5 Basiskonzepte Aufgaben 19 Parasiten und Symbionten Die Mykorrhiza – Grundlage unserer Wälder Hast du dich schon mal gefragt, warum man Champignons zu jeder Jahreszeit in beliebigen Mengen kaufen kann, Eierschwammerl oder Steinpilze aber nur im Sommer, und oft nur in begrenzten Mengen? Der Grund liegt in der Lebensweise: Während Champignons Saprophyten sind, also totes Material (Laub etc.) abbauen und entsprechend leicht kultiviert werden können, sind Steinpilze und Eierschwammerln Mykorrhizapilze. Als Mykorrhiza1 bezeichnet man eine Symbiose zwischen einem Pilz und einem Baum, genauer dessen Wurzeln. Der Pilz kann ohne den Baum nicht existieren, daher kann man Steinpilze und Eierschwammerln nur züchten, wenn man den Wald dazu züchtet – das „Schwammerlsuchen“ im Wald ist also nicht nur ein Hobby, sondern die einzige Möglichkeit, Mykorrhizapilze zu ernten. Genau genommen ist eine Waldgemeinschaft ohne Mykorrhiza gar nicht existenzfähig. Bei dieser Symbiose wachsen die Pilzfäden – die Hyphen – in enger Beziehung zur Wurzel (kAbb. 14 oben). Der Baum liefert dem Pilz Kohlenhydrate aus der Fotosynthese. Der Pilz ernährt sich davon und erhöht im Gegenzug die Versorgung des Baums mit Wasser und Mineralsalzen aus dem Boden (kAbb. 14 unten). Dies wird dadurch erreicht, dass die Pilzfäden eine viel größere Oberfläche ermöglichen, als die Wurzel alleine hat. Das resultiert in gefördertem Wachstum des Baumes. Zusätzlich ist eine erhöhte Abwehrkraft des Baumes gegen Schwermetallbelastung nachgewiesen. 1 Mykorrhiza: mykes (griech.) = Pilz, rhiza (griech.) = Wurzel Abb.14: Mykorrhiza. Die Zeichnung oben zeigt mögliche Wurzelquerschnitte: Ohne Mykorrhiza, mit ektotropher Mykorrhiza und mit endotropher Mykorrhiza. Die Mykorrhiza ist eine Symbiose zwischen Pilz und Pflanzen, bei denen der Pilz die Wurzeln umhüllt oder in diese eindringt Struktur und Funktion Auch Pflanzen ohne Mykorrhiza nehmen Wasser und Mineralstoffe mit den Wurzeln auf. Der Vorteil der Symbiose besteht darin, dass die Pilzfäden die Oberfläche stark vergrößern. Du hast das Prinzip der Oberflächenvergrößerung ja schon an anderen Stellen kennengelernt. Wurzelhaar Rhizodermis Rindengewebe Zentralzylinder Hyphen des Pilzes (rot) Kohlenhydrate Wasser und Mineralstoffe Fichte Mykorrhiza (weiß) um Fichtenwurzel Fichten-Steinpilz Bei der ektotrophen Mykorrhiza bilden Pilzfäden (Hyphen) einen geschlossenen Mantel und wachsen nur zwischen die äußeren Rindenzellen. Bei der endotrophen Mykorrhiza dringt ein lockeres Geflecht aus Pilzhyphen zwischen und in die inneren Rindenzellen. Der pflanzliche Partner liefert Kohlenhydrate, der Pilz Wasser und Mineralstoffe. Mischlebewesen aus Algen und Pilzen: Flechten Eine besonders enge Symbiose stellen die Flechten dar. Flechten wurden bis vor ca. 150 Jahren als eigene Lebewesen beschrieben, erst im 19. Jahrhundert erkannte man, dass es sich um „Doppellebewesen“ aus Pilzen und Algen handelt. Der Pilz bildet den Körper, der die Algen einschließt, die ihrerseits durch Fotosynthese die Ernährung sichern. Durch diese Symbiose können Flechten bestimmte Flechtensäuren und Farbstoffe produzieren, die die einzelnen Symbiosepartner alleine nicht herstellen können. Heute sind weltweit ca. 25 000 Flechtenarten bekannt. Viele davon sind Spezialisten extremer Lebensräume – so wachsen viele Krustenflechten auf nacktem Fels (kAbb. 15). Andere Arten, etwa bestimmte Bartflechten, reagieren sehr empfindlich auf Luftverschmutzung und sind daher wichtige Zeigerorganismen für die Bewertung der Luftqualität. Abb.15: Krustenflechten auf Felsen. Flechten bestehen aus Pilzen, die den Körper bilden, und Algen, die darin leben 1 E Gib an, wie du bei einem Speisepilz experimentell herausfinden kannst, ob es sich um einen Mykorrhizapilz handelt. 2 S Argumentiere, ob es sich beim System Mensch – Haushund um eine Symbiose handelt. Basiskonzepte sind wichtige Grundprinzipien und Eigenschaften lebendiger Systeme. Du wirst ihnen das ganze Jahr lang bei unterschiedlichen Themen wieder begegnen. Eine Übersicht über die sieben Basiskonzepte findest du auf den Seiten 6 und 7. So werden die Basiskonzepte im Buch gekennzeichnet: Farbige Markierung im Text Basiskonzept-Symbole und weitere Informationen zum Basiskonzept in der Randspalte Aufgaben 19 Parasiten und Symbionten sind Steinpilze und Eierschwammerln Mykorrhizapilze. Als Mykorrhiza1 bezeichnet man eine Symbiose zwischen einem Pilz und einem Baum, genauer dessen Wurzeln. Der Pilz kann ohne den Baum nicht existieren, daher kann man Steinpilze und Eierschwammerln nur züchten, wenn man den Wald dazu züchtet – das „Schwammerlsuchen“ im Wald ist also nicht nur ein Hobby, sondern die einzige Möglichkeit, Mykorrhizapilze zu ernten. Genau genommen ist eine Waldgemeinschaft ohne Mykorrhiza gar nicht existenzfähig. Bei dieser Symbiose wachsen die Pilzfäden – die Hyphen – in enger Beziehung zur Wurzel (kAbb. 14 oben). Der Baum liefert dem Pilz Kohlenhydrate aus der Fotosynthese. Der Pilz ernährt sich davon und erhöht im Gegenzug die Versorgung des Baums mit Wasser und Mineralsalzen aus dem Boden (kAbb. 14 unten). Dies wird dadurch erreicht, dass die Pilzfäden eine viel größere Oberfläche ermöglichen, als die Wurzel alleine hat. Das resultiert in gefördertem Wachstum des Baumes. Zusätzlich ist eine erhöhte Abwehrkraft des Baumes gegen Schwermetallbelastung nachgewiesen. 1 Mykorrhiza: mykes (griech.) = Pilz, rhiza (griech.) = Wurzel Abb.14: Mykorrhiza. Die Zeichnung oben zeigt mögliche Wurzelquerschnitte: Ohne Mykorrhiza, mit ektotropher Mykorrhiza und mit endotropher Mykorrhiza. Struktur und Funktion Auch Pflanzen ohne Mykorrhiza nehmen Wasser und Mineralstoffe mit den Wurzeln auf. Der Vorteil der Symbiose besteht darin, dass die Pilzfäden die Oberfläche stark vergrößern. Du hast das Prinzip der Oberflächenvergrößerung ja schon an anderen Stellen kennengelernt. Rhizodermis Rindengewebe Kohlenhydrate Wasser und Mineralstoffe Fichte Mykorrhiza (weiß) um Fichtenwurzel Fichten-Steinpilz Bei der endotrophen Mykorrhiza dringt ein lockeres Geflecht aus Pilzhyphen zwischen und in die inneren Rindenzellen. Der pflanzliche Partner liefert Kohlenhydrate, der Pilz Wasser und Mineralstoffe. Mischlebewesen aus Algen und Pilzen: Flechten Eine besonders enge Symbiose stellen die Flechten dar. Flechten wurden bis vor ca. 150 Jahren als eigene Lebewesen beschrieben, erst im 19. Jahrhundert erkannte man, dass es sich um „Doppellebewesen“ aus Pilzen und Algen handelt. Der Pilz bildet den Körper, der die Algen einschließt, die ihrerseits durch Fotosynthese die Ernährung sichern. Durch diese Symbiose können Flechten bestimmte Flechtensäuren und Farbstoffe produzieren, die die einzelnen Symbiosepartner alleine nicht herstellen können. Heute sind weltweit ca. 25 000 Flechtenarten bekannt. Viele davon sind Spezialisten extremer Lebensräume – so wachsen viele Krustenflechten auf nacktem Fels (kAbb. 15). Andere Arten, etwa bestimmte Bartflechten, reagieren sehr empfindlich auf Luftverschmutzung und sind daher wichtige Zeigerorganismen für die Bewertung der Luftqualität. Abb.15: Krustenflechten auf Felsen. Flechten bestehen aus Pilzen, die den Körper bilden, und Algen, die darin leben 1 E Gib an, wie du bei einem Speisepilz experimentell herausfinden kannst, ob es sich um einen Mykorrhizapilz handelt. 2 S Argumentiere, ob es sich beim System Mensch – Haushund um eine Symbiose handelt. Aufgaben 19 Parasiten und Symbionten Champignons zu jeder Jahreszeit in beliebigen Mengen kaufen kann, Eierschwammerl oder Steinpilze aber nur im Sommer, und oft nur in begrenzten Mengen? Der Grund liegt in der Lebensweise: Während Champignons Saprophyten sind, also totes Material (Laub etc.) abbauen und entsprechend leicht kultiviert werden können, sind Steinpilze und Eierschwammerln Mykorrhizapilze. Als Mykorrhiza1 bezeichnet man eine Symbiose zwischen einem Pilz und einem Baum, genauer dessen Wurzeln. Der Pilz kann ohne den Baum nicht existieren, daher kann man Steinpilze und Eierschwammerln nur züchten, wenn man den Wald dazu züchtet – das „Schwammerlsuchen“ im Wald ist also nicht nur ein Hobby, sondern die einzige Möglichkeit, Mykorrhizapilze zu ernten. Genau genommen ist eine Waldgemeinschaft ohne Mykorrhiza gar nicht existenzfähig. Bei dieser Symbiose wachsen die Pilzfäden – die Hyphen – in enger Beziehung zur Wurzel (kAbb. 14 oben). Der Baum liefert dem Pilz Kohlenhydrate aus der Fotosynthese. Der Pilz ernährt sich davon und erhöht im Gegenzug die Versorgung des Baums mit Wasser und Mineralsalzen aus dem Boden (kAbb. 14 unten). Dies wird dadurch erreicht, dass die Pilzfäden eine viel größere Oberfläche ermöglichen, als die Wurzel alleine hat. Das resultiert in gefördertem Wachstum des Baumes. Zusätzlich ist eine erhöhte Abwehrkraft des Baumes gegen Schwermetallbelastung nachgewiesen. 1 Mykorrhiza: mykes (griech.) = Pilz, rhiza (griech.) = Wurzel Abb.14: Mykorrhiza. Die Zeichnung oben zeigt mögliche Wurzelquerschnitte: Ohne Mykorrhiza, mit ektotropher Mykorrhiza und mit endotropher Mykorrhiza. eine Symbiose zwischen Pilz und Pflanzen, bei denen der Pilz die Wurzeln umhüllt oder in diese eindringt Struktur und Funktion Auch Pflanzen ohne Mykorrhiza nehmen Wasser und Mineralstoffe mit den Wurzeln auf. Der Vorteil der Symbiose besteht darin, dass die Pilzfäden die Oberfläche stark vergrößern. Du hast das Prinzip der Oberflächenvergrößerung ja schon an anderen Stellen kennengelernt. Wurzelhaar Rhizodermis Rindengewebe Zentralzylinder Hyphen des Pilzes (rot) Kohlenhydrate Wasser und Mineralstoffe Fichte Mykorrhiza (weiß) um Fichtenwurzel Fichten-Steinpilz sen nur zwischen die äußeren Rindenzellen. Bei der endotrophen Mykorrhiza dringt ein lockeres Geflecht aus Pilzhyphen zwischen und in die inneren Rindenzellen. Der pflanzliche Partner liefert Kohlenhydrate, der Pilz Wasser und Mineralstoffe. Mischlebewesen aus Algen und Pilzen: Flechten Eine besonders enge Symbiose stellen die Flechten dar. Flechten wurden bis vor ca. 150 Jahren als eigene Lebewesen beschrieben, erst im 19. Jahrhundert erkannte man, dass es sich um „Doppellebewesen“ aus Pilzen und Algen handelt. Der Pilz bildet den Körper, der die Algen einschließt, die ihrerseits durch Fotosynthese die Ernährung sichern. Durch diese Symbiose können Flechten bestimmte Flechtensäuren und Farbstoffe produzieren, die die einzelnen Symbiosepartner alleine nicht herstellen können. Heute sind weltweit ca. 25 000 Flechtenarten bekannt. Viele davon sind Spezialisten extremer Lebensräume – so wachsen viele Krustenflechten auf nacktem Fels (kAbb. 15). Andere Arten, etwa bestimmte Bartflechten, reagieren sehr empfindlich auf Luftverschmutzung und sind daher wichtige Zeigerorganismen für die Bewertung der Luftqualität. Abb.15: Krustenflechten auf Felsen. Flechten bestehen aus Pilzen, die den Körper bilden, und Algen, die darin leben 1 E Gib an, wie du bei einem Speisepilz experimentell herausfinden kannst, ob es sich um einen Mykorrhizapilz handelt. 2 S Argumentiere, ob es sich beim System Mensch – Haushund um eine Symbiose handelt. Sonderseiten „Blick in die Forschung“ Auf diesen Seiten werfen wir einen Blick in die aktuelle Forschung. Welche Fragen stellen sich Wissenschafterinnen und Wissenschafter? Wie versuchen sie Antworten zu finden? Blick in die Forschung Aufgaben 21 Parasiten und Symbionten Die Symbionten in unserem Darm Kannst du Symbionten für den Darm im Supermarkt kaufen? Wenn man den Versprechungen mancher Werbespots glaubt, können probiotische Jogurts die eigene Darmflora1 durch zusätzliche verdauungsfördernde Bakterien stärken, um gesund und glücklich zu werden. Ob das wirklich so ist, versuchte ein Team von Mikrobiologinnen und Mikrobiologen der Universität Wien rund um Alexander Loy und David Berry (kAbb. 17) herauszufinden. Über das Forschungsprojekt „Nutrition and the Intestinal Microbiota- Host Symbiosis“ (Deutsch: Ernährung und die Mikrobiota-Wirt Symbiose im Darm) liefen zwischen 2013 und 2017 Untersuchungen über die Symbionten in uns. Die Artenvielfalt der Mikrobiota2, die in unseren Därmen leben, ist bereits gut erforscht. Weit weniger ist aber bekannt, was die verschiedenen Lebewesen genau in uns bewirken. Es ist leicht zu mutmaßen, dass es sich um Symbionten handelt, die unsere Verdauung unterstützen. Doch was heißt das genau? Was macht welche Art denn wirklich? Die Lebensgemeinschaft im Darm ist bei jedem von uns anders und verändert sich auch – oft innerhalb von Stunden. Wenn du zB die Zusammensetzung deines Frühstücks veränderst, verändert sich auch die Gemeinschaft deiner Darmbakterien. Wie du auf Seite 12 erfahren hast, ist es nicht leicht, eine Symbiose als solche zu identifizieren. Sind die Bakterien in uns wirklich Symbionten? Oder handelt es sich um eine Parabiose, eventuell sogar um Parasiten? Wie lässt sich nun herausfinden, welche Bakterien welche Funktion erfüllen? Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter rund um Loy und Berry arbeiteten mit Nahrungsbestandteilen, die mit stabilen Isotopen markiert waren. Das sind harmlose Isotope, wie 13C, die nicht radioaktiv sind, aber dennoch verfolgt werden können. Sie verfolgten dann also den Weg dieser Nährstoffmoleküle und beobachteten, welche Bakterienzellen diese aufnahmen. Daneben wurden Mikroorganismen mit bestimmten Methoden eingefärbt, in dem zB spezifische Farbstoffe verwendet wurden, die sich an unterschiedliche DNA-Abschnitte binden. Dadurch konnten sie identifiziert werden. Um dies zu beantworten, untersuchten die Forscherinnen und Forscher, wie sich die Ernährung auf den Stoff- und Energiefluss von den Mikroorganismen zu uns auswirkt. Mit Hilfe von Massenspektrometern3 kann der Stoffwechselweg der isotopenmarkierten Nahrung verfolgt werden. Die Abteilung an der Universität Wien ist für diese Methoden weltweit anerkannt (siehe Quellenangaben unten). Welchen Sinn hat diese Forschung? Wer schon öfter an Darmbeschwerden gelitten hat, kann sicher verstehen, dass detailliertes Wissen über die Mikroorganismen in uns wichtig ist, um bei Problemen gezielt und treffsicher eingreifen zu können. Das Forschungsteam rund um Loy und Berry trägt also wesentlich zum Fortschritt der so genannten personalisierten Medizin bei – einem Blickwinkel der modernen Medizin, dem gegenwärtig immer mehr Bedeutung zugeschrieben wird. 1 Darmflora: Unter dem Begriff versteht man die Gesamtheit der Mikroorganismen, die den Darm von Menschen (bzw. Tieren) besiedelt. Der Begriff „Flora“ stammt von der älteren Ansicht, dass Bakterien und Pilze zu den Pflanzen zu zählen sind. Heute werden diese Gruppen als eigene Reiche der Lebewesen – neben Pflanzen, Tieren und Einzellern – betrachtet. Das heißt der Begriff Darmflora ist zwar noch gebräuchlich, aber eigentlich nicht korrekt. 2 Mikrobiota: ökologische Gemeinschaft von Mikroorganismen 3 Massenspektrometer: Messgerät zum Messen der Masse von Atomen bzw. Molekülen Abb.17: Das Team um Alexander Loy und David Berry beim „langen Tag des Darms“ 2014 im Museumsquartier in Wien. Die Forscherinnen und Forscher befinden sich in einem begehbaren Darmmodell und tragen ihre „Lieblings-Mikroben“ als Plüschfiguren bei sich. 1 S Dir ist vielleicht bekannt, dass man bei einer Behandlung mit Antibiotika an Übelkeit bzw. Verdauungsbeschwerden leidet. Oft wird der Verzehr von Jogurt empfohlen. Suche dazu Studien im Internet. Vergleicht eure Ergebnisse in der Klasse und diskutiert, ob alle Studien glaubwürdig sind. Webtipp: www.medizin-transparent.at. Literatur: Butler, R. N.; Kosek, M.; Krebs, N. F.; Loechl, C. U.; Loy , A.; Owino, V. O.; Zimmermann, M. B.; Morrison, D. J.: Stable Isotope Techniques for the Assessment of Host and Microbiota Response During Gastrointestinal Dysfunction. In: Journal of Pediatric Gastroenterology and & Nutrition. 2017, Jg. 64, Nr. 1, S. 8–14. Stecher, B; Berry, D.; Loy, A.: Colonization resistance and microbial ecophysiology: using gnotobiotic mouse models and single- cell technology to explore the intestinal jungle. In: FEMS Microbiology Reviews. 2013, Jg. 37, Nr. 5, S. 793–829. „Methoden in der Praxis“ Auf diesen Seiten lernst du wichtige Methoden kennen, die in der Wissenschaft oder in der Medizin angewendet werden. Es werden spannende Beispiele vorgestellt, wie die eben gelernte Therorie in der Praxis angewendet werden kann. Methoden in der Praxis Aufgaben 20 Biologische Schädlingsbekämpfung Was ist das Problem mit Insektiziden? Wenn eine Zimmerpflanze an Blattlausbefall leidet, wird sie schlimmstenfalls eingehen. Getreidebäuerinnen und -bauern, die nichts gegen eine Vermehrung von Schädlingen unternehmen, werden schweren wirtschaftlichen Schaden erleiden. Gerade großflächige Monokulturen, also große Bestände nur einer Art (zB Weizen), bieten Pflanzenschädlingen ideale Vermehrungsbedingungen – Nahrung im Überfluss und natürliche Feinde fehlen (meist). Das Mittel der Wahl sind dann vielerorts Insektizide1, das heißt Chemikalien zur Abtötung der Schadinsekten. Aber der Einsatz von Insektiziden hat auch negative Folgen. So sind viele Insektizide wenig spezifisch und töten auch gleich die Nutzinsekten mit ab. Überleben Schadinsekten, die zufällig resistent gegen das Insektizid sind, können sie sich ungehindert vermehren. Ein Blick auf das Lotka-Volterra-Modell (siehe am Puls 6, S. 125) zeigt einen weiteren Schwachpunkt beim Einsatz von Breitband-Insektiziden: Nach dem Einsatz erhöht sich die Beutepopulation schneller als die Räuberpopulation. Die Landwirte werden also versucht sein, wieder zum Insektizid zu greifen. 1 Insektizide: Pestizide zur Bekämpfung von Insekten. Als Pestizid bezeichnet man allgemein chemische Substanzen, die Lebewesen, die als schädlich angesehen werden, töten; pestis (lat.) = Geißel, Seuche, caedere (lat.) = töten Wie kann Schädlingsbekämpfung sinnvoll erfolgen? Alternativ zur chemischen Bekämpfung haben sich Verfahren zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingebürgert. Dabei werden Arten ausgebracht, die ganz gezielt die Schädlinge fressen oder parasitieren. Besonders entwickelt ist der Einsatz von Schlupfwespenarten, ein Verfahren, das du übrigens auch im Haushalt gegen Blattläuse oder Motten einsetzen kannst. In Abbildung 16 siehst du ein Beispiel für den Einsatz in einer Weizenkultur. Besonders wichtig ist die ständige Kontrolle der Schädlingspopulation, um den richtigen Zeitpunkt des Einsatzes nicht zu verpassen – nämlich vor der exponentiellen Zunahme der Schädlingszahl. Ein solches Schädlingsmonitoring2 in Kombination mit biologischer Schädlingsbekämpfung (und reduziertem Einsatz chemischer Mittel) kennzeichnet den integrierten Pflanzenschutz. Dabei werden biologische, toxikologische3 und landwirtschaftliche Maßnahmen (zB Fruchtfolge oder geeignete Kulturtechniken) aufeinander abgestimmt, um den Schädlingsbefall zu minimieren. In Österreich wird die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln durch die EU-Verordnung 1107/2009 bestimmt. Für das gesetzlich vorgeschriebene Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln ist in Österreich die BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit) zuständig. 2 Schädlingsmonitoring: Überwachung der Bestände von Schädlingen. 3 Toxikologie: Lehre von Giftstoffen; toxikon (griech.) = Gift 0. Tag: Die Schlupfwespe legt ein Ei in die Blattlaus. 2. Tag: Die Schlupfwespenlarve beginnt, im Innern der Blattlaus zu fressen. Diese lebt zunächst weiter. 6.–8. Tag: Die Schlupfwespenlarve verpuppt sich in der Blattlaus. Diese stirbt; ihre Chitinhülle wird braun. 10.–13. Tag: Nach der Puppenruhe verlässt die geschlechtsreife Schlupfwespe die leere Chitinhülle durch eine selbst geöffnete Stelle am Hinterleib. adulte Schlupfwespe Zeit Zunahme der Schädlinge ökonomische Schadensschwelle Bekämpfungsschwelle Zeit bis zum Wirken der Maßnahme Anzahl der Schädlinge Anzahl Blattläuse pro Weizentrieb 5 0 15 20 10 April Mai 26. 19. 12. 5. 28. 21. 13. bei Schädlingsbekämpfung mit Parasit ohne Parasit 0. Tag: Die Schlupfwespe legt ein Ei in die Blattlaus. 2. Tag: Die Schlupfwespenlarve beginnt, im Innern der Blattlaus zu fressen. Diese lebt zunächst weiter. 6.–8. Tag: Die Schlupfwespenlarve verpuppt sich in der Blattlaus. Diese stirbt; ihre Chitinhülle wird braun. 10.–13. Tag: Nach der Puppenruhe verlässt die geschlechtsreife Schlupfwespe die leere Chitinhülle durch eine selbst geöffnete Stelle am Hinterleib. adulte Schlupfwespe Zeit Zunahme der Schädlinge ökonomische Schadensschwelle Bekämpfungsschwelle Zeit bis zum Wirken der Maßnahme Anzahl der Schädlinge Anzahl Blattläuse pro Weizentrieb 5 0 15 20 10 April Mai 26. 19. 12. 5. 28. 21. 13. bei Schädlingsbekämpfung mit Parasit ohne Parasit Abb.16: Raubparasiten wie die Schlupfwespe Lyisphlebus testaceipes werden in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Gezieltes Monitoring der Schädlingspopulation ist nötig, um den Einsatz der Schlupfwespen zum richtigen Zeitpunkt durchzuführen. 1 S Interpretiere Abbildung 16 b und 16 c und diskutiere, wieso die Schlupfwespen möglichst genau an der „Bekämpfungsschwelle“ freigesetzt werden müssen. Was passiert, wenn die Freisetzung zu früh oder zu spät erfolgt? 2 S Im Juni 2017 hat Greenpeace eine Presseaussendung veröffentlicht, in der der Einsatz des Herbizids Glyphosat scharf kritisiert wird. Recherchiere diese Aussendung und versuche die Argumentation von Greenpeace nachzuvollziehen. Wo liegt das Problem? Diskutiert die Ergebnisse in der Klasse. Kompetenzorientierung Im Biologieunterricht werden drei Kompetenzbereiche unterschieden. Der Erwerb von Kompetenzen hilft dir nicht nur dabei, biologisches Wissen anzueignen, sondern auch Zusammenhänge zu verstehen und dir eine eigene Meinung zu bilden. Mit jeder Aufgabe in diesem Buch werden Kompetenzen aus diesen Bereichen trainiert. Aus welchem, wird durch die Buchstaben hinter der Aufgabennummer angezeigt. W Fachwissen aneignen und kommunizieren Du trainierst, dir Fachwissen anzueignen. Du lernst biologische Vorgänge zu benennen, zu kommunizieren und in verschiedenen Formen (in Worten, bildlich) zu erklären und darzustellen. E Erkenntnisse gewinnen Du lernst, durch Beobachten selbst Erkenntnisse zu gewinnen und eigene Fragen und Hypothesen zu formulieren. Du übst Untersuchungen und Experimente zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Du eignest dir das Analysieren und Interpretieren von Daten und Ergebnissen aus Untersuchungen an. S Standpunkte begründen und reflektiert handeln Du lernst, fachlich Standpunkte zu begründen und die Bedeutung, Chancen und Risiken der erlernten Inhalte für deinen Alltag und die Gesellschaft abzuschätzen. Du trainierst, Schlüsse zu ziehen, Entscheidungen zu treffen und dementsprechend zu handeln. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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