Aufgaben 63 Fortpflanzung und Entwicklung Blick in die Forschung Fortpflanzungsstrategien bei Tieren Sexuelle Fortpflanzung ist unglaublich vielfältig! Die Besamung ist der Vorgang, bei dem die weiblichen und männlichen Gameten aufeinandertreffen. Die Befruchtung, also das Verschmelzen von Ei- und Samenzelle, folgt auf die Besamung. Bei Tieren mit innerer Besamung (Insemination) geschieht dieses Aufeinandertreffen im weiblichen Genitaltrakt, also innerhalb des Körpers des Weibchens. Eine solche innere Besamung kann die Folge einer Begattung mit Kopulationsorganen (Paarungsorganen) sein, zB indem der Penis des Männchens in die Vagina des Weibchens eingeführt wird, wie bei allen Säugetieren. Reptilien und Vögel lösen dies ohne Kopulationsorgane: Männchen und Weibchen pressen dazu ihre Kloaken1 aneinander. Die Rotseitige Strumpfbandnatter ist eine Schlange, die in Kanada vorkommt, und die ein auffälliges Reproduktionsverhalten zeigt – so auffällig, dass es bereits zu einer Touristenattraktion geworden ist! Die weiblichen Strumpfbandnattern geben besondere Duftstoffe ab, mit denen sie männliche Nattern zur Paarung anlocken. Diesem Lockduft folgen hunderte, die einen riesigen, sich windenden Paarungsball um das Weibchen formen. Das Weibchen kopuliert (paart sich) allerdings von all den ankommenden Männchen nur mit einigen wenigen. Eine ungewöhnliche Art der inneren Besamung findet man bei den Bettwanzen: Weibliche Bettwanzen besitzen auf der Bauchseite ein taschenförmiges Organ ohne Öffnung nach außen, zur Spermienaufnahme. Männliche Tiere hingegen besitzen ein hakenförmiges Kopulationsorgan, mit dem sie die Haut des Hinterleibs des Weibchens durchstechen, und Spermien in diese Tasche des Weibchens abgeben. Gelegentlich kommt es sogar dazu, dass das Männchen die Haut des Weibchens an beliebiger Stelle des Hinterleibs durchsticht. Die Spermien gelangen dann im Körper des Weibchens über die Körperflüssigkeit (Hämolymphe2) zu den Eierstöcken, wo sie die Eier befruchten, bevor diese abgelegt werden. Bei der äußeren Besamung werden im Gegensatz dazu Ei- und Samenzellen ins Freie abgegeben. Bei Fischen und Fröschen laicht das Weibchen ab (legt die Eier im Wasser ab) und das Männchen besamt sie an Ort und Stelle. Bei manchen Arten, wie zB Skorpionen und manchen Molchen, wird hingegen eine Spermatophore (ein Spermienpaket) vom Männchen abgesetzt und vom Weibchen aufgenommen. 1 Kloake: cloaca (lat.) = Abzugskanal; Körperöffnung, die eine gemeinsame Ausmündung von Harnröhre, Darm und Geschlechtsorgan ist 2 Hämolymphe: Insekten wie Bettwanzen haben kein geschlossenes Blutgefäßsystem wie der Mensch, sondern ein offenes. Das heißt die Körperflüssigkeit, auch genannt Hämolymphe, umfließt frei die Organe, die in der Leibeshöhle des Insektenkörpers liegen. Der Name der Körperflüssigkeit kommt daher, weil Blut und Lymphe hier nicht getrennt sind. 3 Kannibalismus: Auffressen von Individuen, die zur eigenen Art gehören Abb.15: Paarungsball. Bei der Rotseitigen Strumpfbandnatter bilden Männchen Paarungsbälle aus mehreren hunderten Schlangen rund um ein Weibchen, das irgendwo in diesem Knäuel steckt! Abb.16: Traumatische Insemination. Bettwanzenmännchen durchstechen bei der Begattung mit ihrem Penis die Körperwand der Weibchen. 1 W/E Schwarze Witwen sind Spinnen, von denen man weiß, dass bei ihnen sexueller Kannibalismus3 vorkommt. Recherchiere das Paarungsverhalten der Schwarzen Witwen und erkläre es in ein paar Sätzen. Der Begriff „Schwarze Witwe“ hat es sogar in unsere Alltagssprache geschafft. Erkläre die Verwendung dieses Begriffes! 2 W/E Bei der traumatischen Insemination der Bettwanzen können die eingebrachten Spermien bis zu den Eierstöcken des Weibchens gelangen – erläutere den Grund dafür. Bei Säugetieren könnte eine solche Insemination nicht funktionieren – begründe dies. Literatur: Stutt, A. D.; Siva-Jothy, M.T.: Traumatic insemination and sexual conflict in the bed bug Cimex lectularius. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 2001, Vol. 98, I. 10, p. 5683–5687. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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