68 4.2 Sexualität und Gesellschaft Homosexualität: Liebesbeziehung zwischen Menschen gleichen Geschlechts Bi- und Intersexualität Die meisten Menschen fühlen sich zum jeweils anderen Geschlecht hingezogen (Heterosexualität). Der Geschlechtsverkehr zwischen Frau und Mann verschafft nicht nur Lustgefühle, sondern dient – biologisch gesehen – der Fortpflanzung und somit auch der Erhaltung der Art. Doch hin und wieder verlieben sich Menschen in Menschen gleichen Geschlechts (Homosexualität): Ein Mann verliebt sich in einen anderen Mann, eine Frau möchte mit einer anderen Frau zusammenleben. Umgangssprachlich nennt man das „schwul“ bzw. „lesbisch“. Diese Form der Sexualität kann von beiden Partnern als genauso schön erfahren werden wie für andere eine heterosexuelle Beziehung. Die Ursache dafür, warum manche Menschen homosexuell und andere heterosexuell sind, ist von der biologischen Forschung bisher nicht eindeutig geklärt. Es kostet oft Mut, zur eigenen Homosexualität zu stehen. Vielleicht wird in den Medien deswegen ausführlich darüber berichtet, wenn Prominente sich „outen“. In der Pubertät erleben auch heterosexuelle Jugendliche zuweilen eine so genannte „homo- erotische Phase“ und finden dann Menschen des gleichen Geschlechts attraktiv. Das zeigt, dass es zuweilen Zeit braucht, um sich über die eigene Sexualität klar zu werden. Homosexualität als Teil der Lebenswirklichkeit Abb.1: Gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung. Die meisten Menschen fühlen sich zum anderen Geschlecht hingezogen, doch manche verlieben sich in Menschen des gleichen Geschlechts. Anders als bei Hetero- und Homosexualität fühlen sich bisexuelle Menschen sowohl zu Männern als auch zu Frauen hingezogen. Das kann eine Phase in der Pubertät sein, manchmal aber darüber hinaus anhalten. Intersexuelle Menschen können sich aufgrund ihrer Geschlechtsmerkmale bzw. ihrer genetischen Ausstattung nicht eindeutig als Mann oder Frau bezeichnen, sondern haben Merkmale von beiden Geschlechtern. So kann es bei der Chromosomenverteilung dazu kommen, dass die befruchtete Eizelle statt der üblichen Kombination der Geschlechtschromosomen „46, XY“ (männlich) oder „46, XX“ (weiblich) zB die Ausstattung „47, XXY“ oder „45, X“ mitbekommt. Ungefähr jeder fünfhundertste bis tausendste Mann hat den Chromosomensatz „47, XXY“. Das ruft das Klinefelter-Syndrom hervor, das sich oft in überdurchschnittlicher Körpergröße, wenig Behaarung und vergrößerten Brustdrüsen zeigt. Meistens ist der Hoden verkleinert und die Betroffenen sind unfruchtbar. Die Therapie erfolgt durch individuell angepasste Testosterongaben. „45, X“ bewirkt hingegen das Turner Syndrom. Hierbei können folgende Symptome auftreten: Kleinwüchsigkeit, häufige Mittelohrentzündungen, Herzfehler, leicht rissige Gefäße, ausbleibende Pubertät, Nierenprobleme, Unfruchtbarkeit. Die Therapiemöglichkeiten umfassen Ersatzhormone, Medikamente, Operationen, Frühförderung und seelische Betreuung. Etwa eine von 2 500 Frauen ist davon betroffen. Eine weitere mögliche Ursache für Intersexualität liegt im SRY-Gen1: Dieses Gen liegt normalerweise auf dem Y-Chromosom und produziert einen Stoff, der ab der sechsten Woche der Embryonalentwicklung zur Ausbildung der Hoden führt. Durch Mutationen kann dieses Gen funktionslos werden: Trotz des vorhandenen Y-Chromosoms hat der entstehende Mensch weibliche Geschlechtsmerkmale. Wenn beim Crossing-over (siehe S. 55 f.) das SRY-Gen auf ein X-Chromosom übertragen wird, entwickelt sich der Mensch in seinem Erscheinungsbild trotz der Chromosomenpaarung „XX“ zu einem Mann. In allen Fällen sind diese Menschen unfruchtbar. Die Schätzungen zur Häufigkeit von Intersexualität variieren stark: Eine von 1 000 bis 5 000 Personen ist davon betroffen. 1 SRY-Gen: sex determining region of Y-gen; Dessen Genprodukt ist entscheidend für die Entwicklung der Hoden und damit für die Testosteronprodution. Bisexualität ist die sexuelle Orientierung zu mehr als einem Geschlecht, Intersexualität bezeichnet das Vorhandensein von Merkmalen unterschiedlichen Geschlechts Nur zu Prüfzwecken – Eig ntum des Verlags öbv
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