Labor dienen. Mittlerweile gibt es mehrere solcher Ansätze, bei denen embryonale „Mischwesen“ (Chimären) aus menschlichen und tierischen Zellen erzeugt werden, zB Mensch-Affe, Mensch-Schwein (kAbb. 25), MenschMaus. Doch steht der eventuelle Nutzen in Relation zu bioethischen Bedenken? Nenne mögliche Argumente für und gegen diese Methode der Erzeugung von Chimären. Verwende dafür zusätzliche Quellen im Internet, zB den Artikel „Mixed messages: is research into human-monkey embryos ethical?“ aus der britischen Tageszeitung „The Guardian“. 2 W/S In manchen Ländern ist solche Forschung zugelassen, in den meisten anderen nicht. Beurteile die Konsequenzen und Schwierigkeiten, die sich im internationalen Wissenschaftsbetrieb ergeben, wenn die rechtlichen Voraussetzungen national unterschiedlich geregelt sind. 3 S Die Forschung an embryonalen Stammzellen ist generell hoch umstritten, da in den meisten Fällen dafür menschliche Embryonen getötet werden. Diese Embryonen stammen zumeist aus künstlicher Befruchtung, weil fast immer mehr Embryonen erzeugt als eingesetzt werden. Dazu gibt es zwei konträre Sichtweisen: Die einen meinen, dass diese Embryonen sowieso sterben würden oder andernfalls ewig eingefroren blieben. Die Nutzung ihrer Zellen für Forschungs- und letztlich medizinische Zwecke könne vielleicht dazu beitragen, Therapien für bisher unheilbare Krankheiten zu entwickeln. Die anderen argumentieren, dass jeder Embryo zu einem voll ausgewachsenen Menschen werden könne, ja, bereits ein Mensch sei – und daher jegliche Forschung an menschlichen Embryonen untersagt werden müsse. Nicht wenige lehnen aus denselben Gründen bereits das künstliche Erzeugen menschlicher Embryonen (auch für künstliche Befruchtung) ab. Wäge diese Argumente für dich ab und begründe, ob und warum du für oder gegen Forschung an embryonalen Stammzellen bist. Abb.26: Foto einer Mensch-Schwein-Chimäre. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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