am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 43 Hormonsystem Hormone verändern das Verhalten Es ist bekannt, dass die Geschlechtshormone nicht nur die Ausprägung der Geschlechtsmerkmale beeinflussen (siehe S. 72). Daneben haben sie auch Einfluss auf das Verhalten: Das männliche Geschlechtshormon Testosteron bewirkt eher „draufgängerisches“ Verhalten bei Burschen, während Mädchen durch Änderungen des Östradiol-Spiegels zu Stimmungsschwankungen neigen. Ein weniger bekanntes, aber sehr aussagekräftiges Beispiel zeigt sich anhand einer Untersuchung von Präriewühlmäusen. Diese Tiere sind streng monogam1 (im Vergleich zu polygamen2 Bergwühlmäusen), das heißt, sie zeigen langfristige Partnerbindung. Hier wurde ein Zusammenhang mit dem „Kuschelhormon“ Oxytocin gefunden. Die Forscherinnen und Forscher versetzten eine Präriewühlmaus in eine Stresssituation und setzten sie dann zurück zum Partner. Sofort kuschelten die Tiere aneinander und begannen mit gegenseitiger Fellpflege, um den Stress zu lindern. Dies erfolgt nur bei Partnern, nicht bei „Fremden“. In weiteren Tests wurden den Tieren Oxytocin-Antagonisten (das heißt Stoffe, die als Gegenspieler zu Oxytocin wirken) in verschiedene Gehirnbereiche injiziert (kAbb. 11, links). Bei Injektion in Hirnareale, die mit Sozialverhalten und Belohnung zu tun haben, zeigt sich folgende Wirkung: Die Fellpflege erfolgt nun verstärkt bei Fremden, die Tiere verhielten sich also plötzlich „untreu“, eher polygam. Eine Injektion in einen Bereich, der eine andere Funktion hat (Bewegungskontrolle), zeigte keine Wirkung. Es ist allerdings nicht so einfach, dass Oxytocin eine polygame Art plötzlich monogam macht. Vielmehr kommt es auf die artspezifische Verteilung der Oxytocinrezeptoren im Gehirn an. Beim Vergleich der Verteilung zeigt sich für Präriewühlmäuse ein anderes Bild als bei Bergwühlmäusen (kAbb. 11, rechts). Die Forscherinnen und Forscher konnten einen hormonellen „Empathie“-Mechanismus nachweisen, der auch bei Menschen und Menschenaffen bekannt ist. Dies zeigt beispielhaft, dass komplexe, alltägliche Verhaltensweisen durch molekulare Vorgänge kontrolliert werden. 1 Monogamie: monos (griech.) = allein, gamos = Ehe; bezeichnet eine Partnerschaft mit nur einem Partner („Einehe“) 2 Polygamie: polys (griech.) = viel; bezeichnet die Partnerschaft mit vielen Partnern („Vielehe“) Bei Präriewühlmäusen wurden durch gezielte Oxytocin-Injektionen Änderungen des Verhaltens hervorgerufen Abb.11: Zusammenhang zwischen Oxytocin und Verhalten bei Präriewühlmausweibchen. Bei Behandlung mit Oxytocin-Antagonisten in Gehirnstrukturen, die mit Emotionen oder Sozialverhalten zu tun haben (NAcc, PFC) ändert sich das Verhalten (links). PFC PFC NAcc NAcc CP CP 0 20 40 60 80 Kontrolle ohne Hemmung NAcc PFC CP Zeit mit Fellkontakt (Minuten pro 3 Stunden Test) Das caudate Putamen (CP) ist an der Bewegungskontrolle beteiligt. Der Nucleus accumbens (NAcc) ist ein Zentrum des Belohnungssystems im Gehirn. Oxytocin-Antagonisten wurden in die jeweiligen Gehirnstrukturen der Präriewühlmäuse injiziert. Der präfrontale Cortex (PFC) kontrolliert Sozialverhalten und Zukunftsplanung. Präriewühlmäuse, monogam Bergwühlmäuse, polygam Fellkontakt mit Partner Fellkontakt mit Fremden Unterschiedliche Verteilung der Oxytocinrezeptoren im Gehirn (rot) „treu“ „treu“ „untreu“ „untreu“ 1 S Oxytocin ist in bestimmten Nasensprays enthalten und kann bei Schwangeren Wehen auslösen. Diskutiere, ob man durch solche Nasensprays Menschen „treu“ machen kann. 2 W Der oben genannte Sachverhalt wurde unter dem Titel „Oxytocin-dependent consolation behavior in rodents“ von J. P. Burkett et al. im renommierten Fachblatt „Science“ publiziert (Science 351, 2016, p. 375–378). Suche im Internet nach dem Artikel, lies den Abstract und versuche, diesen Text möglichst exakt ins Deutsche zu übersetzen (mit Hilfe deines Wissens aus dem obigen Text). Was ist die Aufgabe eines Abstracts bei wissenschaftlichen Arbeiten? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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