am Puls Biologie 6, Schulbuch

164 Ein Wolfsrudel, ein Schwarm Fische – das Leben in der Gruppe Das Leben in einer Tiergruppe bietet Schutz gegen Räuber, Informationen über Nahrungsquellen können innerhalb der Gruppe ausgetauscht werden und es ist auch leichter, in einer Gruppe einen Paarungspartner zu finden. Da das Leben in einer Gruppe also einige Vorteile im Vergleich zum Einzelgängertum bietet, findet man solche Gruppen im Tierreich zuhauf. Tiergruppen unterscheiden sich aber stark in ihrer Struktur. Seeigel sitzen dicht an dicht an einer Felsküste, bilden aber keine Gruppe sondern leben nur in enger Nachbarschaft, weil ihnen eine gewisse Stelle an der Küste gute Lebensbedingungen bietet. Fisch- und Vogelschwärme sind meist anonym und offen, das heißt, Individuen können frei zwischen verschiedenen Gruppen wechseln. Bei sozialen Insekten, in Wolfsrudeln (kAbb. 12), Pferdeherden oder in den Verbänden von Affen ist dies ganz anders. Diese Gruppen besitzen eine klare Stuktur, sodass ein fremdes Tier nicht einfach eindringen kann. Es wird entweder ausgeschlossen, oder es erkämpft sich seinen Platz in der Gruppe durch Aggression oder Unterwerfung. Die Tiere in Wolfsrudeln und Affengruppen kennen sich sogar individuell! Ein Leben in der Gruppe bietet viele Vorteile Kompartimentierung Du hast Kompartimente als „abgegrenzte Reaktionsräume“ kennengelernt (vgl. Zellorganellen und Organe des Körpers in am Puls Band 5). Auch Tiergruppen sind im Prinzip voneinander abgegrenzt, denn es ist meist sehr genau geregelt, welches Tier in welcher Gruppe leben darf. Diese soziale Struktur bietet den einzelnen Tieren Überlebensvorteile. Erst durch die Bildung von Gruppen haben die Tiere nun Möglichkeiten, die sie alleine nicht hätten. Ein Rudel Wölfe ist beispielsweise in der Gruppe erfolgreicher in der Jagd als ein einzelner Wolf. Abb.12: Tiergruppen. (a) Im Wolfsrudel kennt jedes Tier jedes andere und seinen Platz in der Rangordnung. (b) Bei Giraffenmännchen wird die Rangordnung durch Schlagen mit den Köpfen klargestellt. Aggressives Verhalten Giraffenmännchen zeigen das interessante Verhalten, dass sie mit ihren Hälsen ausholen und sich immer wieder mit ihren Köpfen schlagen. Sie versuchen insbesondere, den empfindlichen Bauch des Rivalen zu treffen. So wie bei diesen Giraffenmännchen ist das Miteinander vieler einzelner Tiere in einer Gruppe oft durch solche aggressiven Interaktionen gekennzeichnet. Meist führen diese Interaktionen nicht zu Verletzungen, sondern beschränken sich nur auf das Androhen, auf Imponieren und Scheingefechte. Tatsächlich ist der Zweck dieser Aggressionen meist das Klarstellen und Aufrechterhalten von Machtverhältnissen innerhalb der Gruppe. Rangordnungen werden so aufgebaut und erhalten. Ranghohe Tiere setzen ihre Interessen meist auf Kosten der rangniedrigen Tiere durch. Sie haben bevorzugt Zugang zu Nahrung, Wasser oder Schlafplätzen. Ranghöhere Tiere paaren sich außerdem bei vielen Säugetierarten häufiger und haben mehr Nachkommen. Bei den meisten Tierarten sind es die Männchen, die aggressive Interaktionen zeigen. Aber auch bei Weibchen gibt es Rangordnungen, zB bei Pavianen und Hyänen. Ob ein Tier eine niedrige oder hohe Rangordnung einnimmt wird aber nicht nur durch Kämpfe bestimmt, sondern auch durch Alter, Größe und Erfahrung. Bei aggressivem Verhalten innerhalb der Gruppe geht es um die Rangordnung Reproduktion Ranghohe Tiere haben Zugang zu mehr Paarungspartnern und können sich meist erfolgreicher fortpflanzen. Abb.13: Kämpfende Rothirsche. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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