am Puls Biologie 7 RG, Schulbuch

Aufgaben 101 Biodiversität Grenzen von Arten sind manchmal fließend Dass eine biologische Art nicht immer völlig klare Grenzen besitzt, zeigt folgendes Beispiel: Die Rabenkrähe (Corvus corone) ist eine ganz schwarz gefärbte Krähenart, die im Westen Österreichs vorkommt (k Abb. 11). Im Osten hingegen kommt die Nebelkrähe (Corvus cornix) vor, mit grauem Gefieder an Bauch und Rücken (k Abb. 11). Es gibt derzeit unterschiedliche Ansichten, ob es sich dabei tatsächlich um zwei Arten oder zwei so genannte Unterarten einer Art (der Aaskrähe) handelt. Wien liegt in einem bis zu 50 km breiten Gürtel, der sich von der Ostsee im Norden bis zum Mittelmeer im Süden zieht und in dem sich Tiere dieser beiden Krähenarten miteinander paaren (kAbb. 11). Daraus entstehen Nachkommen, so genannte Arthybride mit unterschiedlichen Gefiedervarianten, die sich weiter fortpflanzen können. Den Gürtel, in dem die Hybridform auftritt, nennt man eine Hybridzone. Die Hybridzone der Krähen existiert bereits seit mindestens 100 Jahren. Die Vögel können sich hier verpaaren, da die beiden Krähenarten sehr eng miteinander verwandt sind. Trotzdem kommt es zu keiner vollständigen Vermischung der beiden Krähenarten! Ein Grund dafür, dass die Zone relativ stabil erhalten bleibt, ist vermutlich, dass sich schwarze Krähen lieber mit schwarzen paaren und graue lieber mit grauen. Hybridzonen tauchen in der Natur gar nicht so selten auf! Beispielsweise können sich Grizzlybären und Eisbären ebenfalls in der Natur miteinander fortpflanzen, dort wo ihre Verbreitungsgebiete aufeinandertreffen. Arthybride entstehen aus der Paarung von Lebewesen von zwei unterschiedlichen Arten Rabenkrähe Arthybrid Nebelkrähe Die Rabenkrähe ist in Westeuropa verbreitet. Arthybride zwischen Raben- und Nebelkrähe sind auf eine schmale Zone begrenzt. Sie haben weniger Nachkommen. Nebel- und Rabenkrähe stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Abb.11: Gefieder der Rabenkrähe und Nebelkrähe. Die Rabenkrähe hat schwarzes Gefieder, die Nebelkrähe ist an Bauch und Rücken grau. In der Hybridzone kommen Tiere mit unterschiedlichem Grauanteil im Gefieder vor. Variabilität, Verwandtschaft, Geschichte und Evolution Häufig werden Paarungspartner nicht zufällig ausgewählt. Bei der so genannten assortativen Paarung werden Partner bevorzugt, die in bestimmten Merkmalen ähnlich sind. Dieser Mechanismus spielt eine wichtige Rolle beim Entstehen von neuen Arten, da so die Durchmischung von Populationen reduziert wird. 1 W Ein Maultier ist ein Nachkomme von einem weiblichen Pferd und einem männlichen Esel. Ein Maulesel ist hingegen ein Nachkomme von einem weiblichen Esel und einem männlichen Pferd. Erläutere, warum Pferde und Esel zwei unterschiedliche Arten sind, obwohl sie offensichtlich miteinander Nachkommen zeugen können. 2 W/E Morphologische Ähnlichkeit ist nicht alles! Recherchiere über den korsischen Feuersalamander und finde heraus, wie er aussieht. Erläutere, wie er früher klassifiziert wurde und warum man ihn jetzt als eigene Art betrachtet. Kryptische Arten Arten, die sich äußerlich sehr wenig bis überhaupt nicht unterscheiden, wurden traditionell, nach morphologischen Kriterien, oft in einer einzigen Art zusammengefasst. Ein genaues Untersuchen von feinen morphologischen Unterschieden, ein Betrachten der Reproduktionsbarrieren und genetische Analysen sind nötig, um zu verstehen, ob es sich um eine oder um mehrere Arten handelt. Der Vergleich der DNA der Arten gilt als der aktuelle Standard, um Zweifel auszuräumen. So wurden bereits kryptische Arten, die sich äußerlich fast völlig gleichen, innerhalb einer Art entdeckt. Beim Fliegenpilz weiß man zB dank aktueller Forschungsergebnisse, dass es sich dabei tatsächlich um mehrere separate, eng verwandte Arten und nicht um eine einzige Art handelt! Immer wieder kommt es bei lange bekannten Arten dank neuer Ergebnisse zu neuen Einordnungen. Mit Hilfe von DNA-Vergleichen können kryptische Arten identifiziert werden Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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