am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

48 Wissenschaftliches Arbeiten Recherche und Quellenkritik Der Sinn gründlicher Recherche Wissen verändert sich heutzutage so rasant wie vermutlich noch nie in der Geschichte der Menschheit. Das gleiche gilt für die Berichterstattung darüber in Fachzeitschriften, Zeitungen, dem Internet, auf Konferenzen und Workshops. Denn unglaublich viele Hochschulen, Firmen und Privatleute forschen an neuen und alten Fragen, von der Auslegung Jahrtausende alter Texte bis hin zur Frage, wie die Menschheit den Klimawandel vermeiden oder zumindest seine Auswirkungen verringern könnte. Da drängt sich die Frage auf: Stimmt alles, was ich lese? Diese Frage ist wichtiger als es zunächst erscheinen mag. Selbst in hochkarätigen Fachzeitschriften wurden schon Arbeiten publiziert, die später zurückgezogen werden mussten, weil herauskam, dass die Autorinnen und Autoren Daten gefälscht oder von anderen ungefragt übernommen hatten. Ehrlichkeit und Genauigkeit sind Grundpfeiler wissenschaftlichen Handelns. Aber auch in der Wissenschaft werden sie nicht immer beherzigt. Ausgangspunkt einer Recherche Um Informationen zu einem Thema zu erhalten, kannst du zunächst einmal leicht zugängliche Quellen nutzen, etwa Schul- oder Fachbücher oder die Internetseiten einer Tageszeitung. Wenn du bei „Standard“, „Presse“ und Co. in der Suchfunktion einen Begriff wie „Covid-19“ eingibst, wirst du sehr viele Artikel finden (kAbb. 36). Bei manch anderen Suchbegriffen bist du vermutlich weniger erfolgreich. In solchen Artikeln wird oft auf die Originalarbeit verwiesen (kAbb. 37) – wie man es eben bei korrektem Umgang mit Quellen machen sollte (siehe S. 110). Jetzt kann man sich bemühen, an die wissenschaftliche Publikation heranzukommen, in der die neuen Erkenntnisse erstmals und genauer beschrieben worden sind. In jedem Fall solltest du versuchen, zusätzlich in wissenschaftlichen Datenbanken zu deinem Thema zu recherchieren (kTab. 1). UV-Licht enthüllt bisher unbekannte Muster auf Chamäleons 22. Jänner 2018, 11:14 Forscher entdeckten, dass knöcherne Höcker unter der dünnen Haut der Tiere bei UV-Bestrahlung fluoreszieren. Das dürfte der Kommunikation dienen München – Chamäleons können nicht nur ihre Farbe wechseln, viele von ihnen leuchten unter UV-Licht blau: Sonst unsichtbare Muster überziehen bei UV-Bestrahlung den Kopf der Tiere und setzen sich bei einigen Arten auch über den Körper fort, wie Forscher der Zoologischen Staatssammlung München nun herausfanden. Eine dünne, durchlässige Haut überspanne knöcherne Höcker am Kopf, sodass das UV-Licht direkt auf den Knochen treffe und von dort in blaues Licht umbewandelt werde, berichten die Wissenschafter im Fachblatt ʺScientific Reportsʺ. Einige Arten haben zudem Wirbelfortsätze knapp unter der Haut, sodass das Muster bis zum Schwanz reiche. Abstract Scientific Reports: ʺWidespread bone-based fluorescence in chameleonsʺ Abb.37: Ausschnitt eines Artikels aus dem „Standard“. Am Ende des Textes wird auf die Originalarbeit verwiesen. Tab. 1: Weit verbreitete wissenschaftliche Datenbanken. Pubmed: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/ Google Scholar (wenn man die Autorennamen kennt: Hier sind die Arbeiten von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern nach deren Namen sortiert): https://scholar.google.at/ Researchgate (das „facebook“ der Wissenschaft): www.researchgate.net Du kannst zudem den Autorinnen oder Autoren schreiben und sie bitten, dir ihren Artikel zuzuschicken. Die meisten kommen dem gerne nach, weil sie ihre Ergebnisse bekannt machen wollen. Die E-Mail-Adressen findest du meist auf der ersten oder letzten Seite einer Veröffentlichung. Natürlich sind die meisten Veröffentlichungen auf Englisch und in zuweilen schwer verständlicher Fachsprache verfasst. Doch der „Abstract“ (die Zusammenfassung) ist oft so geschrieben, dass auch Laien ihn verstehen können. Notfalls kann man wiederum versuchen, populärwissenschaftliche Berichte über diese Arbeit zu finden, zB in Zeitschriften wie „Spektrum der Wissenschaften“, „Bild der Wissenschaften“, „GEO“, „Universum“, „Scientific American“. Letztlich muss man immer, gerade aber bei weniger bekannten Quellen, entscheiden, wie seriös die Autor/innen vorgegangen sind. Es gibt durchaus Artikel, die ernsthaft über esoterische Themen berichten. Neben gesundem Menschenverstand hilft es, verschiedene Quellen zu vergleichen: Kommen sie zu ähnlichen Schlussfolgerungen? Sind die Ergebnisse/Meinungen konträr? Welche Institution oder Person steht hinter dieser Website (Impressum) – und welche Interessen könnten sie verfolgen? Wenn dir die fachwissenschaftliche Expertise fehlt, ist es zumindest angesagt, gegensätzliche Ansichten darzustellen (und nachvollziehbar zu begründen, warum du eher zu der einen als zu der anderen Seite tendierst). Abb. 36: Die Suchfunktion auf Internetseiten von Tageszeiten ist ein nützlicher Ausgangspunkt für eine Recherche. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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