am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 45 Hormonsystem Bei Stress arbeiten Hormon- und Nervensystem eng zusammen 1 S Beim Joggen fängt man recht schnell an zu schwitzen und der Puls erhöht sich. Obwohl man viel Energie verbraucht, verspürt man keinen Hunger. Stelle eine Vermutung an, wie diese Symptome zustande kommen, und überprüfe deine Hypothese mit Hilfe von Literatur. Bei Stress wird neben dem Sympathicus auch das Hormonsystem aktiviert – konkret die Nebennieren. Diese zwei Hormondrüsen liegen den Nieren auf und bestehen aus zwei unterschiedlichen Anteilen, dem zentralen Nebennierenmark und der umgebenden Nebennierenrinde. In Stresssituationen beeinflusst der Sympathicus auch das Hormonsystem. So hemmt er die Insulinabgabe in der Bauchspeicheldrüse, um für eine gute Verfügbarkeit von Glukose im Blut zu sorgen. Zugleich aktiviert er das Nebennierenmark, das daraufhin Adrenalin und Noradrenalin freisetzt (kAbb. 13 a). Diese beiden Hormone erhöhen die Stressreaktion des Körpers, sie steigern Herzfrequenz und Blutdruck. Daneben fördern sie die Freisetzung von Glukose. In unserer modernen Welt sind Stresssituationen meist emotionaler bzw. geistiger Natur (zB eine Prüfung). Für unsere Vorfahren war aber die Mobilisierung sämtlicher Kräfte oft überlebenswichtig. Bedrohliche Situationen ließen sich vielfach durch Kampf oder Flucht lösen. Daher spricht man bei einer akuten Stressreaktion vom Fight-or-Flight-Syndrome. Im Gegensatz zu akutem Stress – zB einer Schrecksituation – wird der Mensch oft mit länger anhaltendem Stress konfrontiert. Hier kommt ein anderes System zum Einsatz: Der Hypothalamus aktiviert die Hypophyse, die daraufhin adrenocorticotropes Hormon1 (ACTH) freisetzt. Dieses Hormon aktiviert die Nebennierenrinde, welche ua. mit der Abgabe des Hormons Cortisol reagiert (kAbb. 13b). Cortisol aktiviert abbauende Stoffwechselvorgänge und fördert so die Glukosebildung aus dem Glykogen der Muskelzellen. Gleichzeitig hemmt Cortisol auch das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend (daher wird es auch als Medikament eingesetzt). Generell erhöht Cortisol die Widerstandsfähigkeit des Körpers, hat also bei gelegentlicher Stresseinwirkung eine positive Auswirkung. Man nennt diese Reaktion allgemeines Anpassungssyndrom. Chronischer Stress dagegen führt zu gesundheitlichen Schäden: Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sowie erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten können die Folge sein. 1 adrenocorticotropes Hormon: ad (lat.) = neben, ren (lat.) = Niere, cortex (lat.) = Rinde, tropein (griech.) = wenden; also auf die Nebennierenrinde gewandt; Hormon zur Aktivierung der Nebennierenrinde Akuter Stress führt zur Aktivierung des Nebennierenmarks und Freisetzung von Adrenalin (schnelle Reaktion) Dauernder Stress führt zur Aktivierung der Nebennierenrinde und Freisetzung von Cortisol (langsame Reaktion) Variabilität, Verwandtschaft, Geschichte und Evolution In der Evolution des Menschen (bzw. seiner Vorfahren) war die beschriebene Stressreaktion eine lebenswichtige Anpassung an Gefahren der Umwelt, also eine positive Reaktion. In unserer heutigen Umwelt ist diese Reaktion nicht immer ganz angepasst, da Stresssituationen oft nicht durch körperliche Leistungsfähigkeit zu bewältigen sind. Ebenso ist die natürliche Abfolge von Stress und Erholung in unserem Leben nicht immer in dem Ausmaß gewährleistet, an das der ursprüngliche Mensch angepasst ist. Abb.13: Stressreaktion und Nebennieren. Bei akutem Stress aktiviert das vegetative Nervensystem über den Sympathicus das Nebennierenmark, das mit der Abgabe von Adrenalin und Noradrenalin reagiert. Dies führt zur schnellen Reaktion (Fight-or-Flight-Syndrome). Bei länger dauernden Stress aktiviert die Hypophyse über ACTH die Nebennierenrinde. Diese gibt Cortisol ab, das eine langsame Reaktion hat (allgemeines Anpassungssyndrom). Fight-or-Flight-Syndrom (schnelle Reaktion) allgemeines Anpassungssyndrom (langsame Reaktion) Hypothalamus Hypophyse Sympathicus Nebennierenmark Nebennierenrinde Adrenalin Noradrenalin ACTH Cortisol Hypothalamus-Hormon Über Nervenzellen aktiviert der Hypothalamus den Sympathicus,… …der das Nebennierenmark zur Hormonabgabe veranlasst. Über ein Hormon steuert der Hypothalamus die Hypophyse,… …die über das Hormon ACTH die Nebennierenrinde zur Hormonabgabe veranlasst. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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