am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

Methoden in der Praxis Aufgaben 20 Biologische Schädlingsbekämpfung Was ist das Problem mit Insektiziden? Wenn eine Zimmerpflanze an Blattlausbefall leidet, wird sie schlimmstenfalls eingehen. Getreidebäuerinnen und -bauern, die nichts gegen eine Vermehrung von Schädlingen unternehmen, werden schweren wirtschaftlichen Schaden erleiden. Gerade großflächige Monokulturen, also große Bestände nur einer Art (zB Weizen), bieten Pflanzenschädlingen ideale Vermehrungsbedingungen – Nahrung im Überfluss und natürliche Feinde fehlen (meist). Das Mittel der Wahl sind dann vielerorts Insektizide1, das heißt Chemikalien zur Abtötung der Schadinsekten. Aber der Einsatz von Insektiziden hat auch negative Folgen. So sind viele Insektizide wenig spezifisch und töten auch gleich die Nutzinsekten mit ab. Überleben Schadinsekten, die zufällig resistent gegen das Insektizid sind, können sie sich ungehindert vermehren. Ein Blick auf das Lotka-Volterra-Modell (siehe am Puls 6, S. 125) zeigt einen weiteren Schwachpunkt beim Einsatz von Breitband-Insektiziden: Nach dem Einsatz erhöht sich die Beutepopulation schneller als die Räuberpopulation. Die Landwirte werden also versucht sein, wieder zum Insektizid zu greifen. 1 Insektizide: Pestizide zur Bekämpfung von Insekten. Als Pestizid bezeichnet man allgemein chemische Substanzen, die Lebewesen, die als schädlich angesehen werden, töten; pestis (lat.) = Geißel, Seuche, caedere (lat.) = töten Wie kann Schädlingsbekämpfung sinnvoll erfolgen? Alternativ zur chemischen Bekämpfung haben sich Verfahren zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingebürgert. Dabei werden Arten ausgebracht, die ganz gezielt die Schädlinge fressen oder parasitieren. Besonders entwickelt ist der Einsatz von Schlupfwespenarten, ein Verfahren, das du übrigens auch im Haushalt gegen Blattläuse oder Motten einsetzen kannst. In Abbildung 16 siehst du ein Beispiel für den Einsatz in einer Weizenkultur. Besonders wichtig ist die ständige Kontrolle der Schädlingspopulation, um den richtigen Zeitpunkt des Einsatzes nicht zu verpassen – nämlich vor der exponentiellen Zunahme der Schädlingszahl. Ein solches Schädlingsmonitoring2 in Kombination mit biologischer Schädlingsbekämpfung (und reduziertem Einsatz chemischer Mittel) kennzeichnet den integrierten Pflanzenschutz. Dabei werden biologische, toxikologische3 und landwirtschaftliche Maßnahmen (zB Fruchtfolge oder geeignete Kulturtechniken) aufeinander abgestimmt, um den Schädlingsbefall zu minimieren. In Österreich wird die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln durch die EU-Verordnung 1107/2009 bestimmt. Für das gesetzlich vorgeschriebene Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln ist in Österreich die BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit) zuständig. 2 Schädlingsmonitoring: Überwachung der Bestände von Schädlingen. 3 Toxikologie: Lehre von Giftstoffen; toxikon (griech.) = Gift 0. Tag: Die Schlupfwespe legt ein Ei in die Blattlaus. 2. Tag: Die Schlupfwespenlarve beginnt, im Innern der Blattlaus zu fressen. Diese lebt zunächst weiter. 6.–8. Tag: Die Schlupfwespenlarve verpuppt sich in der Blattlaus. Diese stirbt; ihre Chitinhülle wird braun. 10.–13. Tag: Nach der Puppenruhe verlässt die geschlechtsreife Schlupfwespe die leere Chitinhülle durch eine selbst geöffnete Stelle am Hinterleib. adulte Schlupfwespe Zeit Zunahme der Schädlinge ökonomische Schadensschwelle Bekämpfungsschwelle Zeit bis zum Wirken der Maßnahme Anzahl der Schädlinge Anzahl Blattläuse pro Weizentrieb 5 0 15 20 10 April Mai 26. 19. 12. 5. 28. 21. 13. bei Schädlingsbekämpfung mit Parasit ohne Parasit 0. Tag: Die Schlupfwespe legt ein Ei in die Blattlaus. 2. Tag: Die Schlupfwespenlarve beginnt, im Innern der Blattlaus zu fressen. Diese lebt zunächst weiter. 6.–8. Tag: Die Schlupfwespenlarve verpuppt sich in der Blattlaus. Diese stirbt; ihre Chitinhülle wird braun. 10.–13. Tag: Nach der Puppenruhe verlässt die geschlechtsreife Schlupfwespe die leere Chitinhülle durch eine selbst geöffnete Stelle am Hinterleib. adulte Schlupfwespe Zeit Zunahme der Schädlinge ökonomische Schadensschwelle Bekämpfungsschwelle Zeit bis zum Wirken der Maßnahme Anzahl der Schädlinge Anzahl Blattläuse pro Weizentrieb 5 0 15 20 10 April Mai 26. 19. 12. 5. 28. 21. 13. bei Schädlingsbekämpfung mit Parasit ohne Parasit Abb.16: Raubparasiten wie die Schlupfwespe Lyisphlebus testaceipes werden in der biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Gezieltes Monitoring der Schädlingspopulation ist nötig, um den Einsatz der Schlupfwespen zum richtigen Zeitpunkt durchzuführen. 1 S Interpretiere Abbildung 16 b und 16 c und diskutiere, wieso die Schlupfwespen möglichst genau an der „Bekämpfungsschwelle“ freigesetzt werden müssen. Was passiert, wenn die Freisetzung zu früh oder zu spät erfolgt? 2 S Im Juni 2017 hat Greenpeace eine Presseaussendung veröffentlicht, in der der Einsatz des Herbizids Glyphosat scharf kritisiert wird. Recherchiere diese Aussendung und versuche die Argumentation von Greenpeace nachzuvollziehen. Wo liegt das Problem? Diskutiert die Ergebnisse in der Klasse. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=