am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 167 Verhaltensbiologie 8.4 Menschliches Verhalten 1 W An der Universität Wien beschäftigen sich Forscherinnen und Forscher in der Verhaltensbiologie und Kognitionsforschung mit der Kommunikation von Tieren. Recherchiere im Internet und identifiziere drei Arten, deren Verhalten erforscht wird. Tierisches Verhalten – menschliches Verhalten Zwillingsstudien: Nature vs. Nurture Nachdem Zwillinge meist in denselben Familien aufwachsen und daher nicht nur ihre Gene, sondern auch die Familienumgebung teilen, lassen sich so Vergleiche anstellen: Häufig werden eineiige Zwillinge (die alle Gene miteinander teilen, kAbb. 19) mit zweieiigen Zwillingen (die im Mittel die Hälfte aller Gene miteinander teilen) verglichen. Manchmal werden auch Zwillinge, die getrennt voneinander aufwachsen, verglichen. Die Forschungsrichtung, die sich mit solchen Studien beschäftigt, nennt man Verhaltensgenetik. Mit einer ausreichenden Anzahl von untersuchten Zwillingspaaren lassen sich so Rückschlüsse darauf ziehen, welcher Anteil der Variation eines Verhaltens genetisch bestimmt ist und welcher umweltbeeinflusst ist. Mit Hilfe solcher Zwillingsstudien konnte errechnet werden, dass fast alle unserer Verhaltenseigenschaften, von der Aggressivität bis hin zur Offenheit einer Person, von den Genen mitbestimmt werden. Die Zwillingsstudien zeigen also, dass sich eineiige Zwillinge auch im Verhalten und in ihrer Persönlichkeit ähnlicher sind als zweieiige Zwillinge. Unsere Gene haben also einen Einfluss auf unser Verhalten, der Umwelteinfluss ist aber mindestens genauso wichtig! Unsere Gene bestimmen allerdings nicht, ob sich jemand in einer gewissen Situation aggressiv verhält oder nicht. Sie sind bloß eine gewisse Vorbedingung, nicht mehr. Welcher Anteil der Variation in einer Verhaltensweise genetisch bestimmt ist lässt sich durch Zwillingsstudien feststellen Abb.19: Eineiige Zwillinge. Manche Konzepte aus der Verhaltensbiologie von Tieren können sinnvoll auf menschliches Verhalten übertragen werden. Jedoch sollte man hier durchwegs vorsichtig sein! Menschliches Verhalten ist äußerst komplex und situationsabhängig. Nur wenige Verhaltensweisen (zB der Klammerreflex, kS.158, Abb. 2) sind wirklich vollständig genetisch festgelegt. Fast alle menschlichen Verhaltensweisen sind auch stark von der Umwelt abhängig. Ein Aspekt dabei ist, dass Menschen ihre Umwelt aktiv gestalten. Auch Tiere können ihre Umwelt verändern, Menschen haben dies jedoch in einem nicht vergleichbaren Ausmaß getan: Sie haben eine komplexe Kultur mit Sprache und Schrift entwickelt, sie bauen Städte, leben in Häusern und betreiben Landwirtschaft zur Versorgung ihrer Art. All dies beeinflusst das menschliche Verhalten. Vergleichende Studien zwischen Menschen und Tieren, insbesondere mit anderen Primaten1, bieten Forschern und Forscherinnen die Möglichkeit zu studieren, in welchen Verhaltensweisen der Mensch seinen nächsten Verwandten ähnelt. Mit der Erforschung der Sprachfähigkeit und der Intelligenz setzt sich beispielsweise die Kognitionswissenschaft2 auseinander (kAbb. 18). Welche Teile unseres Verhaltens ein Produkt der Evolution sind und in unseren Genen liegen und welche und zu welchem Ausmaß sie von unserer Erziehung und Umwelt abhängig sind, sind Fragen, die Forscher und Forscherinnen nach wie vor beschäftigen. Man nennt dies die „Nature vs. Nurture“-Debatte (Natur vs. Aufzucht). 1 Primaten: Ordnung der Säugetiere, zu der Affen, Halbaffen, Menschenaffen und auch Menschen gezählt werden. 2 Kognition: cognitio (lat.) = erkennen; alle Denkprozesse eines Tieres, also alle Prozesse bei denen Informationen verarbeitet werden Menschliches Verhalten ist komplex und situationsabhängig Die Kognitionsforschung beschäftigt sich unter anderem mit der Sprachfähigkeit und Intelligenz Abb.18: Kleinkind und Schimpanse. Obwohl Schimpansen im Gegensatz zu kleinen Kindern die Laute, die zum Sprechen nötig sind, nicht produzieren können, sind sie dennoch imstande Symbole und damit eine Art Zeichensprache zu erlernen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum d s Verlags öbv

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