am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

39 Krankheitserreger Die Ausbreitung von Krankheiten kann durch Umweltzerstörung begünstigt werden In am Puls 5 und 6 hast du gelesen, wie sich die Änderung einzelner Umweltfaktoren auf Lebensräume auswirkt (zB Desertifikation und Versalzung, Zerstörung von Wald oder Aufforstung, Versauerung und Temperaturerhöhung bei Korallenriffen). Wenn ein ganzer Lebensraum betroffen ist, hat das Konsequenzen für alle Arten, die dort vorkommen. Manche, die sehr stark an diesen Lebensraum angepasst und wenig mobil sind, werden aussterben. Andere können in andere Gegenden ausweichen, begegnen dort aber möglicherweise Arten, die vorher nicht mit ihnen in Kontakt gekommen sind – und das kann neue Probleme schaffen. Ein wichtiges Beispiel dafür sind Fledermäuse. Viele Fledermäuse leben in waldreichen Gebieten. Rodungen und Brände treiben manche Arten jedoch in die Nähe menschlicher Siedlungen. Viele Fledermäuse scheinen Viren in sich zu tragen. Über ihren Kot, von ihnen angefressene Früchte oder weil sie selbst von Menschen gegessen werden, können diese Viren auf den Menschen übertragen werden. Man nennt das einen Wirtssprung. Höchstwahrscheinlich wurden so die letzten Ebola-Epidemien ausgelöst. Ähnliches gilt wohl für das SARS-CoV-2 Virus. Genetische Analysen von Proben von Menschen, Fledermäusen und Schuppentieren deuten darauf hin, dass dieses Virus sehr wahrscheinlich von Fledermäusen stammt und über die Schuppentiere als Zwischenwirt auf den Menschen übertragen wurde. Offenbar sind Fledermäuse ein ausgesprochen guter Reservoir-Wirt für viele Viren. Das heißt, dass die Viren in ihnen keine oder nur schwache Symptome auslösen, aber trotzdem in ihnen vermehrt werden. Warum das so ist, wird seit einigen Jahren intensiv erforscht. Jedenfalls trägt die Lebensweise von Fledermäusen dazu bei, dass sich diese Viren ausbreiten können: Die flugfähigen Säuger legen weite Distanzen zurück und rasten oft zu tausenden, nicht selten sogar zusammen mit vielen Individuen anderer Fledermausarten. Wäre es eine Lösung, Fledermäuse auszurotten, wenn sie ein so bedeutendes Reservoir für potentiell gefährliche Viren darstellen? Genau hier kommt die Ökologie ins Spiel: Fledermäuse spielen eine ausgesprochen wichtige Rolle bei der Bestäubung und bei der Verbreitung von Samen. Außerdem fressen die Individuen mancher Arten mehrere tausend Insekten pro Nacht, darunter Steckmücken und Ernteschädlinge. Oft werden für Ackerland und auf der Suche nach neuen Rohstoffen Wälder gerodet oder andere natürliche Lebensräume zerstört. So sind durch den Einfluss des Menschen auch Fledermäuse bedroht, sie finden immer weniger Lebensräume und Nahrung. Es konnte nachgewiesen werden, dass Fledermäuse, deren Lebensräume gestört werden, eine höhere Coronavirus-Last aufweisen. Tatsächlich ist die Schädigung von Ökosystemen eine häufige Ursache für das Übergehen von Krankheitserregern von Tieren auf Menschen. Sinnvoller wäre es daher, den Lebensraum der Tiere – beispielsweise der Fledermäuse – zu schützen. Hier setzt auch das Konzept von One Health an. Der Grundgedanke dahinter lautet: Es müssen alle Beteiligten im Öko- und Wirtschaftssystem Erde „gesund“ sein, um ein tragfähiges Miteinander zu gewährleisten. Die Gesundheit des Einen hängt damit unmittelbar von der Gesundheit des Anderen ab. Damit sind eben nicht nur Menschen, sondern auch andere Lebewesen und ganze Ökosysteme gemeint. Manche Arten, die in neue Lebensräume ausweichen, sind Träger von Krankheitserregern „One Health“ versucht, die Bedürfnisse verschiedenster Seiten in Einklang miteinander zu bringen Abb.19: Der „One-Health“-Ansatz basiert auf dem Verständnis, dass die „Gesundheit“ aller Lebewesen inklusive des Menschen und aller Ökosysteme voneinander abhängen. Bezogen auf den Menschen bedeutet das nicht nur die Befriedigung unmittelbarer menschlicher Bedürfnisse (zB Nahrung, Arbeit etc.), sondern ein „Gesunderhalten“ anderer Lebewesen und Ökosysteme. menschliche Gesundheit Tiergesundheit Umweltgesundheit One Health Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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