am Puls Biologie 6, Schulbuch

77 Sexualität beim Menschen 4.6 Der weibliche Zyklus Der Zyklus beim Mädchen Ab der ersten Monatsblutung (Menarche) ist ein Mädchen geschlechtsreif. Bereits mehrere Monate vor der Menarche tritt bei vielen Mädchen eine milchige oder klare Flüssigkeit aus der Scheide aus. Dieser Weißfluss zeigt an, dass ab jetzt in den Eierstöcken Östrogene produziert werden, die wiederum die Bildung des Zervixschleims veranlassen. Er ist geruchslos und besteht aus abgestoßenen Zellen von Gebärmutter und Scheide sowie Zervixschleim. Die erste Blutung tritt bei österreichischen Mädchen meist zwischen 10 und 16 Jahren auf. Wenn du älter als 16 bist und noch keine Menarche erlebt hast, wäre es gut, deine Frauenärztin oder deinen Frauenarzt um Rat zu fragen. Allerdings haben deine Gene, der Lebenswandel, insbesondere die Ernährung, möglicherweise aber auch Chemikalien einen Einfluss auf den Zeitpunkt der Menarche. Offenbar tritt sie ein, sobald der Körper eine bestimmte Menge Fett eingelagert hat. Bei sehr jungen Frauen hat sich der Zyklus oft noch nicht eingespielt. Anfangs wird die Gebärmutterschleimhaut nicht vollständig aufgebaut, weil von den Eierstöcken zu wenige Östrogene freigesetzt werden, die diesen Prozess steuern (siehe unten). Eine unvollständige Gebärmutterschleimhaut wird vorschnell abgestoßen, weshalb es zu sehr kurzen Menstruationszyklen kommen kann. Werden zwischenzeitlich gar keine Östrogene freigesetzt, bildet sich keine oder nur sehr wenig Gebärmutterschleimhaut. In diesem Fall setzen die Blutungen vorübergehend aus. Oft folgt die Körpertemperatur jugendlicher Mädchen nicht dem üblichen Verlauf (kAbb. 12). Mehrere Jahre können vergehen, bis der Zyklus einer Frau „ausgereift“ ist. In dieser Zeit können hormonelle Verhütungspräparate die Ausbildung eines normalen Zyklus behindern. Ein zu helles Schlafzimmer oder Stress können ebenfalls Zyklusstörungen auslösen. Die Ausbildung eines regelmäßigen Zyklus dauert mehrere Jahre. Anfangs ist der Zyklus unregelmäßig Abb.12: Körpertemperatur während eines Zyklus. Bei einem ausgereiften Zyklus schwankt die Körpertemperatur der Frau zwischen einer Temperaturtieflage (36,3–36,5 °C) und einer Temperaturhochlage (36,8–37,0 °C). Bei einer Schwangerschaft bleibt sie erhöht. Fieber oder andere Ursachen können die Körpertemperatur beeinflussen. Deshalb gilt diese Kurve nur bei gesunden Frauen direkt nach dem Aufwachen. Allerdings kann sie individuell variieren. (Gemessen wird in After oder Scheide.) Zyklustage Morgentemperatur (°C) Blutung 36,5 37,5 37 36 Der Zyklus der erwachsenen Frau Einen ausgereiften Zyklus erkennt man ua. an charakteristischen Temperaturschwankungen vor und nach dem Eisprung (k Abb. 12). Ein Zyklus beginnt mit der Regelblutung (Menstruation). Die Hypophyse gibt nun das Hormon FSH ab (siehe S. 72). Das bewirkt in beiden Eierstöcken die Reifung mehrerer Eibläschen (Follikel). Diese sind ca. 12–20 mm groß. Aber nur insgesamt ein Eibläschen wächst zu ausreichender Größe heran. Es setzt einen Stoff frei, der die Reifung der anderen Follikel verhindert, wodurch diese absterben. Ein Follikel besteht aus einer Hülle aus Follikelzellen, die eine Eizelle umgeben (k Abb. 13). Die heranreifenden Follikelhüllzellen geben Östrogene in das Blut ab. Dadurch wird der Neuaufbau der Gebärmutterschleimhaut in Gang gesetzt. Östrogene hemmen zudem die Ausschüttung von FSH in der Hypophyse, fördern aber die Freisetzung von LH. Zusätzlich beginnt im Gebärmutterhals die Schleimproduktion. Der Muttermund ist zunächst noch geschlossen und öffnet sich erst wieder an den fruchtbaren Tagen. Wenn die LH-Konzentration im Blut am höchsten ist, platzt der Follikel und entlässt die Eizelle in den Eileiter. Am Tag vor diesem Eisprung (Ovulation) endet die Follikelreifungsphase. Deren Länge ist übrigens nicht konstant. Deshalb unterscheidet sich die Zykluslänge von Frau zu Frau, schwankt aber auch bei derselben Frau. War der Zervixschleim zuvor eher zäh, so ist er nun dünnflüssiger und der Muttermund ist geöffnet. Es ist die fruchtbare Zeit der Frau. In der Follikelreifungsphase reift abwechselnd in einem der beiden Eierstöcke ein Follikel heran, der beim Eisprung eine Eizelle in den Eileiter entlässt Steuerung und Regelung Hormone beeinflussen die Geschlechtsreife und die Fruchtbarkeit. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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