am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

36 AIDS – eine Viruskrankheit, deren Erreger vor allem durch Leichtsinn übertragen werden 5. Juni 1981: Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) der Vereinigten Staaten veröffentlichen ihren wöchentlichen Bericht zu epidemiologischen1 Befunden. Darin werden fünf junge homosexuelle Männer in Los Angeles beschrieben, die an einer seltenen Lungeninfektion erkrankten und zusätzlich andere, ungewöhnliche Infektionen aufwiesen. Offenkundig stimmte irgendetwas nicht mit ihrem Immunsystem. Zwei der Männer waren bereits verstorben, als der Bericht erschien. Dieser Text gilt als der erste offizielle Hinweis auf das, was ein Jahr später als AIDS2 bezeichnet werden wird. Sofort berichtet die Presse darüber. Innerhalb weniger Tage senden Ärztinnen und Ärzte aus dem ganzen Land Berichte über ähnliche Fälle an die CDC. Einige der beschriebenen Patienten leiden an einem seltenen, aber höchst aggressiven Krebs (siehe S. 59 ff.), dem Kaposi-Sarkom3. Ein Jahr danach berichten die CDC über ein Kind, das nach einer Bluttransfusion an sonderbaren Immunschwächesymptomen litt. 1983 werden ähnliche Fälle bei Frauen bekannt, die Geschlechtsverkehr mit AIDS-kranken Männern hatten. In Österreich tritt AIDS erstmals 1983 auf. Im selben Jahr zeigen zwei Forschungsteams, dass AIDS von einem Retrovirus (siehe S. 34) hervorgerufen wird: dem Humanen Immunschwächevirus (HIV). Die CDC weisen darauf hin, dass die meisten (allerdings nicht alle) Fälle von AIDS homosexuelle Männer mit häufigem Partnerwechsel betreffen sowie Drogensüchtige, die Injektionsnadeln gemeinsam nutzen. Als Übertragungswege des Virus gelten von nun an Geschlechtsverkehr und Kontakt mit Blut bzw. Blutprodukten. In der Öffentlichkeit erregte der Fall von Earvin „Magic“ Johnson große Aufmerksamkeit. Johnson war ein weltweit bewunderter Basketball-Star, der mit den Los Angeles Lakers fünfmal die NBA-Meisterschaft gewann (k Abb. 15). Er trat 1991 aus dem Team aus, da er erfahren hatte, HIV-positiv zu sein. Johnson war die erste Persönlichkeit, die öffentlich machte, HIV bei ungeschütztem heterosexuellen Geschlechtsverkehr erworben zu haben. Zugleich machte er deutlich, dass niemand, der ihm die Hand geben oder ihn umarmen würde, AIDS bekäme. Auch betonte er wiederholt, dass er zwar HIV hätte, jedoch (noch) nicht AIDS – dass HIV und AIDS also nicht gleichzusetzen wären. Obwohl seit langem klar ist, dass häufiger Wechsel der Sexualpartner verbunden mit ungeschütztem Geschlechtsverkehr der Hauptgrund für eine Infektion mit HIV ist, steigen die Zahlen Betroffener stetig an. Weltweit gab es 2022 ca. 39 Mio. Infizierte, darunter ca. 1,5 Mio. Kinder unter 14 Jahren. Für Österreich wird die Zahl an HIV-­ Infizierten auf ca. 9 000 geschätzt, davon 473 Neuinfektionen im Jahr 2022. Wer befürchtet, sich mit HIV infiziert zu haben, kann anonym und kostenlos bei verschiedenen Organisationen einen Test durchführen lassen (kAbb. 16). HI-Viren sind v. a. in Blut, Lymphe, Sperma und Vaginalsekret zu finden. Urin, Kot, Speichel, Schweiß und Tränen enthalten HIV in so geringen Mengen, dass hierüber keine Ansteckung erfolgen kann. Eine besondere Gefahr besteht für Embryonen, Föten und Säuglinge. Offenbar kann HIV über die Nabelschnur, bei der Geburt oder beim Stillen das Kind infizieren. Erkenntnisse der Weltgesundheitsorganisation deuten jedoch darauf hin, dass Stillen mit Muttermilch bei HIV-infizierten Müttern weitgehend gefahrlos ist, wenn Mutter (am besten bereits während der Schwangerschaft) und Kind antiretrovirale4 Medikamente nehmen. AIDS wurde erstmals 1981 beschrieben Ansteckung erfolgt va. durch ungeschützten Sex und häufigem Partnerwechsel Abb.15: „Magic“ Johnson: gab 1991 seine HIV-Infektion durch ungeschützten Sex bekannt. Abb.16: Wo du anonym und kostenlos einen HIV-Test machen lassen kannst, erfährst du auf www.aidshilfen.at. 1 Epidemie: deutlich vermehrtes, aber örtlich und zeitlich begrenztes Auftreten einer Infektionskrankheit 2 AIDS: Acquired Immune Deficiency Syndrome (erworbenes Immunschwäche Syndrom; Syndrom: verschiedene Symptome, die auf einer gemeinsamen Ursache beruhen 3 Kaposi-Sarkom: Sarkom = bösartiger Tumor, sarko (griech.) = Fleisch, om (griech.) = Geschwulst; Mori(t)z Kaposi (1837–1902) war ein Wiener Hautarzt. 4 antiretroviral: gegen ein Retrovirus gerichtet; bei einer antiretroviralen Therapie wird die Umschreibung von Viren-RNA zu DNA sowie deren Einbau in das Erbgut der Wirtszelle unterbunden Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=