am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

Aufgaben 13 Parasiten und Symbionten Parasiten schädigen ihren Wirt, meist ohne ihn zu töten Menschen, die in Österreich Heidelbeeren sammeln, fürchten besonders einen Parasiten: den Kleinen Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis). Unbehandelter Fuchsbandwurmbefall führt beim Menschen in ca. 90 % der Fälle zum Tode, auch bei Behandlung ist die Sterberate noch zwischen 5 und 10 %. In Österreich werden jährlich 2 bis 3 Fälle gemeldet. Dieses drastische Beispiel ist gut geeignet, um den Status einer ganzen Gruppe von Organismen, eben der Parasiten, misszuverstehen! Parasiten schädigen ihren Wirt merklich, aber nur so weit, dass er als „Habitat“ tauglich bleibt. Der Verlust des Wirts durch Tod wäre ja für den Parasiten selbst ein Todesurteil – es wäre, als würde man den Ast absägen, auf dem man sitzt. Am besten lässt sich die Definition eines Parasiten im Vergleich zu Räubern begreifen. Dem britischen Ökologen Charles Elton1 zufolge lebt „der Räuber vom Kapital der Beute, während der Parasit von den Zinsen des Wirts lebt“. Das trifft für die so genannten echten Parasiten zu. Sie leben an oder in ihrem meist sehr viel größeren Wirt, den sie schädigen, aber in der Regel nicht töten. Einen Übergang zwischen Parasiten und Räubern stellen die Parasitoide dar (siehe S. 17). Ist der Kleine Fuchsbandwurm also gar kein echter Parasit im Sinne der Definition? Doch, denn wie du in Abbildung 3 sehen kannst, gehört der Mensch gar nicht in den regulären Zyklus des Fuchsbandwurms. Du siehst, dass der Kleine Fuchsbandwurm eigentlich ein Parasit von Füchsen und kleinen Säugetieren ist, die durch den Befall des Parasiten in der Regel nicht getötet werden. Anhand dieses Beispiels erkennst du auch ein für viele Parasiten typisches Phänomen, den Wirtswechsel2. Die Eier des Wurms, die von befallenen Füchsen mit dem Kot freigesetzt werden, werden von kleinen Säugetieren, zB Mäusen, gefressen. In diesen Zwischenwirten schlüpfen die Larven, bohren sich durch die Darmwand und entwickeln sich zu einer zweiten Larvenform, den Finnen. Die durch den Befall geschwächten Mäuse stellen eine leichte Beute für Füchse dar, die sich dadurch mit dem Parasiten infizieren. Im Darm des Fuchses, des Endwirts, erreichen die Parasiten ihre Geschlechtsreife. Der Mensch ist ein so genannter Fehlwirt. Die sich entwickelnden Larven können Organe schwer schädigen und so zum Tod führen. 1 Elton, Charles: britischer Ökologe und Zoologe, 1900 bis 1991. Er gilt als Begründer der modernen Tierökologie. 2 Wirtswechsel: Wechsel eines Parasiten während seiner Entwicklung von einer Wirtsart auf eine andere, in manchen Fällen auch mehrere Arten. Der Wirt, in dem der Parasit geschlechtsreif wird, ist der Endwirt, die anderen Arten sind Zwischenwirte. Der Vorteil des Wirtswechsels besteht in der Nutzung zweier (oder mehrerer) Nahrungsquellen. Echte Parasiten leben in oder an einem Wirten und schädigen diesen Reproduktion Der Wirtswechsel erhöht die Chance auf erfolgreiche Vermehrung, denn mehrere Wirte bedeuten mehrere Nahrungsquellen. Außerdem ist die Verbreitungschance größer. Oft wechselt ein Parasit zwischen zwei Wirten (wie beim Fuchsbandwurm), es gibt aber auch Fälle, wo mehrere Wirtsarten nacheinander befallen werden (die Saugwurm-Gattung Strigea befällt vier verschiedene Wirte). Oft ist – wie auch beim Fuchsbandwurm – ein Wirtswechsel mit einem Generationswechsel verbunden. Bei vielen Parasiten kommt es zu einem Wirtswechsel zwischen Zwischen- und Endwirt Finnenblase Kopf eines neuen Bandwurms geschlechtsreifer Bandwurm Einzelne Bandwurmglieder werden abgeschnürt und gelangen mit dem Kot ins Freie. Aus jedem einzelnen Glied werden über 300 kleine Eier freigesetzt. Zwischenwirt: Mäuse nehmen die Eier mit der Nahrung auf. Die zumeist geschwächte Maus ist eine leichte Beute für den Fuchs. Im Darm des Zwischenwirts schlüpft eine Larve, die sich durch die Darmwand bohrt und sich in der Leber zu einer anderen Larve, der Finne, entwickelt. Endwirt: Aus Finnenblasen stülpen sich im Darm des Fuchses zahlreiche junge Würmer aus. Sie bestehen aus mehreren Körpergliedern und erreichen im Darm die Geschlechtsreife. Fehlwirt: Der Mensch kann sich infizieren. Je nach Ort der Einnistung im Körper können die aus den Eiern heranwachsenden Finnenblasen lebensgefährliche Probleme verursachen. Abb.3: Der Lebenszyklus des Kleinen Fuchsbandwurms. Die regulären Wirte des Fuchsbandwurms sind Fuchs und Kleinsäuger (hier eine Maus). Die Maus ist Zwischenwirt, der Fuchs Endwirt. Der Mensch ist ein Fehlwirt, also nicht Teil des Lebenszyklus des Wurms. 1 W Suche im Internet die Arbeit „Der Kleine Fuchsbandwurm, ein gefährlicher Parasit“ von Huber G. (2003) in LWF aktuell 39, S. 43–46. Finde heraus, worin die Gefahr für Menschen konkret besteht und fasse deine Ergebnisse in einem kurzen Text zusammen (zitiere dabei die links genannte Arbeit). Suche weiters nach aktuellen Arbeiten zu dem Thema. 1.2 Parasitismus Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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