68 Wissenschaftliches Arbeiten Zeit- und Ressourcenplanung Schritt 1: Was will ich wie machen? Wenn du wissenschaftlich arbeiten möchtest, gilt es, zunächst einmal zu entscheiden, was du eigentlich wie untersuchen willst. Hier einige Beispiele: Experiment: Wenn du herausfinden willst, ob ein bestimmter Faktor eine gewisse Wirkung auf ein bestimmtes Versuchsobjekt hat, dann wirst du ein Experiment planen müssen: Gezielte Veränderungen der Versuchsbedingungen im Vergleich zu Kontrollansätzen werden zeigen, ob dieser Faktor eine bedeutsame Rolle spielt. Beobachtung: Vielleicht möchtest du lieber in die Natur hinausgehen und erkunden, wie viele Waschbären es im Wiener Prater gibt oder welche Wasserqualität die Salzach aufweist. Hier wirst du nicht unbedingt experimentell vorgehen, aber möglicherweise gezielt gewählte Beobachtungsstellen zu unterschiedlichen Tageszeiten oder zu immer derselben Tageszeit für eine vorab festgelegte Dauer aufsuchen. Befragung: Eine Befragung ist eine besondere Form der Beobachtung. Zufällig oder gezielt ausgewählte Personen füllen einen Fragebogen aus oder werden interviewt. In jedem Fall musst du dir die Fragen sorgfältig überlegen und zuvor an Testpersonen prüfen, ob sie so verstanden werden, dass die Antworten der von dir Befragten für deine Untersuchung sinnvoll sind. Das nennt man Validität (validity (engl.) = Gültigkeit). Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Wenn du zB deine Klassenkameradinnen und -kameraden danach fragst, wie sich ein Virus vermehrt (Vervielfältigung im Körper), diese aber glauben, dass du sie nach Infektionsmöglichkeiten fragst, sind ihre Antworten für deine Fragestellung nicht hilfreich. Die Frage war demnach nicht valide. Du müsstest sie neu formulieren: „Wie wird ein Virus im Körper eines Wirts vermehrt?“. Wenn du hingegen herausfinden willst, was andere unter einem bestimmten Begriff verstehen, kannst du Fragen stellen, die komplett offen sind für alle möglichen Antworten. Wenn du zB fragst, was jemand mit dem Begriff „Krebs“ in Verbindung bringt, könnte sowohl die Krankheit als auch das Tier genannt werden. In jedem Fall solltest du ausschließen, dass deine Ergebnisse rein auf Zufall beruhen. Sowohl beim Experimentieren als auch beim Beobachten oder bei der Befragung ist es daher wichtig, eine ausreichend große Stichprobe zu bestimmen und zumindest eine Teilstichprobe davon wiederholt zu untersuchen. Das nennt man „Reliabilität“ (bei Befragungen) bzw. „Reproduzierbarkeit“ (bei Experimenten). Schritt 2: Was brauche ich dafür? Wenn du dir darüber klargeworden bist, wie du arbeiten möchtest, musst du dir überlegen, was bzw. wen du dafür alles brauchst. Das ist bei Experiment, Beobachtung und Befragung sehr unterschiedlich: Experiment: Versuchsobjekte, Materialien, geeigneter Raum, Betreuer/innen (zB bei Laborpraktika) usw. Beobachtung: geeignete Mess-/Beobachtungsstellen, notwendige Ausrüstung, Wahl der geeigneten Jahreszeit (zB bei Zugvögeln) usw. Befragung: aussagekräftige Stichprobe an Personen, die dir deine Fragen beantworten (wenn der Verdacht besteht, dass die Antworten = Ergebnisse von Tages-/Jahreszeit, Gemütlichkeit des Befragungsortes etc. abhängen könnten, müssen geeignete Rahmenbedingungen gewählt werden). Schritt 3: Wie viel Zeit brauche ich dafür? All dies bestimmt, wie viel Zeit du für deine praktischen Arbeiten benötigen wirst. Leider kann man nie sicher sein, ob alles so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat. Daher solltest du Zeitpuffer einplanen. So könnte es länger als gedacht dauern, deine Materialien oder Interviewpersonen zu bekommen. Vielleicht klappt dein Experiment am Anfang gar nicht. Oder dein Beobachtungsobjekt will dir einfach nicht vor die Augen treten – und du musst dir ein neues Thema suchen. Wenn du rechtzeitig anfängst, kannst du solche Probleme locker lösen. Vielleicht hast du jedoch alles richtig gemacht – nur deine Ausgangshypothese stimmt nicht. Abb.13: Deine Planung wird zunächst davon bestimmt, ob du ein Experiment, eine Beobachtung oder eine Befragung vornehmen möchtest. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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