am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 86 Insemination und Samenspende Die Reproduktionsmedizin versucht, Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch mittels unterschiedlicher Methoden zu helfen. Die Behandlungsvarianten sind dabei vielfältig und mehr oder weniger aufwändig. Wenn die Ursache für die Unfruchtbarkeit die eingeschränkte Spermienqualität des Mannes ist (geringe Anzahl oder verminderte Beweglichkeit der Spermien) kann eine Insemination durchgeführt werden. Dabei wird genau zum Zeitpunkt des Eisprungs der Frau mit einem feinen Katheter, das ist ein sehr dünner Schlauch, der durch die Vagina eingeführt wird, die aufbereitete Spermienflüssigkeit des Mannes direkt in die Gebärmutterhöhle eingebracht. Diese Behandlung ist relativ einfach durchzuführen und bringt den Vorteil, dass die Spermien die Vagina und den Gebärmutterhals der Frau nicht mehr aus eigener Kraft überwinden müssen. Werden bei der Behandlung Spermien des männlichen Partners der Frau verwendet, so spricht man von einer homologen Insemination. Reicht die Spermienqualität des Mannes für eine solche Behandlung nicht aus, so kann eine Insemination auch mit Spendersamen durchgeführt werden (heterologe Insemination). Es gilt dann das Paar, das sich der Behandlung unterzieht, als Vater und Mutter. Der Mann, von dem der Spendersamen ursprünglich stammt, gilt nicht als Vater. Bei einer Insemination wird die aufbereitete Spermienflüssigkeit direkt in die Gebärmutterhöhle eingebracht 1 S In Österreich dürfen Embryonen, die bei einer IVF oder ICSI entstehen, nur vom selben Paar verwendet werden. Entstehen bei einem Versuch mehr Embryonen als sofort in die Gebärmutter übertragen werden sollen, können diese in einem sehr frühen Stadium (Blastozysten oder noch früher) kryokonserviert (eingefroren) und später verwendet werden. Die Embryonen dürfen nicht an ein anderes Paar weitergegeben oder für die Forschung verwendet werden. In anderen Ländern ist die Situation jedoch nicht so streng. Wie siehst du diese gesetzlichen Regelungen? Sind Gesetze zum Schutz dieser Embryonen nötig? Beurteile die unterschiedlichen Sichtweisen. Künstliche Befruchtung (IVF) Eine künstliche Befruchtung oder In-Vitro-Fertilisation (IVF) ist eine weitere Behandlungsvariante bei Unfruchtbarkeit. Zuerst werden dabei die Eierstöcke der Frau durch hormonelle Stimulation dazu angeregt, mehrere Follikel mit reifen Eizellen auf einmal zu produzieren. Die Stimulation der Eierstöcke erfolgt gewöhnlich durch tägliche Injektion von Hormonen während der ersten Zyklushälfte. Diese wirken wie FSH auf die Reifung der Follikel. Die reifen Eizellen werden dann zum Zeitpunkt des Eisprungs aus den Eierstöcken entnommen und anschließend im Labor, außerhalb des Körpers der Frau, befruchtet. Die Entnahme erfolgt über die Vagina der Frau. Nach der Befruchtung im Labor werden die herangereiften Embryonen nach 2–5 Tagen wieder in die Gebärmutter übertragen, wo sie sich im optimalen Fall weiterentwickeln. Es werden meist drei Embryonen auf einmal transferiert. Eine Variante der IVF ist die ICSI (intracytoplasmatische Spermieninjektion, kAbb. 23). Wenn zu wenige oder nur unbewegliche Samenzellen vorhanden sind, wird bei der ICSI eine einzelne Samenzelle mit einer Injektionsnadel direkt in die entnommene Eizelle eingebracht und es kommt so zur Befruchtung. Die Erfolgschancen von IVF und ICSI liegen bei einem einzelnen Versuch bei ca. 30%, sie nehmen allerdings mit dem Alter der Frau stark ab. Wenn mehrere Versuche hintereinander durchgeführt werden, sind die Erfolgschancen insgesamt gut. Dennoch ist für ein Paar eine solche Behandlung meist mühsam und belastend. Das neue Fortpflanzungsmedizingesetz, das in Österreich 2015 beschlossen wurde, sieht vor, dass neben heterosexuellen Paaren auch lesbische Paare mit Kinderwunsch die Möglichkeit zu einer IVF, ICSI oder Insemination mit Spendersamen haben. Das an der Behandlung beteiligte lesbische Paar gilt dann als die Eltern, nicht der Samenspender. Beim einer IVF erfolgt die Befruchtung der Eizellen außerhalb des Körpers der Frau Reproduktion Die IVF und ICSI sind zwei etablierte Verfahren der Reproduktionsmedizin. Die Befruchtung geschieht dabei im Labor, nicht im Körper der Frau. Abb. 23: Befruchtung bei einer ICSI. Sind die Spermien des Mannes unbeweglich, so wird bei der ICSI ein einzelnes Spermium mit Hilfe einer dünnen Injektionsnadel direkt in die Eizelle eingebracht und es kommt so zur Befruchtung. 50 μm Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=