90 Wissenschaftliches Arbeiten Formale Vorgaben wissenschaftlicher Arbeiten Das Publizieren wissenschaftlicher Texte Das Verfassen und Veröffentlichen von Fachartikeln ist ein wesentlicher Teil der Arbeit von Wissenschaftern und Wissenschafterinnen. Wozu eigentlich? Oft macht das eigentliche Forschen mehr Spaß als das zum Teil mühsame Schreiben. Dennoch ist es notwendig, denn nur wenn ein neues Forschungsergebnis auch publiziert wird, gilt es als „erforscht“. Denn wie soll die Menschheit sonst erfahren, dass zB eine neue Tierart entdeckt oder ein Medikament gegen eine bestimmte Krankheit entwickelt wurde? Wissenschaftliche Journale haben hier sehr strikte Vorgaben und Abläufe. Diese werden zum Teil auch bei den „vorwissenschaftlichen Arbeiten“ nachgestellt, die im Zuge der Reifeprüfung zu verfassen sind. Autorinnen und Autoren echter wissenschaftlicher Arbeiten (WA) reichen diese bei einer Zeitschrift ein, wo ein Editor entscheidet, ob die Arbeit veröffentlicht werden soll. Dazu werden Gutachten anderer Wissenschafterinnen und Wissenschafter eingeholt, die prüfen, ob sauber, korrekt, objektiv und nachvollziehbar gearbeitet wurde. Danach wird der Autorin oder dem Autor rückgemeldet, ob der Artikel publiziert wird bzw. ob noch Überarbeitungen nötig sind. Sind alle Überarbeitungen vorgenommen, veröffentlicht der Verlag schließlich die Arbeit in der Zeitschrift. Auf diese Art (Peer-review-Prozess) wird gewährleistet, dass kein „Unsinn“ oder keine falschen Ergebnisse veröffentlicht werden. Wenn jemand zB schreibt, er hätte ein Medikament gegen Krebs gefunden, wird die Begutachtung sehr kritisch erfolgen – und sollten sich Fehler, Ungereimtheiten oder unbewiesene Aussagen finden, wird die Zeitschrift den Artikel zurückweisen und nicht publizieren. Wie publizieren? Für wissenschaftliche Artikel gibt es in der Regel strenge formale Vorgaben, wie die Arbeit auszusehen hat. Diese Vorgaben sind nicht bei allen Zeitschriften dieselben. Sie können auf den Webseiten der Zeitschriften oder der Verlage abgerufen werden. Es ist wichtig, sich mit den jeweiligen Vorgaben vertraut zu machen, bevor man mit dem Schreiben eines Artikels beginnt. Wissenschaftliche Artikel zeigen zumeist folgende Gliederung: •• Titel •• Abstract1 •• Inhaltsverzeichnis (nur bei längeren WA) •• Einleitung •• mehrere fachliche Kapitel bzw. Beschreibung der empirischen Arbeit •• Ergebnisse (bei empirischen Arbeiten) •• Schlussfolgerungen bzw. Fazit •• Literaturverzeichnis Zusätzliche Teile können eingebunden werden, wenn sinnvoll, etwa ein Anhang, in dem ein Interview komplett wiedergegeben ist, oder lange Tabellen, die Detailergebnisse zeigen, die für die eigentliche Arbeit zu umfangreich sind. Man kann auch ein Vorwort voranstellen, in dem man persönliche Aspekte erwähnt (warum einen zB das Thema besonders interessiert oder um jemandem speziellen Dank auszusprechen). Neben der Gliederung ist auch vorgegeben, wie die Arbeit verfasst werden soll: Der Stil soll klar und sachlich sein (es soll also keine künstlerische Darstellung sein). Fakten sollen klar erkennbar und von Meinungen abgegrenzt sein. Zudem müssen alle Fakten, Daten und Aussagen, die man aus Büchern, Zeitschriften, Videos, Websites etc. hat, die Quellen, genau angeben werden (mehr zu Quellen und Zitieren auf Seite 110 f.). Verwendet man Abbildungen, sind auch hier Vorgaben einzuhalten. Ein Bild darf nicht einfach so in die Arbeit gesetzt werden, um diese aufzulockern. Es ist nur dann einzubinden, wenn es für die Arbeit wesentlich ist, zB ein Schema, das zeigt, wie dein Experiment abläuft, oder ein Säulendiagramm, das Ergebnisse darstellt. Jede Abbildung muss nummeriert, beschriftet und im Text angesprochen werden (so wie es auch in diesem Buch der Fall ist). Warum ist dies alles so strikt vorgegeben? Nur so ist gewährleistet, dass schnell und sicher überprüft werden kann, ob der Inhalt der Arbeit korrekt und nachvollziehbar ist. 1 Abstract: (engl.) = Auszug, Abriss; beschreibt eine kurze, präzise Zusammenfassung des Inhalts einer Arbeit; Das Abstract steht zu Beginn jeder Arbeit und enthält also alles, von der Fragestellung bis zum Ergebnis. Es steht ganz zu Beginn einer jeden WA, damit man schnell erkennen kann, ob der Artikel die gesuchten Informationen enthält. Das Abstract wird erst ganz am Ende verfasst, wenn die Arbeit vollendet ist. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=