am Puls Biologie 6, Schulbuch

Aufgaben 161 Verhaltensbiologie Operante Konditionierung – Lernen durch Versuch und Irrtum In ähnlicher Weise können Tiere lernen, bestimmte Handlungsabläufe verstärkt oder weniger oft zu zeigen, wenn sie beim zufälligen Auftreten dieser Verhaltensweise belohnt oder bestraft werden. Diese operante Konditionierung wurde vom amerikanischen Psychologen Burrhus F. Skinner (1904–1990) näher untersucht. Eine Ratte wurde dazu in einen Kasten mit mehreren Hebeln gesetzt und mit Futter belohnt, wenn sie bei ihren Erkundungen zufällig eine bestimmte Taste drückte. Innerhalb kurzer Zeit lernte die Ratte durch Versuch und Irrtum (trial and error), eine bestimmte Taste mit Nahrung zu verbinden und sie entsprechend häufiger zu drücken. Es ist bemerkenswert, dass Belohnung und Bestrafung hier aber unterschiedlich wirksam sind. Bestrafung unterdrückt ein Verhalten. Diese bedingte Hemmung bleibt bestehen, solange die Bestrafung anhält. Das Verhalten tritt aber häufig wieder auf, nachdem die Bestrafung aufgehört hat. Eine positive Verstärkung, das heißt eine Belohnung, wirkt dauerhafter, wie durch Experimente gezeigt werden konnte. Durch Versuch und Irrtum lernen nicht nur Tiere, sondern ebenso wir Menschen. Angeborene Verhaltensweisen können so optimiert werden. Verstärkung durch Belohnung und Bestrafung sind außerdem wesentliche Elemente unseres täglichen Miteinanders, nicht nur in der Erziehung kleiner Kinder. Auch Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen arbeiten zB mit Klienten und Klientinnen zusammen um Verhaltensweisen mittels positiver oder negativer Verstärkung zu ändern und so Gesundheit und Lebensqualität zu verbessern. Die Konditionierung kann aber nur Teile des menschlichen und tierischen Verhaltens erklären. Bei den meisten Verhaltensweisen sind komplexere Formen des Lernens, wie zB Lernen durch Beobachtung oder durch Einsicht, beteiligt. Belohnung wirkt dauerhafter auf das Verhalten als Bestrafung Soziales Lernen Zahlreiche Tierarten können durch das Beobachten von Artgenossen deren Verhaltensweisen und deren Methoden Probleme zu lösen übernehmen und in ihr eigenes Verhalten einbauen. Soziales Lernen durch Imitation setzt voraus, dass Tiere in der Lage sind, das nachahmenswerte Verhalten vom Vorbild loszulösen und auf sich selbst zu übertragen. Eine solche Imitation kann zur Ausbildung von regelrechten Traditionen führen! Bei Schimpansen gibt es zahlreiche Beispiele solcher Traditionen. So werden in der Schimpansenpopulation in Guinea Nüsse immer nur mit Steinen, an der Elfenbeinküste aber auch mit Stöcken aufgeschlagen. Meist lernen Tiere aber nicht nur durch Imitation, sondern sie perfektionieren ihr Verhalten weiter durch Versuch und Irrtum. Um den Umgang mit schwer zu fangender Beute oder die Fortbewegung in schwierigem Gelände zu beherrschen, reicht es nicht einfach nur „zuzusehen“ – selber üben, ausprobieren und perfektionieren ist gefragt. Soziales Lernen geschieht durch Beobachtung und Nachahmung von Artgenossen Information und Kommunikation Lernen durch Imitation ist eine fortgeschrittene Art des Lernens durch Beobachtung und Nachahmung. Durch Imitation können Verhaltensweisen weitergegeben werden, obwohl sie nicht genetisch vererbt werden. Abb. 8: Werkzeuggebrauch bei Gorillas. Dieses Gorillaweibchen benutzt einen Stock um die Tiefe des sumpfigen Wassers zu bestimmen, bevor sie es durchquert. 1 W Haustierbesitzer und -besitzerinnen bedienen sich der klassischen Konditionierung und der operanten Konditionierung bei der Erziehung ihrer Tiere. Nenne jeweils ein Beispiel dafür, wo diese Lernmechanismen benutzt werden, um ein Tier zu erziehen. 2 W Soziales Lernen spielt auch beim Menschen eine große Rolle. Finde drei Beispiele dafür und erkläre die Lernmechanismen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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