am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 24 Es gibt viele neuronale Beschwerden, die oft als bloße Stimmungsschwankungen abgetan werden. Das häufigste Beispiel ist die Depression, die jeder fünfte Mensch mindestens einmal im Leben in schwerer Form erlebt. Oft steht dies im Zusammenhang mit einem belastenden Erlebnis, es gibt aber auch Fälle, wo Depressionen anhalten. Eine spezielle Form ist die manisch-depressive Erkrankung, die auch als bipolare Störung bezeichnet wird. Etwa jede zwanzigste Person ist irgendwann in ihrem Leben davon betroffen. Typisch für die Erkrankung ist der episodische Verlauf mit manischen und depressiven Phasen, also Schwankungen zwischen „übertrieben euphorisch“ und „zu Tode betrübt“ (kAbb. 17). Während in der depressiven Phase sogar Selbstmordgedanken auftreten können, kommen Betroffene in der manischen Phase zu unpassend freudiger oder gereizter Stimmung. Diese Symptome hängen mit einer Störung des Stoffwechsels im Gehirn zusammen. Eine Depression kommt durch ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter Dopamin, Serotonin und Noradrenalin zustande. Vor allem ein Mangel der beiden letzteren begünstigt eine Depression. Manische Phasen dagegen werden durch einen Überschuss von Dopamin und Noradrenalin begünstigt. Obwohl das einfach klingt, gibt es hier viele unbeantwortete Fragen. Dazu gehört, warum gegensteuernde Medikamente unmittelbar an den Synapsen wirksam werden, die antidepressiven Effekte aber erst nach Wochen einsetzen. Ein Beispiel für die Wirkung antidepressiver Medikamente ist in Abbildung 18 gezeigt. Das Enzym Monoaminooxidase (MAO) baut Serotonin im synaptischen Spalt ab und begünstigt so die Depression. Dem wirken MAO-Hemmer entgegen, die das Enzym in ihrer Wirkung stark einbremsen. Andere Medikamente, wie zB Trizyklika, verhindern die Wiederaufnahme von Serotonin, wodurch es länger im synaptischen Spalt wirksam ist. Die Depression ist nur ein Beispiel, bei dem der Zusammenhang zwischen der Krankheit und Vorgängen an der Synapse belegt ist. Viele andere neurologische Erkrankungen konnten auf Veränderungen der Hirnphysiologie zurückgeführt werden. Bei der Parkinson-Krankheit kommt es zum Absterben von Neuronen mit Dopamin als Transmitter. Bei der Alzheimer-Krankheit verklumpen fehlerhaft gefaltete Proteine und stören so zunehmend die Funktion des Gehirns. Gegenwärtig arbeitet die Forschung sehr intensiv daran, das molekulare Verständnis neurologischer Störungen zu untersuchen. Depressionen werden durch ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern begünstigt Abb.17: Symptome bipolarer Störungen. Die Dauer der Phasen beträgt eine Woche oder länger, die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Manie Depression Zeit (Wochen) Stimmungshoch Stimmungstief ausgeglichener Zustand Manie: euphorisch; Denken, Sprechen und Handeln beschleunigt; risikoreich; unüberlegt; gesteigertes Selbstbewusstsein; vermindertes Schlafbedürfnis Depression: Pessimismus; Angst; langsames Denken, Sprechen und Handeln; Erschöpfungsgefühl; Aufmerksamkeitsstörung; sozialer Rückzug; Interesselosigkeit; vermehrtes Schlafbedürfnis Steuerung und Regelung Die Wirkung von Neurotransmittern und die Störungen, die damit zu tun haben, zeigen, dass die Übertragung von Signalen an den Synapsen sehr fein reguliert werden kann. Wie am Beispiel der Depression gezeigt, sind die Zusammenhänge sehr komplex. Man könnte meinen: „mehr Substanz = mehr Wirkung“. Doch das gilt nur in seltenen Fällen. An der Entschlüsselung dieser Steuerungs- und Regulationsmechanismen wird gegenwärtig sehr aktiv geforscht. Abb.18: Wirkungsweisen von Antidepressiva. MAO Serotoninabbauprodukte Vesikel mit Serotonin Serotonintransporter Serotonin Serotoninrezeptor präsynaptisches Neuron postsynaptisches Neuron synaptischer Spalt Na+ Aufnahmeblocker Bindungsstelle für Serotonin Manche Antidepressiva (Trizyklika) blockieren die Wiederaufnahme von Serotonin. Dadurch wirkt es länger an den postsynaptischen Rezeptoren. Das Enzym Monoaminooxidase (MAO) baut Serotonin im synaptischen Spalt ab. MAO-Hemmer verlängern die Serotoninwirkung an den postsynaptischen Rezeptoren. Serotonin aktiviert postsynaptische Rezeptoren. Störungen des Hirnstoffwechsels können neuronale Erkrankungen verursachen 1 W Im Text wird erwähnt, dass Depressionen oft als Stimmungsschwankungen abgetan werden. Suche im Internet nach genauen Beschreibungen der beiden Beschwerden und stelle die Unterschiede gegenüber. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verla s öbv

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