am Puls Biologie 6, Schulbuch

80 4.7 Sexualität und Emotionen: Die Rolle der Hormone Geschlechtshormone wie das Testosteron beeinflussen die Stimmung Wie du nun weißt, ist die Pubertät eine Zeit, in der sich vieles verändert. Eine ganz wesentliche Rolle spielen dabei die Hormone, die du auf den vergangenen Seiten kennengelernt hast. Sie beeinflussen aber nicht nur organische Veränderungen, sondern zuweilen auch die Stimmung. Wenn dein Freund/deine Freundin heute ungewohnt reizbar, morgen fröhlich und übermorgen geradezu depressiv wirkt, kann das daran liegen, dass sich sein/ihr Körper noch nicht an die neue Menge dieser Stoffe gewöhnt hat – und dass deren Konzentration sehr stark schwankt. Die Pubertät ist deswegen eine Zeit, in der viele ein Wechselbad der Gefühle erleben. Ein Beispiel ist das Testosteron: Wenn du Abbildung 14 betrachtest, wirst du feststellen, dass es große Unterschiede in der Menge an Testosteron im Blut junger und älterer Männer gibt: So haben junge Männer zwischen 2 und 10 Uhr morgens deutlich höhere Testosteronlevels. Zudem schwankt bei ihnen die Gesamtmenge an Testosteron stärker. Testosteron hat im Stoffwechsel ua. die Funktion, die Bildung von Proteinen anzuregen und unterstützt so den Muskelaufbau. Bei vielen Männern hat es eine antreibende Wirkung bis hin zur Aggressivität. Es weckt das sexuelle Verlangen und führt zu erotischen Träumen. Umgekehrt bewirken sexuelle Fantasien einen Anstieg der Testosteronmenge im Blut. Das zeigt, dass die Kontrolle über das sexuelle Verlangen durchaus steuerbar ist. Frauen zeigen ähnliche tageszeitliche Rhythmen hinsichtlich des Testosterons, das bei ihnen in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde produziert wird. Frauen haben rund 20-fach niedrigere Testosteron-Werte. Wie bei Männern wirkt Testosteron bei ihnen auf das sexuelle Verlangen. Das zeigt sich zB bei hormoneller Verhütung: Ein Abbauprodukt des in diesen Präparaten enthaltenen Östrogens bindet Testosteron, was die Erregbarkeit der Frau senken kann. Testosteron ist auch ein Antriebshormon und beeinflusst das sexuelle Verlangen Abb.14: Die Menge an Testosteron im Blut von Männern hängt ab von Alter und Tageszeit. Die Kurve stellt allerdings Mittelwerte dar. Während der Pubertät wurden bei einigen Testpersonen zwischenzeitliche Anstiege zu anderen Uhrzeiten beobachtet. Oxytocin – ein Bindungs- und Entspannungshormon Ein weiteres wichtiges Hormon in der Sexualität ist das Oxytocin (siehe auch S. 39). Es wird von der Hypophyse freigesetzt und löst ua. die Wehen bei der Geburt und die Milchproduktion in der weiblichen Brust aus. Oxytocin gilt darüber hinaus als Bindungshormon. Es ist bedeutsam für eine positive Beziehung zwischen Mutter und Kind, aber auch zwischen Geschlechtspartnern. Es wird vor allem bei Berührung von Scheide, Gebärmutter und Brustwarzen und beim Orgasmus freigesetzt, aber auch durch Streicheln. Vermutlich ist die beim Orgasmus abgegebene hohe Menge an Oxytocin der Grund für die danach eintretende Entspannung. Allgemein scheint Oxytocin Stress und Aggressivität entgegenzuwirken. Dieses Hormon kommt auch im Sperma vor. All das dürfte dazu beitragen, dass Zärtlichkeit und Geschlechtsverkehr eine enge Bindung zwischen zwei Menschen erzeugen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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